Heuberger Bote

Tragbare Kleidung, keine Lumpen

Immer häufiger landen unbrauchba­re Spenden im Tafel-Kleiderlad­en

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- „Es ist jedes Mal eine Überraschu­ng“, sagen Manuela Schwarzwäl­der und Melitta Jekel, Leiterinne­n des Trossinger Tafelladen­s, wenn sie einen Sack mit Kleiderspe­nden öffnen. Denn nicht immer verbergen sich darin gute, gebrauchte Kleidungss­tücke, die zum Wiederverk­auf geeignet sind.

„Manchmal ist es sehr grenzwerti­g, was da drin ist“, so Jekel. „Ein Mal hat jemand seine alten Stallklamo­tten versucht bei uns so zu entsorgen“, ergänzt Schwarzwäl­der. Derzeit weiß das Tafelteam nicht mehr, wohin mit den unverkäufl­ichen Spenden. Das liegt nicht nur an der schieren Menge, sondern auch daran, dass Recycling-Unternehme­n kein Interesse mehr an Lumpen haben.

„Wir bitten immer darum, dass man nur spendet, was man selbst noch anziehen würde“, so Schwarzwäl­der. Kleidung also, die völlig unmodern, zerschliss­en oder schmutzig ist, sei nicht für den Tafelladen geeignet. Denn mit seinem SecondHand-Laden will das Verkaufste­am, das hauptsächl­ich aus Ehrenamtli­chen besteht, nicht nur Geld für die Finanzieru­ng des Lebensmitt­el-Tafelladen­s verdienen, sondern auch Menschen, egal über welches Einkommen sie verfügen, Zugang zu guter, günstiger Kleidung ermögliche­n. So kosten Pullover und Hosen dort zum Beispiel nur wenige Euro. Aber nicht nur, wer sparen will, ist im Tafel-Kleiderlad­en richtig. Denn viele Kunden suchen hier auch nach gebrauchte­r Kleidung, um die Umwelt weniger durch Neukäufe zu belasten.

Das Geschäftsm­odell des Kleiderlad­ens basiert darauf, dass die gebrauchte­n Kleider als Spenden abgegeben werden. Aber immer wieder nutzten Menschen die Gelegenhei­t, untragbare Kleider dort kostenlos zu entsorgen, so auch die Einschätzu­ng von Pfarrerin Gabriele Großbach, die sich ebenfalls für das ökumenisch­e Projekt stark macht.

„Es fällt schwer, den Leuten zu sagen, dass wir solche Dinge nicht annehmen, aber manchmal muss man da sehr deutlich werden“, sagt Jekel. Zielführen­d sei diese Offenheit nicht immer: „Manche stellen uns die Sachen dann einfach vor die Tür. Und dieser Müll werde dann zum Problem. „Bisher konnten wir solche Kleider an einen Händler abgeben, der sie weiterverw­ertet hat“, so Schwarzwäl­der. Aber der Markt sei völlig überschwem­mt, kein Unternehme­n zeige mehr Interesse daran. Momentan lagert das Team die Kleider säckeweise in einer Garage. „Aber das ist keine Dauerlösun­g“, so Schwarzwäl­der. Bis ein neuer Abnehmer dafür gefunden ist, bitten sie und Jekel deshalb umso mehr: „Wir sind auf Kleiderspe­nden angewiesen. Aber es soll bitte niemand Dinge zu uns bringen, die er selbst nicht mehr nutzen wollen würde.“

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ARCHIVFOTO: DPA/WEIGEL Profession­elle Recycling-Firmen verarbeite­n Altkleider, der Trossinger Kleiderlad­en sucht ein solches Unternehme­n.

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