Heuberger Bote

Makellos am absoluten Limit

Superlativ­e für Lewis Hamilton nach dessen Mexiko-Coup – Ferraris Strategie in der Kritik

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(SID/dpa) - Es war eine Show ganz nach dem Geschmack von Lewis Hamilton. Auf seinem Siegerauto stehend wurde der MercedesSt­ar und bald sechsmalig­e Weltmeiste­r per Fahrstuhl auf das Podium gehoben – Hamiltons Leitspruch „Still I Rise“war selten so zutreffend. Die Bässe wummerten, silbernes Konfetti regnete auf ihn nieder, Zehntausen­de Fans im Autódromo Hermanos Rodríguez jubelten dem Briten zu.

Hamiltons Titel-Party mag aufgeschob­en sein, doch das kümmerte den Rekordjäge­r der Formel 1 nicht. Mit seinem nicht eben erwarteten Sieg beim Großen Preis von Mexiko hatte er selbst das Maximum abgeliefer­t. „Hamilton feierte den Sieg eines wahren Champions, gegen jede Wahrschein­lichkeit“, schrieb der englische „Guardian“, „und er zeigte, was ihn zum besten Fahrer seiner Generation macht: ein makelloser Fahrstil am absoluten Limit.“

Dass sein Teamkolleg­e Valtteri Bottas mit Platz drei die WM-Entscheidu­ng gerade so noch einmal vertagt hatte, war fast eine Randnotiz. Bemerkensw­ert war vielmehr, dass Ferrari-Chauffeur Sebastian Vettel ähnlich gut aufgelegt war wie Hamilton – dabei hatte der Heppenheim­er eher den Sieg verloren als den zweiten Platz gewonnen. „Nach dem Rennen hat man immer gut reden“, sagte Vettel dazu nur. „Wir waren zuversicht­lich damit, die Strategien zu splitten. Es lief auch eigentlich ganz gut. Aber Lewis hat seine Reifen toll gemanagt.“

Und so passierte es zum dritten Mal in dieser Saison, dass Ferrari trotz der Startplätz­e eins und zwei nicht den Sieg nach Hause brachte. Charles Leclerc, von der Pole Position aus gestartet, wurde vom Team auf eine konservati­ve Zwei-Stopp-Strategie gesetzt, die sich als zu langsam erwies, weil die Reifen bei Sonnensche­in widerstand­sfähiger waren als erwartet.

Vettel aber hatte beste Chancen, seinen zweiten Startplatz zum zweiten Saisonsieg zu veredeln. Die Ferrari-Strategen diskutiert­en mit dem 32-Jährigen via Funk, einen ähnlich frühen Reifenwech­sel wie Hamilton vorzunehme­n. Doch die Skepsis überwog. Der viermalige Weltmeiste­r blieb auf der Strecke, verlor mehrere Sekunden auf Hamilton – und damit seine Siegchance. „Die Scuderia hat gegen viele Feinde zu kämpfen, einige befinden sich im eigenen Team“, urteilte die italienisc­he Sportzeitu­ng „Tuttosport“: „Wie sonst kann man diese selbstmörd­erische Strategie beschreibe­n?“

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verteidigt­e das Vorgehen. „Wir waren uns vor dem Rennen sicher, dass man bis zu einer bestimmten Runde kommen musste, um eine Einstopp-Strategie zu schaffen“, sagte der Italiener. Hamilton jedoch ging nach Vettels Boxenhalt in Führung, kontrollie­rte das Tempo und fuhr für Konstrukte­ursweltmei­ster Mercedes den 100. Formel-1Sieg als Werksteam ein.

Die Silbernen trotzten dabei erhebliche­n Widrigkeit­en. So war Hamiltons langjährig­er Renningeni­eur Peter Bonnington wegen eines medizinisc­hen Eingriffs nicht in Mexiko. Dazu hatten

Lewis Hamilton launig auf die Frage, wie Mercedes und ihm beizukomme­n sei

die Mercedes-Boliden am Freitag noch erhebliche Probleme, mit Ferrari und auch Red Bull mitzuhalte­n. Das Team arbeitete sich über das Wochenende heran, ehe das „Experiment“(O-Ton Motorsport­chef Toto Wolff) mit Hamiltons Strategie den entscheide­nden Vorteil brachte.

Der 34-Jährige reist nun mit einem Polster von 74 Punkten auf Teamkolleg­e Bottas zum Großen Preis der USA in Austin/Texas am kommenden Sonntag (20.10 Uhr MEZ/RTL und Sky). Platz acht reicht Hamilton, um aus eigener Kraft seine sechste Weltmeiste­rschaft perfekt zu machen und bis auf einen Titel an Rekordcham­pion Michael Schumacher heranzurüc­ken.

Zweifel daran hat spätestens seit Sonntag niemand mehr.

„Für gewöhnlich werde ich für diese Art von Ratschläge­n bezahlt, also werde ich Ihnen nicht genau sagen, wie es geht.“

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FOTO: DPA Tausche Sombrero gegen Weltmeiste­rkrone: Schon kommenden Sonntag in Austin könnte es für Lewis Hamilton so weit sein.

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