„Wir dachten, dass draußen etwas explodiert ist“
Erdbeben erschüttert die Region um Albstadt – Seine Auswirkungen sind deutlich zu spüren
- Ein Erdbeben mit Epizentrum in Albstadt-Truchtelfingen hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die Region in einem Umkreis von rund 30 Kilometern erschüttert. Dabei kamen offenbar weder Menschen noch Gebäude zu Schaden. Für große Unruhe sorgte das Beben aber dennoch. „Weil es sich nicht besonders tief unter der Erde abgespielt hat, waren seine Auswirkungen relativ deutlich zu spüren“, sagt Stefan Stange, Leiter des Landeserdbebendienstes.
Das Erdbeben mit einer Stärke von 3,8 auf der Richter-Skala ereignete sich um 1.59 Uhr, etwa vier Kilometer unter der Erdoberfläche in der sogenannten Albstadt-Scherzone in Truchtelfingen. „Bei dieser Stärke reden wir von einem mäßig starken Erdbeben“, sagt Stefan Stange. Normalerweise spielten sich Erdbeben allerdings in einer Tiefe von etwa zehn Metern ab. Weil sich der Herd des aktuellen Bebens deutlich näher unter der Erdoberfläche befand, sei es stärker wahrgenommen worden.
Aus dem Schlaf gerissen wurde beispielsweise Nicole Löffler, die mit ihrem Ehemann in Albstadt-Ebingen wohnt. „Wir beide haben uns total erschrocken“, sagt sie. Zwar habe das Beben nicht allzu lange angehalten. „Aber für mich hat ein Erdbeben einfach etwas Bedrohliches.“Sie habe sich kaum getraut zu atmen, um abzuwarten, ob weitere Erschütterungen folgen. Als Jugendliche hatte Löffler bereits das massive Erdbeben im September 1978 miterlebt – mit einer Stärke von 5,7 auf der RichterSkala. „Der Schreck von damals sitzt bei mir heute noch tief“, sagt sie. „Ich habe wochenlang bei meiner Mutter im Bett geschlafen.“
Das aktuelle Beben bekam auch Stephan Romer zu spüren, der bei seiner Freundin in Tailfingen übernachtete. „Wir saßen plötzlich senkrecht im Bett, weil wir dachten, dass draußen etwas explodiert ist“, erzählt Romer. „Wir wussten gar nicht, was los ist.“Aufgefallen seien ihm und seiner Freundin vor allem die zitternden Fensterscheiben. „Nur für ein paar Sekunden, dafür aber heftig.“ Über soziale Medien im Internet fand der Student schließlich heraus, dass es sich offenbar um ein Erdbeben handelte. „Einschlafen konnte ich dann vorerst nicht mehr“, sagt Romer. Die Zeit habe er dann genutzt, um sich allgemein über Erdbeben zu informieren.
Erschüttert wurde die Erde aber nicht nur direkt in Albstadt, sondern auch in der Region. „Kurz bevor das Beben ausbrach, habe ich Fernsehen geguckt“, berichtet eine Frau aus Gammertingen. Dann hätten plötzlich die Fensterscheiben vibriert. „Erst habe ich mich gefragt, ob es sich um Bauarbeiten an den Bahnschienen handelt, aber dann ist mir relativ schnell klar geworden, dass es ein Erdbeben sein muss.“Dieses sei bei ihr allerdings nur kurz und nicht besonders stark zu spüren gewesen.
Leser der „Schwäbischen Zeitung“tauschten sich bei Facebook über ihre Erlebnisse aus. Während Ramona S. das Erdbeben in Stetten am kalten Markt registrierte, bemerkte Hans-Christian R. die Erschütterungen in Sigmaringen. Dort sei das Beben sehr deutlich zu spüren gewesen, berichtete er. Anders ging es Melanie S. aus Gorheim. „Ich muss geschlafen haben wie ein Stein“, schrieb sie.
„In Scheer war es auch heftig“, berichtete Facebook-Nutzer Hatca Ö. In Tuttlingen hingegen habe man das Beben „nur ganz leicht“gespürt, schrieb Armin S. Traudel Knopp aus Veringendorf bekam die Erschütterungen ebenfalls mit. „Es knackte im Gebälk und ich meinte, mein Bett verschiebt sich“, kommentierte sie.
Hinweise auf Schäden lagen den Polizeipräsidien in Tuttlingen und Konstanz am Montag aber nicht vor. Auch die Feuerwehrkommandanten Herbert Datz (Gammertingen) und Michael Holdenried (Veringenstadt) konnten keine besonderen Vorkommnisse vermelden.
Ein Nachbeben ereignete sich am Montag um 13.31 mit einer Stärke von 1,9 in Truchtelfingen. Ob weitere folgen werden, können auch die Experten nicht abschätzen. „Wir können keine Erdbebenvorhersage treffen“, sagt Stefan Stange.