100 Punkte auf der Luigi-Lasagne-Skala
Die braven Winzerleute fahren derzeit die späten Trauben im Weinberg ein. Allerlei Arbeit ist damit verbunden, damit wir bald den Jahrgang 2019 verkosten können. Und mit dem Entkorken der ersten Flaschen geht der Bewertungsmarathon verschiedenster Weinführer und önologischer Fachleute los. Die diversen Systeme, um einen Wein zu beurteilen, führen zu mehr Verwirrung statt Klarheit. Während der Gault Millau mit maximal 20 Punkten auskommt, sind es bei Robert Parker bis zu 100. Darüber hinaus existieren auch noch Sterne-, Flaschenund Gläsersysteme, die mit unterschiedlicher Anzahl oder Farbe etwas über das Getränk verraten sollen. Bei solcher Unübersichtlichkeit stellt sich noch vor dem Trinken ein schwummriges Gefühl ein.
Anbieter von Weinen, die nicht immer mit der Elite der Winzer mithalten können, bedienen sich gerne selbst erfundener Bewertungsskalen, weil die dubiosen Tropfen kein seriöser Kenner bewerten würde – zumindest nicht positiv. Heraus kommen dabei italienisch oder englisch klingende Skalen mit exorbitant hoher Punktzahl und kreative Namen – vielleicht so ähnlich wie die Luigi-Lasagne- oder John-SingerSkala. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Am Ende empfiehlt es sich aber, den Wein dort zu kaufen, wo man ihn vor dem Bezahlen probieren darf. Das verhindert Fehlentscheidungen, hellt den Tag auf und regt die Fantasie an. Eine Skala, die für jeden Geschmack taugt, kann es eh nicht geben. Denn wo sollten sich Leute einsortieren, deren Lieblingswein schon immer Hefeweizen ist? (nyf)