Ein Korb für Kramp-Karrenbauer
Kramp-Karrenbauer erntet bei der Jungen Union Applaus – Aber ihre Position bleibt wackelig
Höflicher Applaus und am Ende ein Korb voller Geschenke von JU-Chef Tilman Kuban: Die zuletzt in die Kritik geratene CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (Foto: dpa) hat am Sonntag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Saarbrücken, eine leidenschaftliche Rede gehalten. Zum JU-Beschluss, den nächsten Kanzlerkandidaten per Urwahl zu bestimmen, sagte sie: „Der politische Gegner sitzt immer außerhalb unserer Reihen, nie innerhalb.“
(dpa) - Gut eine halbe Stunde lang hat die umstrittene CDU-Chefin den aufmüpfigen Parteinachwuchs umschmeichelt und umworben, an die traditionelle Geschlossenheit der Union appelliert und ein wenig Selbstkritik geübt. Als Annegret Kramp-Karrenbauer fertig ist, stehen die allermeisten der gut 1000 Delegierten und Gäste beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Saarbrücken auf. Minutenlang wird die Saarländerin rhythmisch beklatscht. Auch JU-Chef Tilman Kuban, nicht gerade als großer Fan bekannt, scherzt mit AKK.
Am Morgen frühstückt KrampKarrenbauer erstmal mit EVP-Fraktionschef Manfred Weber, dann kommt sie zur JU. Draußen vor der Halle wird sie von einer Gruppe ausländischer Gäste empfangen, es gibt Fotos und Selfies mit der Vorsitzenden. Ob sie denn nervös sei, fragt ein Reporter sie beim Reingehen. „Nö“, gibt sie zurück. Natürlich. Doch wenn man sie kurz vor ihrer wichtigen Rede beobachtet, ist auch etwas Anspannung zu spüren. Natürlich.
Ihr Auftritt soll locker wirken
Beim Einzug empfängt die JU Kramp-Karrenbauer wie alle Redner zuvor mit viel Beifall und peppiger Musik (Avicii, „Levels“) fast wie einen Popstar. Auf der Bühne ist dann bei AKK von Druck und Anspannung nichts zu sehen. Sie stellt sich nicht hinter ein Rednerpult, sondern nimmt ein Mikrofon in die Hand, geht auf und ab – ein erprobter Kniff, wenn es darum gehen soll, locker zu wirken. Von Anfang an bemüht sich die Vorsitzende, den wegen mieser Umfragewerte verunsicherten Parteinachwuchs einzufangen.
AKK erinnert an ihre Vergangenheit bei der JU, berichtet von den jüngsten Reisen als Verteidigungsministerin nach Afrika oder ins Baltikum – und verbindet das mit einer kleinen Spitze auf ihre Rivalen. Natürlich habe sie auch dort das JUTreffen verfolgt, per Livestream. Was sie gesehen habe, habe sie doch sehr an die Castingshow „Germanys next Topmodel“erinnert, spottet KrampKarrenbauer.
Direkt muss sie da gar nicht auf die umjubelten Auftritte ihrer möglichen Rivalen um den Parteivorsitz – Friedrich Merz am Freitagabend, Armin Laschet und Jens Spahn am Samstag – eingehen. In der Halle versteht jeder, was sie meint.
AKK gibt sich auch selbstkritisch. Es sei bei weitem nicht alles gelungen in den vergangenen zehn Monaten seit ihrer Wahl. Aber man habe doch auch vieles geschafft. Etwa beim Klima oder der Digitalisierung die programmatischen Lücken geschlossen, viele neue Köpfe und junge Gesichter gebe es in der Partei.
Immer wieder wird der Auftritt von Beifall unterbrochen – besonders, wenn Kramp-Karrenbauer über Sicherheitsthemen redet, Clankriminalität, Bundeswehr, Migration. Kein Wunder, die JU gilt als stramm konservativ. Den Beschluss für eine Urwahl bei der Kanzlerkandidatur, mit dem die JU der Vorsitzenden eine schmerzhafte Niederlage bereitet hat, spricht Kramp-Karrenbauer gar nicht erst an.
Dafür lobt sie den Nachwuchs als Vorreiter und Innovationsmotor. Ganz aus dem Häuschen sind die rund 1000 Delegierten und Gäste, als AKK schmeichelt: „Mit der JU kuschelt man nicht, mit der streitet man.“Aber sie mahnt auch: „Lasst uns nie vergessen: Der politische Gegner sitzt immer außerhalb unserer Reihen, nie innerhalb.“
Doch auch wenn die JU Geschlossenheit demonstriert, Kramp-Karrenbauer wird ahnen: Das Murren über die Umfragezahlen und ihre Patzer wird sich so schnell nicht legen. Im Kampf um die nächste Kanzlerkandidatur werde zählen, ob sie aus dem Umfragekeller bei der Beliebtheit komme und die Partei endlich wieder die ersehnten besseren Werte erreiche, glauben erfahrene CDUler. Eines ist klar: Die Spitzen von CDU und CSU würden am Ende jenen Kandidaten ins Rennen ums Kanzleramt schicken, von dem sie die größten Erfolgschancen erwarten.
So gibt es in der Kanzlerkandidatendebatte nach diesem Deutschlandtag keinen neuen Stand: Die möglichen AKK-Rivalen – Ex-Fraktionschef Friedrich Merz, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet oder Gesundheitsminister Jens Spahn – haben bei ihrem Schaulaufen vor dem Parteinachwuchs punkten können.
Am meisten wohl der Sauerländer Merz.