Vier Volksbank-Filialen machen dicht
Kundenkontakt wird durch Videoterminals ersetzt – Auch Geldautomaten werden abgebaut
- Schneller als geplant treibt die Volksbank SchwarzwaldDonau-Neckar die Schließung ihrer Kleinfilialen und deren Ersetzung durch Videoterminals voran. Während am Donnerstag das Terminal in Möhringen an den Start ging, folgen in der kommenden Woche Rietheim und Böttingen, in etwa vier Wochen Nendingen. Nach einer Einweisungsphase für die Kunden machen die jeweiligen Filialen dann in rund zwei Monaten dicht.
Statt an den Schalter zu gehen und einem Mitarbeiter gegenüber zu treten, wird der Weg etlicher Volksbank-Kunden künftig ein anderer sein: In der Videokabine, einem grauen Kasten namens „VR-Sisy“(VRService-Interaktiv-System) kommuniziert der Kunde über einen großflächigen Bildschirm mit einer VobaMitarbeiterin, die in Schwenningen sitzt. Mit ihrer Hilfe können Dinge wie Überweisungen, Daueraufträge oder Online-Banking erledigt werden. Dass die Daten – etwa auf dem Überweisungsformular – übertragen werden, wird durch ein Dokumenten-Ablagefeld möglich, das mit einem Scanner verbunden ist.
Mit dem Abzug der „echten“Mitarbeiter und der Schließung der Filial-Räume beschreitet die Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar einen Weg, den auch schon andere Banken gegangen sind. Vor zwei Jahren zog sich die Kreissparkasse aus elf Gemeinden des Landkreises Tuttlingen zurück. Wie nun auch bei der Voba war dieser Schritt der Wirtschaftlichkeit sowie der Tendenz geschuldet, dass sich das Privatkundengeschäft immer mehr ins Internet verlagert. In jeder Filiale müssten mindestens zwei Mitarbeiter vor Ort sein, rechnet Gerd Rettkowski, Direktor private Kunden bei der Voba in Tuttlingen, den Personalaufwand vor, den kleine Filialen mit sich brächten.
Laut der Analyse zum Nutzungsverhalten der Voba-Kunden würden die Klein-Filialen jedoch immer weniger genutzt, so die Aussage der Volksbank.
„Wir wollen den Mittelweg beschreiten“, ist es Rettkowski wichtig zu betonen, dass man nicht von einer „Filial-Schließung“sprechen könne. Anstatt sich komplett aus den betroffenen Orten zurückzuziehen, nehme die Volksbank rund 700 000 Euro in die Hand, um die Videoterminals einrichten zu können. Man wolle weiterhin für die Kunden erreichbar sein, betont er.
Im Gegenzug werden andere Standorte aufgerüstet: Die Filialen in Immendingen, Wurmlingen und Emmingen werden zu sogenannten Beratungscenter umgebaut, in denen künftig mehr Mitarbeiter arbeiten als bislang. Auch Kunden umliegender Gemeinden können diese Filialen dann besuchen.
In Liptingen schloss die bisherige Filiale Ende August allerdings komplett. Dort gibt es nur noch einen Geldautomaten, einen Auszugsdrucker sowie einen Briefkasten für Überweisungen. Der Gemeinderat Emmingen-Liptingen hat mittlerweile eine Resolution gegen die Entscheidung der Bank eingereicht (wir haben berichtet).
Aus den Gemeinden selbst kam – mit Ausnahme von Liptingen – bislang noch kein größerer Protest. „In Möhringen ist die Nachricht noch zu frisch, als dass ich schon Rückmeldungen bekommen hätte“, sagt Ortsvorsteher Günther Dreher. AmtsKollege Franz Schilling aus Nendingen tat seinen Unmut allerdings in der jüngsten Ortschaftsratssitzung kund und bezeichnete das Vorhaben der Volksbank unter anderem als „unmöglich“.
Neben der Umwandlung der Filialen stehen im Kreis Tuttlingen zudem die Schließung von zwei Geldautomaten an, die laut Volksbank zu wenig frequentiert seien. Wo genau, wollte Rettkowski noch nicht bekanntgeben, da die Gespräche mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden noch ausstünden.
Volksbank-Mitarbeiterin Elina Oldenburg wickelt künftig von Schwenningen aus die Geschäfte der Voba-Kunden aus Möhringen, Nendingen, Rietheim und Böttingen ab. Die Voba-Mitarbeiter Christian Duffner und Achim Bacher (von links) machen in der Möhringer Filiale vor, wie es geht. Die Bank schließt vier Filialen und ersetzt sie durch Videoterminals.