Ein Unbequemer
Zum Tod des Regisseurs Johannes Schaaf
(bami) - Johannes Schaaf ist tot. Er starb im Alter von 86 Jahren in Murnau am Staffelsee. Dies wurde erst jetzt bekannt. Schaaf war einer der Mitgestalter des deutschen Regietheaters und erfolgreicher Filmemacher, unter anderem hat er Michael Endes „Momo“verfilmt.
Seine ersten Inszenierungen machte der gebürtige Stuttgarter am Ulmer Theater. Von 1958 an gehörte er zu Kurt Hübners legendärer Jungregisseurtruppe mit Peter Palitzsch und Peter Zadek. Der Theaterkritiker Henning Rischbieter erinnert sich, dass es Schaaf als jüngster im Bunde nicht leicht hatte. Intendant Hübner soll immer wieder in seine Proben eingegriffen haben. Doch hat Schaaf bis zum Ende der Ära Hübner die Hälfte der Neuinszenierungen des Schauspiels verantwortet - von Kleist bis Frisch. 1962 ging er mit Hübner auch nach Bremen.
Schaaf entdeckte bald das Medium Film und Fernsehen für sich, führte Regie wie in „Tätowierung“(1967), „Trotta“nach Josef Roths „Kapuzinergruft“(1972), „Traumstadt“(1973) und „Momo“(1986). Oft stand der Sohn eines Kommissars aber auch vor der Kamera in Filmen von Ulrich Schamonie oder Bernhard Wicki. 1969 saß er der Jury der Berlinale vor.
Einer seiner Mitstreiter, im wahrsten Sinne des Wortes, am Frankfurter Schauspiel war 1980/81 Wilfried Minks. Die Bekanntschaft ging noch auf Ulmer Tage zurück. Doch das Mitbestimmungsmodell, das das Direktorium durchsetzen wollte, scheiterte. Eine ihm angebotene Intendanz in Hamburg lehnte er brüsk ab. Die „Süddeutsche Zeitung“schrieb 1991: „Schaaf sucht die Auseinandersetzung oder den Skandal nicht absichtsvoll – aber er lässt es notfalls, und dann gar nicht ungern, darauf ankommen!“
In den kommenden Jahrzehnten arbeitete Schaaf immer mehr fürs Musiktheater, inszenierte in Salzburg, London oder Wien und immer wieder auch in seiner Heimatstadt Stuttgart „Lady Macbeth von Mzensk“, „Wozzeck“, „Rigoletto“, „Simon Boccanegra“, „Hänsel und Gretel“, „Falstaff“und „Pique Dame“.
Johannes Schaaf lebte und arbeitete viele Jahre mit der Schauspielerin Rosemarie Fendel zusammen. Von 1984 bis zu ihrem Tod im Januar 2019 war er mit der Opernsängerin Stella Kleindienst verheiratet.