Das Problem war nicht nur Kovac
er führen will, muss oft unpopuläre und hin und wieder auch persönlich unangenehme Entscheidungen treffen.
als Führungsfigur auf die Welt gekommen und seit mehr als 40 Jahren in wechselnden Berufsbezeichnungen als Boss der Bosse des FC Bayern München amtierend, hat Trainerentlassungen einmal als „Tiefpunkte der eigenen Karriere“bezeichnet. Bei der Freistellung von
1996 wäre er „im Büro von am liebsten unter dem Präsidententisch verschwunden, erzählte er einmal. Wie tief Hoeneß nun bei der elften und letzten Entlassung eines Trainers, an der er als Manager oder Präsident beteiligt war, in seinen berühmten Rattansesseln in seinem Büro versank, ist nicht bekannt. Klar ist: Uli Hoeneß, der am 15. November in der Münchner Olympiahalle seine Abdankungszeremonie feiern möchte, hätte auf den letzten Metern seiner Amtszeit auf die Entlassung von
am liebsten verzichtet.
Uli Hoeneß, Otto Rehhagel Franz Beckenbauer Niko Kovac
Dass Niko Kovac nach dem 1:5 bei seinem Ex-Club Frankfurt, das in allen Belangen einem Offenbarungseid gleichkam, am Ende selbst seinen Rücktritt angeboten hat, spricht für ihn. Und es fügt sich ins Bild eines
Menschen, für den Ehrlichkeit, Menschlichkeit und Empathie nicht nur Worthülsen sind. Hätte Kovac in den letzten Wochen auch sich selbst gegenüber ein wenig Selbstkritik zugelassen und nicht alle Probleme, Fehlpässe und Gegentore mantraartig auf die Einstellung der Mannschaft geschoben, wäre er sein Amt nun wahrscheinlich trotzdem los. Zu fundamental waren die Probleme im Spielaufbau, zu grundsätzlich die taktischen Defizite und zu tief die Risse zwischen Kabine und Trainerzimmer. Aber womöglich hätte dann auch Kovac mit einem weniger bitteren Gefühl als jetzt erkannt, dass er ein guter Trainer ist, seine Ideen aber hinten und vorne einfach nicht zum FC Bayern gepasst haben. Kovac war dem Rekordmeister womöglich nicht ganz gewachsen. Ganz sicher war er aber zum völlig falschen Zeitpunkt
beim völlig falschen Verein.
Die Art und Weise, wie dieser Trainerwechsel vonstatten ging – noch im Verlauf des Sonntags ließen gewöhnlich gut informierte Kreise aus dem Führungszirkel verlauten, Kovac bekäme noch die Partien gegen Olympiakos Piräus in der Champions League am Mittwoch und den Bundesligaschlager gegen Borussia Dortmund am Samstag auf Bewährung – fügt sich gleichzeitig ins Bild eines Vereins, der als Ganzes auf allen Ebenen seine Identität verloren hat. Und von Menschen geführt wird, denen wie Hoeneß ihr persönlicher Kompass abhanden gekommen zu sein scheint. Das größte Problem ist nicht, dass Hoeneß,
und es 2018 für eine gute Idee hielten, auf den Freund der Familie
Rummenigge Salihamidzic KarlHeinz Hasan Jupp Heynckes
Ex-Spieler Kovac folgen zu lassen. Das Hauptproblem ist die fehlende Langzeitstrategie der Bosse. Nicht nur Hoeneß präsentiert sich bisweilen ähnlich erratisch wie ein ohne Twitter. Die Bayern träumen zwar weiter von der Champions League, haben aber keine Antwort darauf, was man den finanziell und kreativ längst enteilten internationalen Rivalen entgegenstellen kann. Nur mit
gewinnt man in dieser Saison wahrscheinlich nicht mal die Meisterschaft.
Donald Trump Robert Lewandowski
„Schau ma moi, dann seng mas scho!“, heißt das vielleicht münchnerischste aller Münchner Lebensmotti im Original. Deutschlandweit bekannt gemacht hat es – in einer verkürzten Version – Franz Beckenbauer. Uli Hoeneß lebt zwar seit fast 50 Jahren in und um München herum und kann durchaus als integriert und sogar als assimiliert bezeichnet werden, doch im Herzen ist er immer auch Ulmer geblieben. Mit lässigem Fatalismus hat es der machtbewusste Bauchmensch nicht so. Das Prinzip Hoffnung passt so gar nicht zu Hoeneß. Der stand immer eher dafür, einem ansonsten recht sinnfreien bajuwarischen Lebensmotto einen Inhalt zu geben: Mia san mia. Ähnliches gilt für den eher kühl berechnenden gebürtigen Lippstädter Rummenigge. Zuletzt lautete die einzige Strategie der Bayern Durchwurschteln. Kurz vor dem Ende der Ära Hoeneß präsentieren sich die Bayern so gar nicht „bayern-like“.
Bedient: Karl-Heinz Rummenigge (li.) und Präsident Uli Hoeneß.