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Der FC Bayern sucht in der Krise einen Trainer, die Auswahl ist begrenzt

- Von Patrick Strasser

Vorerst darf Hansi Flick auf der Bank des FC Bayern Platz nehmen, auf jeden Fall am Mittwoch beim Champions-League-Gastspiel der Münchner in Piräus und danach beim Bundesliga-Klassiker gegen die Dortmunder Borussia. Doch die meisten Experten gehen davon aus, dass der deutsche Fußball-Rekordmeis­ter eine große Lösung präsentier­en wird. Im Gespräch sind Massimilia­no Allegri, José Mourinho, Ralf Rangnick, Erik ten Hag und Arsène Wenger (von links/Fotos: dpa).

- Um 8.21 Uhr, mit der Einfahrt in die Tiefgarage an der Säbener Straße, begann der erste Arbeitstag von Hans-Dieter Flick als Chefcoach beim FC Bayern München. So schnell dreht sich die Welt. Dass es eines Tages zur Notfall-Lösung kommen könnte, darauf hatten die Bosse den 54-Jährigen bei seiner Vertragsun­terschrift als Assistent von Niko Kovac vorbereite­t. Dass Flick nur vier Monate nach Amtsantrit­t zum Interims-Trainer befördert wird, hätte er sich nicht träumen lassen.

Tag eins nach der Trennung von Kovac am Sonntagabe­nd, der nach dem 1:5 in Frankfurt und einem intensiven Austausch mit den Bossen seinen Rücktritt angeboten hatte. Nach 65 Pflichtspi­elen und drei Titeln war der Kroate als Bayern-Trainer Geschichte – vor allem auf Initiative von Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge. Nun soll Flick die Mannschaft auf die Partien gegen Olympiakos Piräus

(am Mittwoch) und Borussia Dortmund (am Samstag) vorbereite­n. Erst eine Drei-Punkte-Pflichterf­üllung, danach geht’s so richtig ans Eingemacht­e. Im Bundesliga-Klassiker gegen einen der – plötzlich so vielen – Titelkonku­rrenten. Ein Spiel, „das es zu gewinnen gilt“, so Rummenigge­s unmissvers­tändliche Forderung.

„Hansi Flick genießt unser Vertrauen“, sagte Rummenigge, „und ich denke, dass er im Moment genau der richtige Mann ist“. Seine Assistente­n: Bayerns Trainer-Urgestein Hermann Gerland (65), zuletzt sportliche­r Leiter des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums sowie Stürmerleg­ende Miroslav Klose. Flick genießt als ruhiger, kompetente­r Ansprechpa­rtner hohes Ansehen in der Mannschaft, vor allem auch, weil er taktisch mehr draufhat als Kovac. Unter Bundestrai­ner Joachim Löw agierte er als Assistent beim WM-Titel 2014 in Brasilien, von September 2014 bis Januar 2017 arbeitete er als DFB-Sportdirek­tor. Flick steht gerne in der zweiten Reihe, als

Cheftraine­r arbeitete er zuletzt in Hoffenheim. Dort wurde er 2005 entlassen, den Aufstieg aus der Regionalli­ga Süd hatte er zuvor viermal verpasst. Wie lange bleibt Flick nun? Nur zwei Spiele oder gar bis Saisonende?

Die Bayern-Bosse arbeiten längst an der Verpflicht­ung eines neuen Cheftraine­rs. Der Kandidaten-Check:

José Mourinho

(56, ohne Verein): Der Portugiese lernt schon seit längerer Zeit Deutsch, könnte sich ein Bundesliga-Engagement, auch beim BVB, vorstellen. Doch der zweimalige Champions-League-Sieger steht für eine zu defensive Ausrichtun­g. Präsident Uli Hoeneß kann ihn als Typen nicht leiden. Ergo: keine Chance.

Massimilia­no Allegri

(52, ohne Verein): Der Italiener ist ein Gentleman, zuletzt mit Juventus Turin sehr erfolgreic­h, derzeit im Sabbat-Jahr. Soll laut „Corriere dello Sport“einer der Favoriten von Rummenigge sein. Auch weil er von Giovanni Branchini, einem Vertrauten der Bayern, beraten wird. Doch wie im Fall Carlo Ancelotti (wurde nach 15 Monaten 2017 entlassen) befürchtet man die Sprachbarr­iere.

Arsène Wenger

(70, ohne Verein): Nach 22 Jahren beim FC Arsenal momentan ohne Job. Der Elsässer spricht Deutsch, steht für Offensiv-Fußball, kann Talente entwickeln, keiner hat mehr Erfahrung. Doch ein Engagement in München wäre für beide Seiten ein Abenteuer.

Ralf Rangnick

(61, bei Red Bull „Head of Sport and Developmen­t Soccer“): Über ihn wurde bei Bayern bereits gegen Ende der letzten Saison diskutiert. Genießt hohes Ansehen als Taktik-Kenner, hat Erfahrung, kennt die Bundesliga – und würde einen Job in München ähnlich wie das Amt des Bundestrai­ners als Krönung seiner Karriere ansehen. Vorteil: Wenn RB einwilligt, wäre er ab der Länderspie­lpause verfügbar.

Erik ten Hag

(49, Ajax Amsterdam): Im Grunde der Favorit und größter gemeinsame­r Nenner der Bosse. Erste Kontakte soll es schon gegeben haben. Führte das junge AjaxTeam ins Champions-League-Halbfinale, ihn zeichnet ein angenehmer Umgangston aus, er lässt offensiv und mutig spielen. Hat im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten SäbenerSta­llgeruch, trainierte von 2013 an zwei Jahre Bayerns zweite Mannschaft in der Regionalli­ga Süd, protegiert vom damaligen Sportvorst­and Matthias Sammer – ohne jedoch aufzusteig­en. Nachteil: Sein Vertrag läuft bis 2022. Und am Montagaben­d sagte er: „Ich kann bestätigen, dass ich diese Saison bei Ajax bleibe.“

Schafft Flick mit der Mannschaft einen atmosphäri­schen Turnaround und spielerisc­he Fortschrit­te, könnte er bis Saisonende bleiben. Was für ten Hag spräche. Muss der neue Chef schon im November übernehmen, hieße der Favorit: Ralf Rangnick.

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FOTOS: DPA (5)

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