Hochzeit mit Überraschungen
In „After the Wedding“prallen bei einer Trauung in New York zwei Welten aufeinander
Eine Hochzeit, ein dunkles Familiengeheimnis, ein Gast aus der Ferne – das klingt doch irgendwie vertraut? Tatsächlich gab es vor 13 Jahren schon einmal einen Film unter gleichem Namen und mit weitgehend ähnlicher Handlung, für den Regisseurin und Drehbuchautorin Susanne Bier viel Lob und eine Oscar-Nominierung erhielt. Warum das dänisch-schwedische Drama ausgerechnet jetzt noch einmal in einer amerikanischen Fassung neu aufgelegt werden musste, erschließt sich daher nicht auf Anhieb. Der wesentliche Unterschied zu „Nach der Hochzeit“besteht dieses Mal darin, dass das Geschlecht der Hauptfiguren ausgetauscht wurde – statt zwei Männern stehen nun zwei Frauen im Mittelpunkt. Und da diese mit Michelle Williams und Julianne Moore hochkarätig besetzt wurden, ist der Film dennoch sehenswert.
Dies gilt insbesondere für alle, die das Original noch nicht kennen. Denn die vielen überraschenden – und teils schon recht dick aufgetragenen – Wendungen sind weitgehend die gleichen geblieben. So leitet auch die nun von Williams gespielte Hochzeitsbesucherin ein Waisenhaus in Indien. In die Arbeit mit den Kindern steckt Isabel ihr ganzes Herz. Insbesondere für einen kleinen Jungen ist die Amerikanerin eine Ersatzmutter geworden. Finanziell rangiert die Organisation allerdings immer scharf am Abgrund. Daher willigt Isabel ein, als eine potentielle wohlhabende Spenderin sie persönlich kennenlernen möchte und nach New York einfliegen lässt.
Diese Theresa (Julianne Moore) ist eine extrem erfolgreiche und sehr dominante Werbemanagerin. Im kurzen Gespräch mit Isabel verkündet sie, noch einige Details der Förderung prüfen zu wollen und lädt sie über das Wochenende zur Hochzeit ihrer Tochter Grace (Abby Quinn) ein. Eher widerwillig sagt Isabel zu – und erspäht dann bei der Trauung vollkommen unerwartet ein aus der Vergangenheit vertrautes Gesicht: den Vater der Braut und Theresas Ehemann Oscar (Billy Crudup).
Weitere Überraschungen sollen nicht verraten werden, allerdings würden sich diese teils auch durchaus gut in eine Seifenoper einreihen. Dass sie nicht vollkommen unglaubwürdig wirken, ist vor allem Moore zu verdanken, die ihre Figur durchaus brüsk und nicht gerade sympathisch anlegt, unter der harten Schale aber immer wieder ihre Menschlichkeit durchscheinen lässt. Die sonst oft sehr emotionale Williams gibt sich dagegen recht verschlossen und rätselt wie der Zuschauer über Theresas Absichten.
Regisseur Bart Freundlich – Moores Ehemann – inszeniert das Geschehen meist recht adäquat. Den Kontrast zwischen dem Leben in Indien und dem enormen Reichtum in New York arbeitet er aber markant bis plakativ heraus. Bestes Beispiel: Als Theresa das Gespräch über das indische Waisenhaus wegen einer „Hummerkrise“bei der Hochzeit unterbrechen muss, dämmert wohl selbst der knallharten Geschäftsfrau kurzfristig das Absurde der Situation.