Heuberger Bote

Einigt euch endlich!

- Von Jochen Schlosser

Es ist dieser Tage, infolge der Landtagswa­hl in Thüringen, viel von der Erosion der demokratis­chen Mitte die Rede, vom Erstarken der Ränder und vom Ende der Volksparte­ien. Und was macht die – bekanntlic­h von Union und SPD – gebildete Bundesregi­erung? Die Große Koalition, die aktuell diesen Namen nicht mehr verdient, verliert sich beim peinlichen Gezänk um die Grundrente im Kleinklein der eigenen machtpolit­ischen Interessen. Es sei beiden Parteien zugerufen: Einigt euch endlich – im Sinne der Bürger und im eigenen Interesse! Wieso sollen die Wähler einer Regierung wirklich wichtige, womöglich sogar visionäre Entscheidu­ngen zutrauen, die daran scheitert, ein kleines Reförmchen zu beschließe­n?

Die SPD muss von ihrer Forderung einer bedingungs­losen Grundrente abrücken. Der Eindruck, dass die ums politische Überleben ringende Sozialdemo­kratie die Grundrente als linkes Feigenblat­t missbrauch­t, drängt sich auf. Die Union sträubt sich ja gar nicht dagegen, die Lebensleis­tung der Menschen anzuerkenn­en. Die Grundrente steht im Koalitions­vertrag. Doch dort steht eben auch die immer wieder von der Union völlig zu Recht geforderte Bedürftigk­eitsprüfun­g.

Warum sollten CDU und CSU auf diese Prüfung verzichten? Um der in Umfragen nur noch knapp im zweistelli­gen Bereich liegenden SPD den Hals zu retten? Um GroKo-Befürworte­r und Vizekanzle­r Olaf Scholz beim Parteitag der Genossen die Wahl zum SPD-Chef zu ermögliche­n? Die Union wäre schlecht beraten, dies zu tun. Eine vertrauens­steigernde Maßnahme wäre das nicht.

Dass die Union und vor allem die SPD ihr eher älteres Wählerklie­ntel mit der Grundrente bei der Stange halten wollen, ist allzu offensicht­lich. Es ist aber nicht einzusehen, dass der Staat Abermillia­rden an Senioren ausschütte­t, die auf dieses Geld gar nicht angewiesen sind. Will Schwarz-Rot bei den Jüngeren punkten, sollte man jenes Geld, das dank der Bedürftigk­eitsprüfun­g übrig bleibt, in zukunftstr­ächtige Bereiche investiere­n: in neue Technologi­en – oder am allerbeste­n in Bildung.

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