„Die Zeit ist reif“: Pfarrer Amann geht
Im Juli 2020 nimmt der beliebte Seelsorger Abschied – und den Pilgerstab
- Pfarrer Johannes Amann wird den Heuberg verlassen. Das bedauern seine Gemeinden der Seelsorgeeinheit Oberer Heuberg. Er hat seinen Entschluss lange vor seinem Abschied mitgeteilt, denn „es ist kein Davonlaufen, ich spüre einfach, dass ein Aufbruch ansteht“, sagt Pfarrer Amann. Der Abschied wird am 26. Juli 2020 sein. Danach gibt es noch eine Trauung und dann will er, wie schon beim letzten Aufbruch in Göppingen, den Jakobusweg gehen und auch eine Kur machen, sich einstellen auf etwas Neues.
In welche Seelsorgeeinheit er gehen wird, das weiß er noch nicht. „Wenn möglich nicht in eine mit sechs Pfarreien, und wenn es etwas näher an der Heimat (Stetten bei Laupheim) wäre, dann hätte ich auch nichts dagegen“, schmunzelt Amann. So habe er es auch 2004 gemacht, als er von Göppingen wegging und noch nicht wusste, dass er dann in Böttingen, Mahlstetten, Bubsheim, Egesheim, Reichenbach und Königsheim wirken würde.
Seinen Gemeinden jetzt schon mitzuteilen, dass er sich – noch vor dem Alter von 60, also mit 58 Jahren – noch einmal aufmacht, das ist typisch für ihn. Er vertraut den Leuten, dass sie verstehen, dass so ein Abschied kein „Gegen“ist. Im Gegenteil: „Er fällt mir schwer, so ein Abschied“, sagt er. „Es war so viel Herzblut dabei in den 15 Jahren. Ich habe das Gefühl, die Gläser sind voll.“Und er wollte zu den anstehenden Jahresplanungen die Zäsur schon mitteilen.
Der Weg zur Entscheidung habe viele Aspekte gehabt: Vieles sei erreicht, vieles auch nicht. Zum Beispiel würde er sich sehr freuen, wenn sich die Gemeinden selber mehr zutrauten, auch die selbstständige Gestaltung von Gottesdiensten. „Ich mag die Freiwilligkeit gern“, sagt er. Schließlich gehe es um ihre Gemeinde, ihren Zusammenhalt, darum, das zu leben, was ihnen wichtig ist.
Die Gemeinden hätten sich sehr geöffnet mit neuen Gebetsformen, Musik und Mitmachen, so dass manche Kollegen staunten: „Das ist bei euch möglich!“Neue Impulse durch einen neuen Pfarrer, das tue dann aber sicher auch wieder gut, meint er.
Eines arbeitet in ihm: Der Trend, dass der Besuch der sonntäglichen Gottesdienste immer mehr zurück gehe. „Man registriert es schon und es arbeitet in einem.“Auch wisse man nicht, wie dem zu begegnen, dass die einen großen Hunger hätten, die anderen eher bodenständig mit ihrem Glaubensleben umgehen. Schwierig sei dann schon, wenn Gemeindeglieder dann in einer Freikirche
Heimat suchten.
Eines ist er sich aber sicher: Rückmeldung habe er immer bekommen. Das alte Sprichwort, dass genug gelobt sei, wenn nicht geschimpft würde, treffe auf seine Gemeinden nicht zu. „Die Leute haben gespürt, dass man sie mag. Ich war immer mit dem Herzen dabei.“Doch was bringe eine Gemeinde weiter? Und auch sich selbst? Wenn er allein auf seine persönlichen Bindungen gehört hätte, hätte er damals auch Göppingen nicht verlassen dürfen.
Authentisch sein, den Menschen nichts vormachen, menschlich sein und auch nicht zu verstecken, wie es einem geht, das war ihm wichtig. Das habe er selbst als Kind und Jugendlicher vermisst, dass Kirche keine
Emotion zeigen durfte - und nur wenig Humor. Den hat Johannes Amann zweifellos - jede Rede, jede Predigt, jeder Gruß, alles ist individuell. Sowas kostet schon auch Kraft.
Noch ein Aspekt: Die wunderschöne Gegend, wegen der er neben den Menschen, die ihren Glauben leben wollten, auch gekommen war, wieder zu verlassen - das fällt ihm schwer.
Abschiede gehörten dazu, auch wenn er keineswegs ausgebrannt ist und noch viele Ideen hat.
Das Sammelsurium an Eindrücken, Gedanken, Impulsen verdichtete sich in ihm langsam. Und eines Tages wachte er auf mit einem Gefühl von Klarheit und Frieden, so erzählt er: „Die Zeit ist reif.“
Mit dem Pilgerstab ist er vor 15 Jahren angekommen, jetzt wird er ihn wieder in die Hand nehmen: Pfarrer Johannes Amann wird im Juli 2020 aufbrechen und den Heuberg verlassen.