Ein Herz für die abstrakte Kunst
Aus dem Kunstraum Alexander Bürkle in Freiburg ist das PEAC Museum geworden - Zum Neustart präsentiert das Haus „Im Garten der Farbe“
- Paul Ege war ein höflicher Mensch. Und überaus bescheiden. Die Firma, die er vor Jahrzehnten übernahm und zu einem Großhandelsunternehmen im Bereich Elektro und Technologie ausbaute, benannte er nicht nach sich um. Sie behielt vielmehr ihren ursprünglichen Namen: Alexander Bürkle. Auch dem ausgedehnten Kunstraum mit neun großen Sälen, den er 2004 in einem Gebäude der Unternehmenszentrale in einem Freiburger Gewerbegebiet einrichtete, drückte er nicht seinen Stempel auf. Noch bis vor Kurzem hieß er Kunstraum Alexander Bürkle. Zwar verfügte Ege, dass die Kunstlocation einen neuen Namen bekommen sollte. Jedoch erst nach seinem Tod. Im Juni 2019 starb Paul Ege, und heute firmiert der Kunstraum Alexander Bürkle unter der Bezeichnung PEAK Museum. Die Abkürzung steht für Paul Ege Art Collection. In der Tat hat die Sammlung mit rund 900 Werken namhafter zeitgenössischer Künstler musealen
Zuschnitt. In Kennerkreisen gilt sie längst als eine der gehaltvollsten Kollektionen avancierter abstrakter Gegenwartskunst in Europa.
Das Gesicht der Sammlung, die 2008 in die Ege Kunst- & Kulturstiftung überging, hat sich im Laufe der Jahrzehnte wiederholt geändert. Ende der 1950er-Jahre begann Ege Kunst zu sammeln. In den Anfängen interessierte er sich für expressionistische Grafik und die junge deutsche Figuration der Sechziger- und Siebzigerjahre; daneben bereits peripher für abstrakte Kunst. In dieser frühen Phase umfasste die Sammlung Werke von Künstlern wie Horst Antes und Fritz Klemm, Jürgen Brodwolf und Franz Bernhard. Bald jedoch entwickelte Ege ein Interesse für abstrakte Gegenwartskunst und Malerei, in der die Farbe zum Thema wurde. Ankäufe solcher Kunst, etwa Bilder von Gotthard Graubner und Johannes Geccelli, finanzierte er durch den Verkauf älterer Sammlungswerke.
In den Neunzigerjahren schließlich lernte Ege internationale Positionen
des Radical Painting kennen und erwarb Werke führender Vertreter dieser Richtung. Diese Arbeiten von Marcia Hafif, Phil Sims, Rudolf de Crignis oder Peter Tollens setzen sich grundlegend mit dem Verhältnis von Materialität und Visualität auseinander und bilden mittlerweile so etwas wie das Herzstück der Sammlung. Hinzukommen Werke von Künstlern der Minimal Art wie Donald Judd, Carl André, Sol LeWitt und Dan Flavin. Heute umfasst die Sammlung darüber hinaus Portfolios von Arbeiten auf Papier von Ed Ruscha, Richard Tuttle oder James Turrell, Werke von Fotokünstlern wie Elge Esser und Jörg Sasse, Videoprojektionen und Installationen – auch eine stattliche Zahl von Künstlerbüchern, mit denen vor Jahren eine ganze Ausstellung bestückt wurde.
Gemeinsam ist den Sammlungswerken, dass sie nichts im herkömmlichen Sinn abbilden, sondern vielmehr die Frage nach dem Wesen des Bildes stellen. Dabei hat sich Paul Ege „immer auch für Künstler interessierte, die den Diskurs über einen erweiterten Malereibegriff vorantreiben“, wie Julia Galandi-Pascual, die Leiterin des PEAC Museums, erläutert. „So gelangten in jüngerer Zeit etwa Arbeiten von Nikola Ukic oder des Schweizer Künstlers Reto Boller in die Sammlung. Die letzten
Erwerbungen zu Lebzeiten von Ege waren Papierarbeiten der MinimalArt-Künstler Donald Judd und Carl André.“
Mehr als 50 Ausstellungen waren im Kunstraum Alexander Bürkle zu sehen. Die aktuelle Schau im neuen
PEAC Museum trägt den Titel „Im Garten der Farbe“. Ausgehend vom Thema Farbe werden auf 900 Quadratmetern neben bekannten Positionen der Farbfeldmalerei oder der Minimal Art auch zahlreiche Neuerwerbungen der vergangenen Jahre präsentiert. Gleich im ersten Saal kann man dem Sammlungsgründer auf Augenhöhe begegnen: in einer Porträtaufnahme von Paul Ege als Halbfigur in Frontalansicht, eine Arbeit des Fotokünstlers Dieter Kiessling, der mit im Bild ist. Weiter geht es mit Zeichnungen, Malereien und Installationen. Mal experimentieren die Künstler mit verschiedenen Farbvariationen und -übergängen, mal mit derselben Farbe auf unterschiedlichen Papieren und dann wieder mit monochromen Serien in kräftigen oder zarten Tönen. Ein gelungener Auftakt für das neue Haus.
PEAC Museum, Robert-BunsenStraße 5 in Freiburg. „Im Garten der Farbe“dauert bis 19. April 2020, Öffungszeiten: Di.-Fr. und So. 11-17 Uhr.