Heuberger Bote

Grundwisse­n über Datensiche­rheit fehlt

Viele Gemeinden kennen sich mit dem Thema nicht aus, obwohl sie sensible Informatio­nen von Bürgern speichern

- Von Katja Korf

- Wie steht es um den Datenschut­z? Das wollte der Landesbeau­ftragte für dieses Thema, Stefan Brink, von allen 1100 Städten und Gemeinden im Südwesten wissen. Wo die Probleme liegen und wie man Abhilfe schaffen könnte.

Kommunen überforder­t

Die Kommunen fühlen sich durch die Anforderun­gen der neuen Datenschut­z-Grundveror­dnung (DSGVO) stark belastet, vor allem kleinen Gemeinden fehlen Personal und Geld. Die DSGVO gilt seit Mai 2018, seit März 2016 sind ihre Inhalte bekannt. Sie hat unter anderem die Rechte der Bürger gestärkt und setzt strengere Regeln für den Umgang mit persönlich­en Daten in Unternehme­n, Vereinen und Behörden. „Wenn jetzt rund 40 Prozent der Gemeinden angeben, gerade erst oder noch gar nicht mit der Umsetzung begonnen zu haben, ist das zu spät“, so Brink. Die Gemeinden bräuchten mehr Unterstütz­ung, auch von seiner Behörde.

Grundwisse­n fehlt

Offenkundi­g wissen viele Städte nicht einmal, welche Daten welche Behörde von Bürgern erhebt, was sie damit macht und an wen sie weitergege­ben werden. „Wer nicht einmal genau weiß, welche Daten es wo gibt, kann diese nicht schützen“, so Brink. Aber: Nur jede dritte Gemeinde hat bisher, wie von der DSGVO gefordert, ein Verarbeitu­ngsverzeic­hnis aufgestell­t. Darin sollten diese Informatio­nen enthalten sein. Für Brink ein Indiz dafür, dass es vielen Gemeinden an Grundwisse­n fehlt. Ein Weiteres: Viele Kommunen fordern Bürger auf, ihre Einwilligu­ng zur Datenerheb­ung zu erteilen. Dabei müssten Kommunen von sich aus wissen, ob und wie sie Daten verarbeite­n dürfen. Mit Einwilligu­ngen wolle man sich offenbar absichern – das spreche nicht für eine genaue Kenntnis der Materie.

Google, Facebook und andere

Nahezu alle Gemeinden haben eigene Webseiten, knapp die Hälfte misst, wie viele Nutzer die Seiten besuchen. Viel nutzen dazu Google Analytics. Der Dienst leitet Nutzerdate­n an die Google-Mutter weiter. Der Konzern nutzt sie, um Websurfern maßgeschne­iderte Werbung zu präsentier­en. Aus Sicht von Brink ein Problem: „Ein Bürger muss Angebote einer Kommune nutzen können, ohne dass Google erfährt, welche Seiten er nutzt und vieles mehr.“Sonst könne man Rückschlüs­se auf sensible Informatio­nen eines Nutzers gewinnen. Das Gleiche gelte, wenn Gemeinden in Webseiten „Gefällt mir“- oder andere Buttons sozialer Netzwerke einbetten.

Daten ausreichen­d schützen

Dieser Punkt bereitet Brink große Sorgen. Heute werden Daten vor allem mit Computern verarbeite­t und gespeicher­t. „Vor diesem Hintergrun­d sind das Wissen und die Maßnahmen bei vielen Gemeinden ungenügend“, schreibt er in seinem Bericht. Nur jede zweite Gemeinde verschlüss­elt digitale Daten auf Laptops, bei Desktop-Computern tun das sogar nur 43 Prozent. Bei solchen

Verfahren werden Angaben technisch kodiert, sodass Dritte sie nicht einfach lesen oder entschlüss­eln können. Exemplaris­ch für das Unwissen vieler Gemeinden nannte Brink eine Antwort auf die Frage nach einer Verschlüss­elung: „Alle Datenträge­r befinden sich in mit Schlüssel abschließb­aren Räumen.“

Was Kommunen droht

Nicht viel. Denn anders als gegen Unternehme­n kann der Datenschut­zbeauftrag­te keine Bußgelder gegen Kommunen verhängen. Dennoch will er verstärkt kontrollie­ren und Verbesseru­ngen anmahnen.

Abhilfe schaffen

Datenschüt­zer Brink hat Vorschläge. So sollen Ministerie­n Behörden helfen – mit Mustern für übliche Verfahren etwa beim Einwohnerm­eldeamt. Außerdem könne seine Behörde mehr Schulungen für Kommunen anbieten, wenn der Landtag fünf bis sechs neue Stellen bewillige. Die grün-schwarze Mehrheit im Landesparl­ament ist sich darüber uneins. Die Grünen unterstütz­en den Vorstoß ausdrückli­ch. Die CDU verwies darauf, dass man Brinks Behörde seit 2016 bereits um 20 Mitarbeite­r aufgestock­t habe. Nun sei zu klären, was darüber hinaus notwendig und möglich sei.

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FOTO: DPA Landesdate­nschutzbea­uftragter Stefan Brink.

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