Die Wucht des VfB Stuttgart
Die Eindrücke am Wasen überwältigten Mittelfeldspieler Karazor – dann kam Gomez
(dpa) - Die Wucht und die Größe eines Clubs wie die des VfB Stuttgart waren für Neuzugang Atakan Karazor unvorstellbar – bis er sie selbst erlebt hat. „Erster Spieltag, ich geh’ ins Stadion rein und denke mir: ,Alter, was ist hier los?‘“, erzählte der defensive Mittelfeldspieler. Die mehr als 50 000 Zuschauer beeindruckten den inzwischen 23 Jahre alten Neuling. Und das nicht nur auf dem Weg durch den Spielertunnel, sondern auch ganz grundsätzlich – davon berichtete Karazor nun bemerkenswert offen.
„Die Erwartungshaltung ist etwas höher. Wenn du dann ins Spiel gehst und den ersten Fehlpass spielst, dann ist es für mich als jungen Spieler schon so gewesen: Das ist was Neues, das ist was Größeres. Das ist schwer für einen Spieler wie mich, damit umzugehen“, erklärte Karazor. „Das ist ein Lernprozess, damit muss ich umgehen. In der Phase bin ich halt auch zurzeit, dass ich lernen muss.“
Nach dem „richtig, richtig“guten Einstieg beim 2:1 zum Auftakt gegen Hannover 96 sei es bergab gegangen mit seiner Leistung. „Da bin ich auch selbstkritisch.“Einfache Ballverluste, Fehlpässe und andere Schlampigkeiten waren seither immer wieder Teil des Spiels eines Profis, der für Trainer Tim Walter eine so große Bedeutung hat wie kaum jemand sonst im stark besetzten Kader. Denn wie der neue VfB-Trainer stand Karazor vor einem Jahr noch beim kommenden Gegner Holstein Kiel (So., 13.30/ Sky) unter Vertrag und ist im Gegensatz zu seinen VfB-Kollegen mit Walters Spielidee seit Monaten vertraut.
Dennoch tat sich Karazor zuletzt immer wieder schwer, die Aufgabe zu erfüllen, auch wenn er selbst meinte: „Ich denke, dass ich es zurzeit gut hinbekomme.“Beim 1:2 gegen Tabellenschlusslicht Wehen
Wiesbaden vor der Länderspielpause aber konnte auch er den Verlust der Tabellenführung und die erste Niederlage nicht verhindern – mit ungewohnten Konsequenzen: „Zur Halbzeit haben wir viele Pfiffe gehört. Ich weiß nicht, gegen wen es ging, aber ich dachte gleich: ,Ey, die pfeifen jetzt uns aus‘“, erzählte er. „Das ist das erste Mal für einen Spieler wie mich, dass so was passiert.“
Walter setzte ihn zwar gegen Regensburg und Fürth auf die Bank, aber mit sieben von neun Spielen über 90 Minuten ist Karazors Bilanz im gut besetzten Mittelfeld mit Konkurrenten wie Santiago Ascacíbar, Gonzalo Castro oder Orel Mangala sehr ordentlich.
Denn an den grundsätzlichen Fähigkeiten zweifelt er zwar manchmal selbst, nicht aber die Kollegen. „Ich hatte mal ein kurzes Gespräch mit Mario (Gomez), das war nach dem zweiten Spieltag. Da habe ich auch gesagt: ,Mario, ich brauche ein bisschen Hilfe, ich mach’ mir da zu viel Kopf‘“, berichtete Karazor. „Dann kommt ein Mario und sagt: ,Du gehörst hier hin.‘“
„Erster Spieltag, ich geh’ ins Stadion rein und denke mir: ,Alter, was ist hier los?‘“