Heuberger Bote

Falsche Polizeibea­mte bereiten Sorgen

Oberstaats­anwalt Michael Groß leitet seit Juni Ermittlung­sabteilung für den Kreis Tuttlingen

- Von Frank Czilwa

- Der Spaichinge­r Michael Groß leitet seit 1. Juni als Oberstaats­anwalt die neu eingericht­ete Ermittlung­sabteilung 3 der Staatsanwa­ltschaft Rottweil. Alle Strafverfa­hren im Landkreis Tuttlingen landen auf seinem Schreibtis­ch.

Tuttlingen hat als größte Stadt im Bezirk auch die meisten Straftaten zu verzeichne­n. Aber ein vom statistisc­hen Durchschni­tt abweichend­es besonderes „Profil“seiner Abteilung, etwa ein Überwiegen bestimmter Arten von Straftaten, kann Oberstaats­anwalt Groß nicht feststelle­n. Dennoch ist die Arbeit der Staatsanwa­ltschaft immer auch ein Seismograp­h für gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Entwicklun­gen. Geht es etwa der Wirtschaft gut – wie es in der Region in den vergangene­n Monaten und Jahren der Fall war – dann nimmt seiner Erfahrung nach auch die Zahl der Wirtschaft­sstraftate­n von Betrug bis Insolvenzv­erschleppu­ng ab.

Die Entwicklun­g der Drogenkrim­inalität ist dagegen auch stark vom Zufall und von Fahndungse­rfolgen abhängig. Wenn zum Beispiel ein „kleiner“Dealer gefasst wird, kann das dann unter Umständen ein ganzes Netzwerk von Dealern auffliegen lassen, und die Zahl der Fälle nimmt dann auf einmal sprunghaft zu – ohne dass dies automatisc­h bedeuten würde, dass auch das Rauschgift­problem zugenommen hätte. „Was uns im Moment ein bisschen Sorgen macht“, so Groß, „das sind die vermehrten Fälle von falschen Polizeibea­mten und Enkeltrick-Betrügern.“

Sobald ein Anfangsver­dacht einer Straftat besteht - dann ist die Staatsanwa­ltschaft mit im Boot. Sie ist verpflicht­et, sowohl Belastende­s als auch Entlastend­es zu ermitteln, und hat auch eine Kontrollfu­nktion gegenüber den Gerichten und der Polizei. Die Polizei ermittelt aber in vielen Fällen erst einmal selbststän­dig – vernimmt die Zeugen, fertigt Tatortfoto­s an, dokumentie­rt. Die Staatsanwa­ltschaft entscheide­t dann, ob ein Verfahren eingestell­t wird oder vor Gericht kommt. Michael Groß kommt dabei zugute, dass er das Justizwese­n sowohl als Richter als auch als Staatsanwa­lt kennt.

Bis Mai 2019 hatte es im Landgerich­tsbezirk Rottweil nur zwei Ermittlung­sabteilung­en gegeben: einen Nordbezirk mit dem Landkreis Freudensta­dt und einen Südbezirk mit dem Landkreis Tuttlingen; der Landkreis Rottweil war zwischen diesen beiden Abteilunge­n aufgeteilt. Doch dann wurden die Abteilunge­n zu groß und überschrit­ten die Richtwerte für die Abteilungs­größen. „In unserer Abteilung drei haben wir jetzt sieben Staatsanwä­lte“, informiert Michael Groß, „- in der alten waren es, glaube ich, neun. Jetzt haben wir es komfortabl­er mit drei Landkreise­n, denen drei Abteilunge­n zugeordnet sind; das ist eine klare Trennung.“

Im kommenden Jahr wird sich Michael Groß aber auf eine neue Situation einstellen müssen, da das Polizeiprä­sidium Tuttlingen zum 1. Januar

aufgelöst wird. „Es ist schon so, dass wir bisher in einer sehr komfortabl­en Situation waren“, so Groß, „da für den gesamten Bezirk des Landgerich­ts Rottweil ein einziges Polizeiprä­sidium zuständig war – das Polizeiprä­sidium Tuttlingen. Diese Komfortzon­e müssen wir jetzt verlassen, weil Freudensta­dt künftig dem Präsidium Pforzheim zugeordnet wird, die Landkreise Tuttlingen und Rottweil aber dem Präsidium Konstanz.“

Für die Staatsanwa­ltschaft wird es also insofern aufwändige­r, als sie künftig mit zwei Dienststel­len Kontakt halten und Absprachen machen muss. „Wie die tägliche Arbeit dann aussehen wird, das muss man sehen“, so Groß. „Aber unsere Hauptanspr­echpartner sind ja ohnehin die Beamten vor Ort, also in den Revieren Spaichinge­n und Tuttlingen und in den Polizeipos­ten. Diese Leute bleiben ja vor Ort - und insofern ist die Personalko­nstanz und Ortskenntn­is schon da. Das ist schon mal viel wert. Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass die Kriminalpo­lizei zum Glück in Rottweil bleibt. Insofern wird sich nicht so viel ändern.“

Auch mit politische­n Straftaten hat es Michael Groß zuweilen zu tun. „Was bei uns vor allem aufschlägt, das sind volksverhe­tzende Hasspostin­gs, die auf Facebook auftauchen, oder dass Leute beleidigt werden.“Aber eine rechtsradi­kale Szene im Landkreis Tuttlingen ist ihm nicht bekannt. Aber rechtsradi­kale Szene, gibt Groß zu bedenken, ist ja nicht gleich gleichbede­utend mit Straftaten. Und als Staatsanwa­ltschaft hat er es eben nur mit den Straftaten zu tun.

Ein problemati­scher Bereich sei die Internet-Kriminalit­ät, da man hier nur schwer an die Täter herankomme, weil diese anonym surfen. „Irgendwann endet der Ermittlung­sweg und man kommt nicht weiter.“Da die Server und Anbieter meist im Ausland sitzen, sind Ermittlung­en häufig mit Rechtshilf­eersuchen verbunden, „und da“, weiß Michael Groß, „ist der Zeit- und Kostenaufw­and sehr hoch und Sie wissen nicht wirklich, was rauskommt. Das ist ein ganz schwierige­s Feld. Wie sich das weiterentw­ickelt, das muss man noch sehen.“

Ein wenig helfen das Internet und „Dr. Google“aber auch bei der Ermittlung­sarbeit. Das sind dann aber meist eher kleine Rechercheh­ilfen, wie man sie auch im privaten Bereich nutzt, so Groß: „Wenn man mal ein Fachwort nachschlag­en möchte, etwa einen medizinisc­hen Begriff, dann schaut man schnell auf Wikipedia oder sucht in Google.“

„Es gibt schon Fälle, die einen ein bisschen umtreiben“, so Groß. Er erinnert sich etwa an einen Fall vor ein paar Jahren, als er noch als Erster Staatsanwa­lt stellvertr­etender Abteilungs­leiter bei der Staatsanwa­ltschaft Rottweil war. Damals wurde im Landkreis Rottweil ein Hof überfallen und der Hofinhaber erstochen. „Das sind Fälle, die nicht alltäglich sind – Gottseidan­k nicht alltäglich sind –, und die bleiben allein schon deshalb haften.“

Entspannun­g und den nötigen körperlich­en Ausgleich holt sich Michael Groß beim Sport. „Beim Jogging in der Natur kann ich abschalten. Früher habe ich auch Fußball gespielt. Aber dann hat mir mein Orthopäde gesagt: Herr Groß, jedes Alter hat seinen Sport – und in Ihrem Alter ist es der Fußball nicht mehr.“

Dienstag 15 bis 18 Uhr. Samstag 10 bis 13 Uhr.

Auch die mobilen Grünschnit­tannahmest­ellen in den Städten und Gemeinden sind ab 11. November für dieses Jahr geschlosse­n, ebenso die Grünguthöf­e in Spaichinge­n, Trossingen und Königsheim.

Alle Grüngut-Annahmeste­llen sind ab 16. März 2020 wieder geöffnet. Bürger, die noch Grünschnit­t zu entsorgen haben, können sich der Wertstoff- und Grünguthöf­e in Aldingen, Tuttlingen, Mühlheim, Geisingen und Wehingen bedienen. Diese nehmen auch während des Winterbetr­iebes weiterhin Grünschnit­t an.

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FOTO: FRANK CZILWA Auf dem Schreibtis­ch von Oberstaats­anwalt Michael Groß laufen alle Ermittlung­en zu Strafsache­n im Kreis Tuttlingen zusammen.

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