Spaichingerin designt Übergröße-Mode
Spaichingerin Ulrike Krause war Head of Design der großen Marken und steuert jetzt Richtung Nachhaltigkeit
Ulrike Krause war Chefdesignerin großer Labels und ist heute selbsttändig.
- Wer in Spaichingen in seinem Kleidungsstück von s’Oliver, Comma, Triangle, K & L Rupppert oder jetzt ganz aktuell aus der Kollektion Basefield herumspaziert, dem könnte es durchaus passieren, dass er, oder vor allem sie der Schöpferin dieser Mode begegnet: Ulrike Krause war Head of Design der verschiedenen Labels und seit einiger Zeit selbstständig (www.theuntoldtale.de). Sie stammt aus Spaichingen, lebt aber inzwischen in Weilheim in Bayern, besucht aber regelmäßig ihre Mutter in Spaichingen.
Die 50-Jährige hat schon als Kind gern gezeichnet, Walt-Disneyfiguren zum Beispiel, liebte es diese „anzuziehen“. Das Gymnasium hat sie nach der zehnten Klasse geschmissen und wollte dann so schnell wie möglich in ihren Beruf. Sie machte eine Lehre zur Schneiderin und studierte Bekleidungstechnik und Modedesign in Ludwigsburg. Sprich, sie hatte das praktische Wissen und die theoretischen Kenntnisse, aus Stoffen genau die Formen zu gestalten, die sie im Kopf hatte. Als Head of Design setzte das dann ihr Team um.
Die Modebranche ist im Umbruch, das spürt auch sie, die sie auch für Großhändler designt. Das sind Firmen, die eine Kollektion produzieren lassen und dann die Kaufhäuser wie Maka Zinser oder andere damit beliefern. Aber: Während früher ein Mal im Jahr eine Kollektion gebraucht wurde, waren es dann zwei, oder sogar dreimal. Das bedeutete für die Designabteilungen Entwicklungen
vorherzusehen, schnell zu designen und dann darauf zu hoffen, dass die Kollektion zum Best- und nicht zum Badseller (oder wahlweise Renner oder Penner) wurde.
Aber woher weiß Frau, was gefallen wird? Man schaue sich die großen Modenschauen an, erzählt Krause, nehme die Trends vorweg, und passe sie für den Massenmarkt an. Und dann gebe es die großen Trends, nämlich, dass zum Beispiel Casuals, also eher sportliche Büromode nicht mehr dauerhaft „zieht“. Der darüber liegende Trend ist, dass Frauen wieder weiblicher werden wollten, sagt Krause. Und trotzdem selbstbewusst, vielleicht sogar selbstbewusster in ihrer Weiblichkeit.
Rüschen, Stickereien, Falten, Muster nähmen das seit einiger Zeit wieder auf. Auch das gehört zu einer Kollektionsanalyse, sagt die Designerin: „Was bewegt die Bevölkerung?“
Der eigentliche Megatrend ist verantwortungsvolle Mode. Second Hand, kompostierbare Kleider, umweltverträgliche Farben, Arbeitsschutz und faire Bezahlung in der Produktion – all das sind Trends, auf die sich die Mode einstellt – einstellen muss.
Und Ulrike Krause hat eine zweite Spezialität, die ebenfalls viele Frauen umtreibt: Schöne, qualitativ hochwertige Mode endet oft bei Größe 42. Ulrike Krause, selbst wohl gerundet, findet das diskriminierend. Ihre Idee: Alle Kollektionen in den Größen 36 bis 56.
In der Kunst gibt es viele Beispiele dafür, wie ästhetisch dicke Frauen sein können – das soll auch die Mode spiegeln, findet Krause. Mode solle die Frauen ästhetisch umhüllen. Aber nicht verhüllen, wie das früher der Fall war. Mode für Größen ab 44 waren oder sind oft sehr weit geschnitten, versteckten den runden Körper. Inzwischen gibt es aber einige, die sich mit Mode für große Größen auseinandersetzen. Noch besser sei aber, alle Größen zur Selbstverständlichkeit zu machen findet Krause. Also die Idee von: ein Kleidungsstück
für alle Größen. Der Absatz im Internet könnte das auch beflügeln.
Und wenn die Größe nicht entscheidend ist, sondern die Ausstrahlung, kommt es bei Mode vor allem darauf an, diese zu verstärken und zu unterstützen. „Ich merke, wenn sich jemand verkleidet“, sagt Krause. Die Mode muss zum Menschen passen. Und: Wenn sie im Bekanntenkreis um Rat gefragt wird, dann komme es vor allem auf Empathie an: Nicht der neueste Trend ist dann wichtig, sondern die Authentizität.
Denn Mode, in der man sich wohlfühlt, stärke das Selbstbewusstsein, sagt die Spaichingerin. Sie ist vielfältig kreativ, tüftelt an neuen Wegen einer nachhaltigen, verantwortungsvollen Mode. Frauen wie Bettina Wulff oder Bettina Zimmermann tragen ihre Designs.
Aber sie ist auch ehrenamtlich aktiv, und sie widmet sich verstärkt der (Mode)-Fotografie. Nur das viele Reisen aus ihrer Zeit als Head of Design, das muss sie heute nicht mehr.