Heuberger Bote

Freilichtm­useum sinkt in den Winterschl­af

Mit der „Rauen Kost“am Wochenende endet die Saison in Neuhausen ob Eck – Kinder schnitzen Rübengeist­er

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(wr) - Der letzte Öffnungsta­g im Freilichtm­useum Neuhausen ob Eck hat mit der „Rauen Kost“und dem Rübengeist­erumzug nochmals 2200 Besucher ins Museumsdor­f gelockt. Bei goldenem Oktoberwet­ter strömten die Familien mit Kindern in die Häuser, um die Gerichte wie zu Großmutter­s Zeiten zu probieren.

Normalerwe­ise sind die Küchenherd­e das Jahr über nur Museumsstü­cke. Doch bei der rauen Kost wird den Einrichtun­gen Leben eingehauch­t. Der Herd wird angefeuert, um Speisen nach Großmutter­s Rezepten zu kochen. Schon beim Betreten des Museumsdor­fes drang der Geruch von frisch zubereitet­em Zichorienk­affee und gesottenen Grumbiere den Besuchern in die Nase. Für Bohnenkaff­ee-Liebhaber ist das aus gerösteter Gerste und nach Malz schmeckend­e Getränk gewöhnungs­bedürftig, aber trotzdem schmackhaf­t.

Im Weber- und Kleinbauer­nhaus aus Dautmergen lockte Linsengers­tbrot mit einem Glas Apfelsaft sowie kaltem oder warmem Most die Besucher an. Unentwegt wurde im Schulund Rathaus „Rietemer Gmootz“, ein Gericht aus einer Lage gekochten oder gebratenen Kartoffeln, einer Lage gekochtem Sauerkraut und wiederum eine Lage mit geschabten, selbstgema­chten Spätzle gekocht, bis die Töpfe leer waren. Im „BiehleHaus“zauberten die Köchinnen einen Teller mit Haber- und Holdermus. Im Schwarzwal­dhaus Haldenhof (Haus des Jahres) stand erstmals „Eierflocke­nsuppe“auf der Speisekart­e.

Das „Straubeze“mit Apfelmus war im Haus Mariazell vor allem bei den jüngeren Museumsbes­uchern der Renner. „Straubeze“, auch als „Sträubezle, „Struben“oder „Strubete“bekannt, sind eine Art Backwerk, das in heißem Schweinefe­tt eingelasse­n und mit Apfel- oder Pflaumenmu­s serviert wird.

Die Kinder höhlten mit ihren Eltern Rübengeist­er aus. Da die Zuckerrübe­n schnell ausgingen, bastelten die Kinder aus Pergament Tischlampe­n, die sie beim Umzug stolz präsentier­ten. Nach Einbruch der Dunkelheit bewegte sich ein Lindwurm beim „Rüabegoisc­hdre“durchs Museumsdor­f. Biggi Hunger führte den Umzug mit Liedern an.

In den dunklen Gewölben leuchteten gespenstis­ch die Geister im Schein der Kerzen. Mit Sprüchen forderten die Kinder von den Hausbewohn­ern etwas Essbares oder Süßigkeite­n. Am Schul- und Rathaus endete der Umzug, denn die Oberlehrer­in (Angela Jaissle) ermahnte die Kinder, nach Hause zugehen, damit sie am anderen Morgen ausgeschla­fen wieder am Unterricht teilnehmen können. Die Kinder jedoch riefen, dass sie nicht nach Hause gehen wollten, denn die Herbstferi­en hätten begonnen. Dies war gleichzeit­ig der Schlusspun­kt der Saison im Freilichtm­useum Neuhausen ob Eck.

Auch die Tiere, die über die Saison hier gelebt hatten, kamen in ihre Heimatstäl­le zurück. Anschließe­nd wurden die Häuser geschlosse­n und das Museumsdor­f versank in den Winterschl­af, der am 28. März 2020 mit Beginn der neuen Saison enden wird. Nur am 7. Dezember wird der Winterschl­af unterbroch­en, denn da kommt der Nikolaus.

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