Heuberger Bote

Schwarzer Stolz produziert perfekten Soul

Michael Kiwanuka lässt sich von Genre-Legenden inspiriere­n, liefert aber dennoch gegenwärti­ge Lieder

- Von Werner Herpell

(dpa) - Wie ein König posiert Michael Kiwanuka für das Ölgemälde-Cover seines dritten Studioalbu­ms. Der Stolz auf die eigenen Wurzeln spiegelt sich dann auch in den 13 Stücken von „Kiwanuka“.

Der in Los Angeles, New York und London entstanden­e Albumsound ist dementspre­chend riesengroß: Klassische­r 70er-Jahre-Soul eines Marvin Gaye oder Isaac Hayes trifft auf den Gitarren-Vibe von Jimi Hendrix oder Prince und die moderne Produktion­sweise eines Kendrick Lamar. Die Songs wachsen durch die Streicher- und Chor-Arrangemen­ts der Produzente­n Brian Burton und Inflo zu dunkel schimmernd­en PopMonumen­ten.

Vorreiter des Retro-Souls

Der 32-jährige Kiwanuka, dessen Eltern aus Uganda stammen, gilt schon länger als Vorreiter des Retro-Soul. Aufgewachs­en als afro-britischer Außenseite­r im Norden von London, spielte er zunächst als Gitarrist in Rockbands, ehe er mit dem FolkSoul-Album „Home Again“2012 gleich großen Erfolg bei Käufern und Kritikern hatte. Der Nachfolger „Love & Hate“(2016) kam sogar auf Platz eins der Charts in Großbritan­nien. Dem einstigen Ansinnen von Label-Managern, seinen sperrigen Namen für die bessere Verkäuflic­hkeit in ein Alter Ego umzuwandel­n, setzt er nun also ein Album mit dem unmissvers­tändlichen Titel „Kiwanuka“entgegen. „Würde ich mehr Platten verkaufen, wenn mein Name eingängige­r wäre?“– was er von dieser Frage hält, hat er damit beantworte­t und singt in „Hero“: „I Won't Change My Name/No Matter What They Call Me…“(deutsch: Ich werde meinen Namen nicht ändern, egal wie sie mich nennen).

Schwarze Identität, die Bedrohung durch Rassismus und Gewalt: Diese Themen des ähnlich gestrickte­n zweiten Albums tauchen auch jetzt wieder auf, ohne dass es aggressiv oder bitter klänge. Elegante Songs wie „You Ain't The Problem“, „Final Days“oder „Solid Ground“schöpfen aus der Vergangenh­eit fürs Hier und Jetzt. „Kiwanuka“bietet sozialkrit­ische, politisch relevante Soulmusik auf höchstem Niveau.

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FOTO: O. ROSE/UNIVERSAL MUSIC Retro-Soul-Vorreiter Michael Kiwanuka legt ein sozialkrit­isches Album vor.

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