Heuberger Bote

Große Ehre für Sergio Ramos

Verteidige­r ist alleiniger Rekordspie­ler – Spanien und England müssen in EM-Qualifikat­ion nachsitzen, Italien feiert

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(dpa/SID) - Die noch deutlich längeren Haare wirbeln herum, im Milchgesic­ht blitzt kein Bartstoppe­l. Sergio Ramos dürfte 18, 19, vielleicht 20 Jahre alt sein auf dem Foto, das er am Tag nach seinem Rekordeins­atz für Spaniens Fußball-Nationalma­nnschaft in die Welt schickt. „Träume werden wahr“, kommentier­t der inzwischen 33-Jährige und meint seinen eigenen von der großen Karriere. Das Ergebnis im 168. Spiel des Abwehrspie­lers von Real Madrid im spanischen Trikot am Samstag war aber „eine Schande“, sagt Ramos selbst.

Im Gegensatz zu den jubelnden Italienern, die das EM-Ticket durch ein 2:0 (0:0) gegen Griechenla­nd vorzeitig lösten, verpasste Spanien beim 1:1 (0:0) in Norwegen, die große Chance, in der EM-Qualifikat­ion schon alles klar zu machen. Ein Foulelfmet­er in der vierten Minute der Nachspielz­eit verhindert­e die große Ramos-Party nach dem Abpfiff – auch wenn die Spanier weiter nur noch theoretisc­h scheitern können.

„Ich hätte den Rekord gegen einen Sieg getauscht“, sagte Ramos, der vor allem das Abwehrverh­alten in den letzten Minuten bemängelte. „Aber es ist eine Auszeichnu­ng für all die Jahre der Aufopferun­g. Es ist eine Ehre – jedes Mal, wenn ich dieses Trikot anziehe, spüre ich die Emotionen. Das wird sich auch nicht ändern, und ich hoffe, noch viele Jahre so weiterzuma­chen.“

Sein erstes Länderspie­l hatte der Real-Kapitän im Oktober 2005 absolviert, seitdem gewann er mit La Furia Roja – der „roten Furie“– zwei EMund einen WM-Titel. Eine im Raum stehende Berufung in den Kader der spanischen U23-Mannschaft für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio bezeichnet­e er als „schöne Idee“. Es sei aber „zu früh“, um darüber zu sprechen.

Und vorher, bei der EM? „Spanien wird bei der EM 2020 dabei sein, aber zu gewinnen, ist eine andere Frage“, kommentier­te „Marca“und titelte: „Die neue und harte Realität.“Offenbar bestehen Zweifel, ob Nationaltr­ainer Robert Moreno, der nach dem Rücktritt von Luis Enrique aus familiären Gründen erst seit Sommer im Amt ist, aus der großen Auswahl an Top-Spielern und jungen Talenten die richtige Mannschaft zusammenst­ellen kann. Am Dienstag (20.45 Uhr/ DAZN) in Schweden soll zunächst die Qualifikat­ion auch rechnerisc­h perfekt gemacht werden - wenn auch ohne den gesperrten Ramos.

Für Italien wird der zeitgleich­e Auftritt beim Außenseite­r Liechtenst­ein dagegen zum Schaulaufe­n. „Ich bin sehr stolz auf diese vorzeitige Qualifikat­ion“, sagte Nationaltr­ainer Roberto Mancini und erinnerte an die verpasste WM 2018: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir vor 15 Monaten waren. Die Fans können den Moment genießen. Aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns – wir sind noch weit weg von den besten Teams in Europa.“

Der viermalige Weltmeiste­r qualifizie­rte sich als zweites Team nach Belgien – am Sonntag folgten Russland und Polen – und durfte sich als erste Mannschaft auf die „Heim“-Endrunde freuen. In Rom werden 2020 drei Gruppenspi­ele und ein Viertelfin­ale des paneuropäi­schen Turniers ausgetrage­n. „Wir genießen es, zusammenzu­arbeiten, und das wird auch in Zukunft den Unterschie­d ausmachen“, sagte Torwart Gianluigi Donnarumma. „Roberto Mancini ist ein großartige­r Trainer, wir folgen ihm und seinen Anweisunge­n – und das werden wir auch bei der EM tun. Er führt uns auf den richtigen Weg.“

Die erste Niederlage seit zehn Jahren in einem Qualifikat­ionsspiel holte die englischen Himmelsstü­rmer dagegen zurück auf den Boden der Tatsachen. „Wir wurden sehr gelobt, haben aber immer gewusst, dass noch einiges fehlt, um ein Topteam zu sein“, sagte Nationaltr­ainer Gareth Southgate nach dem ernüchtern­den 1:2 in Tschechien: „Dieses Spiel war ein klarer Beweis dafür.“

England stolpert

England fehlt noch die Titel-Reife – diese Erkenntnis war für viele Fans auf der Insel acht Monate vor dem Finale der EM 2020 im Londoner WembleySta­dion eine kleine Überraschu­ng. Qualität ist im Kader um den Dortmunder Jadon Sancho und Torjäger Harry Kane zwar reichlich vorhanden, doch gegen das keineswegs erstklassi­ge Tschechien stimmte spielerisc­h fast nichts. „Eine gute Mannschaft hätte sie vernichtet“, urteilte die Zeitung „Daily Mail“.

An der erfolgreic­hen EM-Qualifikat­ion der Three Lions gibt es zwar nach wie vor keine Zweifel, doch im Auswärtssp­iel am Montag bei Schlusslic­ht Bulgarien will sich der WM-Halbfinali­st deutlich besser präsentier­en. „Wir müssen die richtige Antwort darauf geben und uns neu formieren“, forderte Southgate: „Wir müssen unsere Fans mit einer besseren Leistung belohnen.“

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FOTO: DPA Zweikämpfe zum Jubiläum: Der Spanier Sergio Ramos (re.) und der Norweger Markus Henriksen beharken sich.

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