Falsche Polizeibeamte bereiten Sorgen
Oberstaatsanwalt Michael Groß leitet seit Juni Ermittlungsabteilung für den Kreis Tuttlingen
- Der Spaichinger Michael Groß leitet seit 1. Juni als Oberstaatsanwalt die neu eingerichtete Ermittlungsabteilung 3 der Staatsanwaltschaft Rottweil. Alle Strafverfahren im Landkreis Tuttlingen landen auf seinem Schreibtisch.
Tuttlingen hat als größte Stadt im Bezirk auch die meisten Straftaten zu verzeichnen. Aber ein vom statistischen Durchschnitt abweichendes besonderes „Profil“seiner Abteilung, etwa ein Überwiegen bestimmter Arten von Straftaten, kann Oberstaatsanwalt Groß nicht feststellen. Dennoch ist die Arbeit der Staatsanwaltschaft immer auch ein Seismograph für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen. Geht es etwa der Wirtschaft gut – wie es in der Region in den vergangenen Monaten und Jahren der Fall war – dann nimmt seiner Erfahrung nach auch die Zahl der Wirtschaftsstraftaten von Betrug bis Insolvenzverschleppung ab.
Die Entwicklung der Drogenkriminalität ist dagegen auch stark vom Zufall und von Fahndungserfolgen abhängig. Wenn zum Beispiel ein „kleiner“Dealer gefasst wird, kann das dann unter Umständen ein ganzes Netzwerk von Dealern auffliegen lassen, und die Zahl der Fälle nimmt dann auf einmal sprunghaft zu – ohne dass dies automatisch bedeuten würde, dass auch das Rauschgiftproblem zugenommen hätte. „Was uns im Moment ein bisschen Sorgen macht“, so Groß, „das sind die vermehrten Fälle von falschen Polizeibeamten und Enkeltrick-Betrügern.“
Sobald ein Anfangsverdacht einer Straftat besteht - dann ist die Staatsanwaltschaft mit im Boot. Sie ist verpflichtet, sowohl Belastendes als auch Entlastendes zu ermitteln, und hat auch eine Kontrollfunktion gegenüber den Gerichten und der Polizei. Die Polizei ermittelt aber in vielen Fällen erst einmal selbstständig – vernimmt die Zeugen, fertigt Tatortfotos an, dokumentiert. Die Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob ein Verfahren eingestellt wird oder vor Gericht kommt. Michael Groß kommt dabei zugute, dass er das Justizwesen sowohl als Richter als auch als Staatsanwalt kennt.
Bis Mai 2019 hatte es im Landgerichtsbezirk Rottweil nur zwei Ermittlungsabteilungen gegeben: einen Nordbezirk mit dem Landkreis Freudenstadt und einen Südbezirk mit dem Landkreis Tuttlingen; der Landkreis Rottweil war zwischen diesen beiden Abteilungen aufgeteilt. Doch dann wurden die Abteilungen zu groß und überschritten die Richtwerte für die Abteilungsgrößen. „In unserer Abteilung drei haben wir jetzt sieben Staatsanwälte“, informiert Michael Groß, „- in der alten waren es, glaube ich, neun. Jetzt haben wir es komfortabler mit drei Landkreisen, denen drei Abteilungen zugeordnet sind; das ist eine klare Trennung.“
Im kommenden Jahr wird sich Michael Groß aber auf eine neue Situation einstellen müssen, da das Polizeipräsidium Tuttlingen zum 1. Januar
aufgelöst wird. „Es ist schon so, dass wir bisher in einer sehr komfortablen Situation waren“, so Groß, „da für den gesamten Bezirk des Landgerichts Rottweil ein einziges Polizeipräsidium zuständig war – das Polizeipräsidium Tuttlingen. Diese Komfortzone müssen wir jetzt verlassen, weil Freudenstadt künftig dem Präsidium Pforzheim zugeordnet wird, die Landkreise Tuttlingen und Rottweil aber dem Präsidium Konstanz.“
Für die Staatsanwaltschaft wird es also insofern aufwändiger, als sie künftig mit zwei Dienststellen Kontakt halten und Absprachen machen muss. „Wie die tägliche Arbeit dann aussehen wird, das muss man sehen“, so Groß. „Aber unsere Hauptansprechpartner sind ja ohnehin die Beamten vor Ort, also in den Revieren Spaichingen und Tuttlingen und in den Polizeiposten. Diese Leute bleiben ja vor Ort - und insofern ist die Personalkonstanz und Ortskenntnis schon da. Das ist schon mal viel wert. Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass die Kriminalpolizei zum Glück in Rottweil bleibt. Insofern wird sich nicht so viel ändern.“
Auch mit politischen Straftaten hat es Michael Groß zuweilen zu tun. „Was bei uns vor allem aufschlägt, das sind volksverhetzende Hasspostings, die auf Facebook auftauchen, oder dass Leute beleidigt werden.“Aber eine rechtsradikale Szene im Landkreis Tuttlingen ist ihm nicht bekannt. Aber rechtsradikale Szene, gibt Groß zu bedenken, ist ja nicht gleich gleichbedeutend mit Straftaten. Und als Staatsanwaltschaft hat er es eben nur mit den Straftaten zu tun.
Ein problematischer Bereich sei die Internet-Kriminalität, da man hier nur schwer an die Täter herankomme, weil diese anonym surfen. „Irgendwann endet der Ermittlungsweg und man kommt nicht weiter.“Da die Server und Anbieter meist im Ausland sitzen, sind Ermittlungen häufig mit Rechtshilfeersuchen verbunden, „und da“, weiß Michael Groß, „ist der Zeit- und Kostenaufwand sehr hoch und Sie wissen nicht wirklich, was rauskommt. Das ist ein ganz schwieriges Feld. Wie sich das weiterentwickelt, das muss man noch sehen.“
Ein wenig helfen das Internet und „Dr. Google“aber auch bei der Ermittlungsarbeit. Das sind dann aber meist eher kleine Recherchehilfen, wie man sie auch im privaten Bereich nutzt, so Groß: „Wenn man mal ein Fachwort nachschlagen möchte, etwa einen medizinischen Begriff, dann schaut man schnell auf Wikipedia oder sucht in Google.“
„Es gibt schon Fälle, die einen ein bisschen umtreiben“, so Groß. Er erinnert sich etwa an einen Fall vor ein paar Jahren, als er noch als Erster Staatsanwalt stellvertretender Abteilungsleiter bei der Staatsanwaltschaft Rottweil war. Damals wurde im Landkreis Rottweil ein Hof überfallen und der Hofinhaber erstochen. „Das sind Fälle, die nicht alltäglich sind – Gottseidank nicht alltäglich sind –, und die bleiben allein schon deshalb haften.“
Entspannung und den nötigen körperlichen Ausgleich holt sich Michael Groß beim Sport. „Beim Jogging in der Natur kann ich abschalten. Früher habe ich auch Fußball gespielt. Aber dann hat mir mein Orthopäde gesagt: Herr Groß, jedes Alter hat seinen Sport – und in Ihrem Alter ist es der Fußball nicht mehr.“
Dienstag 15 bis 18 Uhr. Samstag 10 bis 13 Uhr.
Auch die mobilen Grünschnittannahmestellen in den Städten und Gemeinden sind ab 11. November für dieses Jahr geschlossen, ebenso die Grünguthöfe in Spaichingen, Trossingen und Königsheim.
Alle Grüngut-Annahmestellen sind ab 16. März 2020 wieder geöffnet. Bürger, die noch Grünschnitt zu entsorgen haben, können sich der Wertstoff- und Grünguthöfe in Aldingen, Tuttlingen, Mühlheim, Geisingen und Wehingen bedienen. Diese nehmen auch während des Winterbetriebes weiterhin Grünschnitt an.