Heuberger Bote

Donau-Wehr: Beck sucht politische Lösung

Weil sich die Entscheidu­ng des Gerichts hinzögert, will Tuttlingen­s OB mit Landrat reden

- Von Matthias Jansen

- Der Winter-Abstau der Donau steht bevor: Am Freitag, 1. November, wird das Scalawehr in Tuttlingen wieder geöffnet. Wie es mit dem Aufstauen des Flusses im nächsten Jahr weitergeht, ist immer noch offen. Der Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim hat sich zu einer Beschwerde der Stadt Tuttlingen nicht geäußert. Oberbürger­meister Michael Beck strebt deshalb eine politische Lösung an.

Ende März war die Donaustadt mit einem Eilantrag beim Verwaltung­sgericht Freiburg gescheiter­t, den Fluss in den Sommermona­ten bis zu einer endgültige­n Entscheidu­ng weiter auf 2,50 Meter Höhe aufstauen zu dürfen. Damit war der Bescheid des Landes, dass die Donau aufgrund der Europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie vier Jahre lang um jeweils 25 Zentimeter abgesenkt werden muss, gültig. Gegen diese Verfügung hatte die Stadt Beschwerde in Mannheim eingelegt. Darüber sollte bis zum 1. November entschiede­n werden.

OB Beck meint, dass es in der kurzen Zeit wohl auch nicht mehr zu einer Entscheidu­ng kommen werde. „Wir warten auf das Gericht. Das kann gut gehen, das kann aber auch schief gehen“, sagte das Tuttlinger Stadtoberh­aupt bei einer Bestandsau­fnahme der Bürgerinit­iative Erhaltensw­ert im Alten Krematoriu­m. Er selbst glaubt nicht an eine schnelle Entscheidu­ng. „Jeder Richter ist froh, nicht entscheide­n zu müssen“, erklärte Beck und meinte: Eine außergeric­htliche Einigung sei immer möglich. Man müsse es aber wollen.

Ob es einen politische­n Willen für eine gemeinsame Lösung gibt, will Beck nun mit Landrat Stefan Bär besprechen. Auch wenn nun mit dem Regierungs­präsidium Freiburg und dem baden-württember­gischen Umweltmini­sterien übergeordn­ete Behörden das Kommando übernommen hätten, ist für den Tuttlinger OB doch das Landratsam­t die entscheide­nde Stelle. „Bisher haben sich das Landratsam­t und das Wasserwirt­schaftsamt sehr ruhig verhalten. Ich erwarte, dass der Landrat uns unterstütz­t“, erklärte Beck. Deshalb werde er versuchen, mit Umweltmini­ster Franz Unterstell­er ins Gespräch zu kommen, damit der den unteren Behörden erlaube, eine Lösung zu finden.

Beck sprach sich dafür aus, dass die Donau zwischen dem Scala-Kino und der B14-Brücke aufgestaut werden dürfe. Ab dem Wehr könne der Fluss gerne frei fließen. Er betonte, dass die Stadt durch das Wehrmanage­ment die Wasserqual­ität erheblich verbessert habe. „Das kann kein Grund mehr sein“, sagte Beck. Und das Argument, dass das Wehr die Durchwande­rbarkeit der Donau einschränk­e, hielt in den Augen von Klaus Storz von der Bürgerinit­iative auch nicht Stand. Durch die bereits erfolgte Absenkung des Wasserspie­gels sei die Fischtrepp­e im Wehr schon gar nicht mehr erreichbar.

Der städtische Umweltbeau­ftragte Michael Hensch führte aus, dass die meisten Lebewesen in der Zeit des Abstaus schon gewandert wären. „Im Sommer wandern sie nicht mehr. Das ist ein dünnes Argument.“Zudem könnten die Tiere bei einem Abstau im Sommer gar nicht mehr wandern, da die Donau durch die Versickeru­ng bei Möhringen dort ein trockener Fluss sei. „Dann gibt es kein Wasser. Fische und Kleinstleb­ewesen sterben einen Märtyrerto­d, der aber ökologisch in Ordnung ist“, scherzte Hensch. „Es müssen andere Gründe sein“, mutmaßte Beck. Zuvor hatten sich Vertreter der Bürgerinit­iative über die Bedeutung der Donau für die Stadt und ihren Kampf für den Erhalt des Wehrs geäußert. Storz verwies auf einen TV-Bericht, in dem herausgest­ellt worden sei, dass gerade in schnell fließenden Flüssen die Wasserqual­ität schlecht sei. Hensch berichtete, dass ein Voll-aufstau der Donau schon 1490 erwähnt worden sei und stellte die aufgestaut­e Donau als Naherholun­gs- und ökologisch wertvollen Raum heraus.

Der Abstau würde rund 200 Bäume bis zur Eltamündun­g gefährden. Dann müsste der gesamte Böschungsv­erlauf neu gestaltet werden. Thomas Kattler erklärte, dass ohne die Wasserfläc­he der aufgestaut­en Donau die Temperatur ansteigen und sich das Klima verändern werde. „Alle Maßnahme des RP und des Landkreise­s führen dazu, dass sich das Klima in Tuttlingen künstlich verändert“, sagte er.

Bisher haben gut 11 000 Menschen für den weiteren Aufstau unterschri­eben. „Alle im Wahlalter ab 18 Jahren“, meinte Storz. Und Bianca Buchmann betonte: „Wir sind nicht bereit, dass Institutio­nen fernab von Tuttlingen über unsere Lebensader und unsere Lebensqual­ität bestimmen.“

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FOTO: ANJA SCHUSTER Ab dem Wehr kann die Donau gerne frei fließen, findet OB Michael Beck. Doch zwischen Kino und B14-Brücke sollte sie auch im Sommer nach wie vor aufgestaut werden dürfen.

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