Aus der Drogenfalle befreit
Gemeinderat stimmt für Einzelhandelskonzept - Ein Schritt von vielen weiteren
Youtube-Star $ick erzählt Jugendlichen in Aldingen über seine Drogenkarriere.
- Im Februar ist Matthias Prüller vom Institut für Marketing und Kommunalentwicklung aus Aalen im Trossinger Gemeinderat heftiger Gegenwind entgegen geschlagen, als er seine Ideen für ein Einzelhandelskonzept vorstellte. Nun aber konnte er die Räte für sich gewinnen, wenn auch viel Überzeugungsarbeit dafür nötig war.
Die Empfindlichkeiten im Trossinger Gemeinderat waren am Montagabend bei der Vorstellung des Konzepts klar zu erkennen. Besonders die Einzelhändler am unteren Kreisverkehr sorgten sich, durch das neue Konzept, das den Einzelhandel in Trossingen stärken soll, ins Hintertreffen zu geraten. Matthias Prüller wurde deshalb nicht müde zu versichern, dass der Einzelhandel vom oberen bis zum unteren Kreisverkehr gehalten und unterstützt werden solle. Und er machte den Trossingern Mut: Die Stadt sei sehr gut aufgestellt und habe „noch weiteres Potential.“In Zukunft würden einige Städte ihren Einzelhandel an den Onlinehandel verlieren. „Da wird Kaufkraft frei, darum müssen Sie kämpfen.“Die Voraussetzungen seien in Trossingen dafür sehr gut, so die Einschätzung des Experten.
Alexander Keller, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Trossingenactiv und Inhaber eines Fachgeschäfts am unteren Kreisverkehr, hatte das Gutachten im Februar noch stark kritisiert, zeigte sich nun aber versöhnlicher. Die Probleme der ersten Version seien „klar erkannt“worden. Der Werbegemeinschaft, aber auch dem Gewerbeverein, der durch Stefan Kern vertreten wurde, sei es wichtig, dass die gesamte Hauptstraße vom oberen bis zum unteren Kreisverkehr in das Konzept aufgenommen werde. Die Aufwertung des Rudolf-Maschke-Platzes habe „Priorität“, denn er sei das Sorgenkind, so Keller. „Eine langfristige Strategie für die Aufwertung des MaschkePlatzes ist für die ganze Hauptstraße von großer Bedeutung“, betonte er. „Ein kurzfristiges Erste-Hilfe-Paket“werde derzeit von den Einzelhändlern erarbeitet, noch müsse aber geklärt werden, wie dieses finanziert und umgesetzt werden könne.
Stefan Kern, Vorsitzender des Gewerbevereins und im Hauptberuf Vorstand der Trossinger Volksbank, brachte einen weiteren Aspekt auf. „Uns ist die Frage ein bisschen zu kurz gekommen, was Trossingen einzigartig macht, wie die Schwerpunkte Musik- und Studentenstadt hervorgehoben werden können.“Er zeigte sich optimistisch, dass Trossingen im Wettbewerb um Kunden bestehen werden könne. „Trossingen hat mehr zu bieten als viele Städte in der Umgebung. Wir möchten, dass die Menschen nach Trossingen kommen und die Stadt genießen“, sagte er.
Kern hatte auch Ideen für den Maschke-Platz: Gastronomie, Wasserspiele oder ein Schachspiel könnten den Platz beleben. Wichtig sei es jedoch, schnell erste Ideen umzusetzen.
Anika Neipp (FDP) gab Kern Recht: „Die Stadt muss besser vermarktet werden. Wir brauchen ein Stadtentwicklungskonzept und ein
„Die Frage ist, wo macht Entwicklung Sinn?“Matthias Prüller vom Institut für Marketing und Kommunalentwicklung
Konzept für Tourismus- und Stadtmarketing.“Ihr schwebe ein Mehrgenerationenplatz vor, auf dem Jung und Alt einen Anlaufpunkt finden.
Damit der Maschke-Platz das ganze Jahr über mit Leben gefüllt ist, dafür müsse man im Zweifel in Kauf nehmen, dass er beim Pfingst- und Kilbemarkt an „Marktfähigkeit“einbüße, so Dieter Görlich, SPD. Unzufrieden zeigte er sich über die zwei offenen Baulücken entlang der Hauptstraße. „In ganz Trossingen wird gebaut, warum an den beiden Stellen nicht?“
Bürgermeister Clemens Maier erklärte, dass es hier „verschiedene Motivationslagen“gebe und es sich bei beiden um Privatgrundstücke handele. Petra Hermann (CDU) erkundigte sich, ob die Stadt keinen Bauzwang in solchen Fällen durchsetzen könne. Doch Maier erklärte, dass solche Instrumente erst in den neuen Bebauungsplan eingebaut werden könnten.
Um Geschäfte in der Randlage machte sich Ingo Hohner (Freie Wähler) Sorgen. Denn das Einzelhandelskonzept umfasst eben nicht diese. Von einer Ausdehnung riet Prüller ab. „Die Frage ist, wo macht Entwicklung Sinn?“sagte er und schob die Antwort gleich hinterher. „Uns geht es darum, zwischen den Kreisverkehren einen Besatz herzustellen.“Schließlich fuße das Konzept darauf, den Einzelhandel und frequenzbringende Dienstleister dort zu konzentrieren. Bestehende Geschäfte stünden natürlich unter Bestandsschutz, betonte Prüller. Und außerdem könne der Rat in Einzelfällen Ausnahmen genehmigen.
Nach langer, teilweise emotionaler Diskussion stimmte der Rat dafür, ein Fachbüro mit der Überarbeitung und Vereinheitlichung der Bebauungspläne und zur Neuplanung der ausgewählten Gebiete zu beauftragen. So soll das Einzelhandelskonzept implementiert und umgesetzt werden.
Stefan Kern gab dem Gemeinderat noch einen Rat mit auf den Weg: „Es muss klar sein, dass dies hier ein erster Schritt ist, weitere müssen aber folgen.“