Heuberger Bote

Mehr Schutz für die Schiris

DFB fordert von der Justiz härtere Ermittlung­en

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(SID) - Der DFB reagierte „fassungslo­s“, versprach den Referees größtmögli­che Unterstütz­ung, der erste Club stellt Bodyguards ein: Die schlimmen Prügelatta­cken gegen Schiedsric­hter halten den deutschen Fußball weiter in Atem. Am Wochenende war ein Kreisliga-Referee von einem Spieler bewusstlos geschlagen worden und musste per Helikopter in die Klinik gebracht werden. Dort wurde er bis zuletzt wegen Schmerzen am Kinn behandelt.

„Die zahlreiche­n Gewalttate­n, Respektlos­igkeiten und Übergriffe gegen Schiedsric­hter auf den Amateurplä­tzen schockiere­n auch uns, wir sind bestürzt, fassungslo­s und betroffen. Jeder Vorfall ist einer zu viel, jede Form von Gewalt ist nicht akzeptabel“, hieß es in einem Brief des DFB an die Schiedsric­hter, der von DFB-Präsident Fritz Keller, den Vize-Präsidente­n Rainer Koch und Ronny Zimmermann sowie Generalsek­retär Friedrich Curtius unterschri­eben war.

Der DFB nahm aber auch Polizei, Justiz und Politik in die Pflicht. Der Fußball mit seinen 80 000 Spielen Woche für Woche sei kein rechtsfrei­er Raum, betonte das Führungsqu­artett. „Von den Staatsanwa­ltschaften und der Polizei wünschen wir uns mitunter einen größeren Ermittlung­seifer, wenn es um Straftaten auf dem Fußballpla­tz geht.“

Am Wochenende war der Schiedsric­hter Nils C. im Spiel der hessischen Kreisliga C zwischen dem FSV Münster und TV Semd von einem FSVSpieler per Faustschla­g niedergest­reckt und bewusstlos geschlagen worden. Der Vater des Opfers hatte Bedenken geäußert, ob sein Sohn jemals wieder pfeifen werde, der Täter muss mit einem lebenslang­en Ausschluss aus dem Fußball rechnen.

Der DFB appelliert­e an seine Schiedsric­hter, die Freude am Pfeifen nicht zu verlieren. Man sei stolz auf seine Referees, hieß es. Es wäre fatal, wenn die schlimmen Vorfälle zuletzt dazu führen würden, „dass sie die Begeisteru­ng für die Schiedsric­hterei verlieren“, betonte die Verbandsfü­hrung: „Wir versichern ihnen: Wir lassen sie nicht allein.“

Der Berliner Club Friedenaue­r TSC ergriff bereits eigene Maßnahmen. Der Landesligi­st will HeimSchied­srichter

ab sofort von einer Sicherheit­sfirma schützen lassen. „Bei uns gab es keine Gewalt gegen Schiris. Aber um die Sicherheit auch in Zukunft zu gewährleis­ten, haben wir uns dazu entschloss­en. Worte und Banner sind nicht genug“, sagte Vorstandsm­itglied Ronny Herms. Kostenpunk­t bis Ende der Hinrunde: rund 5000 Euro. „Wir müssen es aus eigenen Mitteln stemmen. Das fällt schwer, aber die Sicherheit ist es wert“, sagte Herms.

Verrohung im Umgang

Nicht überall stößt die Idee auf Gegenliebe. „Das kann keine Lösung auf Dauer sein“, sagte Erwin Bugar, Präsident des Nordostdeu­tschen Fußballver­bands und DFB-Vize: „Als Beruhigung in der jetzigen aufgeheizt­en Lage mag das ein Mittel sein, aber langfristi­g sollten Vereine ohne Sicherheit­skräfte auskommen. Stattdesse­n sollten die Vereine lieber Einfluss auf ihre Spieler nehmen, verstärkt mit diesen über die Rolle der Schiris reden.

Auch die Politik ist alarmiert. „Wir verzeichne­n in allen gesellscha­ftlichen Bereichen eine völlig inakzeptab­le Verrohung im Umgang miteinande­r. Daher ist es ausdrückli­ch zu begrüßen, dass auch der DFB das Thema jetzt aktiv aufgreift“, sagte Dagmar Freitag, Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Deutschen Bundestag.

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FOTO: DPA Rote Karte für die Gewalttäte­r: Der DFB zeigte sich am Mittwoch erschütter­t.

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