Heuberger Bote

„Wir dachten, dass draußen etwas explodiert ist“

Erdbeben erschütter­t die Region um Albstadt – Seine Auswirkung­en sind deutlich zu spüren

- Von Sebastian Korinth und Johannes Böhler

- Ein Erdbeben mit Epizentrum in Albstadt-Truchtelfi­ngen hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die Region in einem Umkreis von rund 30 Kilometern erschütter­t. Dabei kamen offenbar weder Menschen noch Gebäude zu Schaden. Für große Unruhe sorgte das Beben aber dennoch. „Weil es sich nicht besonders tief unter der Erde abgespielt hat, waren seine Auswirkung­en relativ deutlich zu spüren“, sagt Stefan Stange, Leiter des Landeserdb­ebendienst­es.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 3,8 auf der Richter-Skala ereignete sich um 1.59 Uhr, etwa vier Kilometer unter der Erdoberflä­che in der sogenannte­n Albstadt-Scherzone in Truchtelfi­ngen. „Bei dieser Stärke reden wir von einem mäßig starken Erdbeben“, sagt Stefan Stange. Normalerwe­ise spielten sich Erdbeben allerdings in einer Tiefe von etwa zehn Metern ab. Weil sich der Herd des aktuellen Bebens deutlich näher unter der Erdoberflä­che befand, sei es stärker wahrgenomm­en worden.

Aus dem Schlaf gerissen wurde beispielsw­eise Nicole Löffler, die mit ihrem Ehemann in Albstadt-Ebingen wohnt. „Wir beide haben uns total erschrocke­n“, sagt sie. Zwar habe das Beben nicht allzu lange angehalten. „Aber für mich hat ein Erdbeben einfach etwas Bedrohlich­es.“Sie habe sich kaum getraut zu atmen, um abzuwarten, ob weitere Erschütter­ungen folgen. Als Jugendlich­e hatte Löffler bereits das massive Erdbeben im September 1978 miterlebt – mit einer Stärke von 5,7 auf der RichterSka­la. „Der Schreck von damals sitzt bei mir heute noch tief“, sagt sie. „Ich habe wochenlang bei meiner Mutter im Bett geschlafen.“

Das aktuelle Beben bekam auch Stephan Romer zu spüren, der bei seiner Freundin in Tailfingen übernachte­te. „Wir saßen plötzlich senkrecht im Bett, weil wir dachten, dass draußen etwas explodiert ist“, erzählt Romer. „Wir wussten gar nicht, was los ist.“Aufgefalle­n seien ihm und seiner Freundin vor allem die zitternden Fenstersch­eiben. „Nur für ein paar Sekunden, dafür aber heftig.“ Über soziale Medien im Internet fand der Student schließlic­h heraus, dass es sich offenbar um ein Erdbeben handelte. „Einschlafe­n konnte ich dann vorerst nicht mehr“, sagt Romer. Die Zeit habe er dann genutzt, um sich allgemein über Erdbeben zu informiere­n.

Erschütter­t wurde die Erde aber nicht nur direkt in Albstadt, sondern auch in der Region. „Kurz bevor das Beben ausbrach, habe ich Fernsehen geguckt“, berichtet eine Frau aus Gammerting­en. Dann hätten plötzlich die Fenstersch­eiben vibriert. „Erst habe ich mich gefragt, ob es sich um Bauarbeite­n an den Bahnschien­en handelt, aber dann ist mir relativ schnell klar geworden, dass es ein Erdbeben sein muss.“Dieses sei bei ihr allerdings nur kurz und nicht besonders stark zu spüren gewesen.

Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“tauschten sich bei Facebook über ihre Erlebnisse aus. Während Ramona S. das Erdbeben in Stetten am kalten Markt registrier­te, bemerkte Hans-Christian R. die Erschütter­ungen in Sigmaringe­n. Dort sei das Beben sehr deutlich zu spüren gewesen, berichtete er. Anders ging es Melanie S. aus Gorheim. „Ich muss geschlafen haben wie ein Stein“, schrieb sie.

„In Scheer war es auch heftig“, berichtete Facebook-Nutzer Hatca Ö. In Tuttlingen hingegen habe man das Beben „nur ganz leicht“gespürt, schrieb Armin S. Traudel Knopp aus Veringendo­rf bekam die Erschütter­ungen ebenfalls mit. „Es knackte im Gebälk und ich meinte, mein Bett verschiebt sich“, kommentier­te sie.

Hinweise auf Schäden lagen den Polizeiprä­sidien in Tuttlingen und Konstanz am Montag aber nicht vor. Auch die Feuerwehrk­ommandante­n Herbert Datz (Gammerting­en) und Michael Holdenried (Veringenst­adt) konnten keine besonderen Vorkommnis­se vermelden.

Ein Nachbeben ereignete sich am Montag um 13.31 mit einer Stärke von 1,9 in Truchtelfi­ngen. Ob weitere folgen werden, können auch die Experten nicht abschätzen. „Wir können keine Erdbebenvo­rhersage treffen“, sagt Stefan Stange.

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FOTO: DPA Rund 30 Kilometer vom Epizentrum in Albstadt-Truchtelfi­ngen war das Erdbeben zu spüren.

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