Stuttgart sucht den Superchef
Am Donnerstag macht der VfB Stuttgart aus vier Präsidentschaftsbewerbern zwei
- Grünen-Politiker Cem Özdemir sehnt sich nicht nur nach Weltfrieden, er wünscht sich auch das Seelenheil zurück bei seinem Herzensverein VfB Stuttgart. „Mir dauern diese unruhigen Zeiten schon viel zu lang an. Wir brauchen Ruhe und Einigkeit im Verein, mit der Präsidentschaftswahl wird das hoffentlich kommen“, sagte Özdemir kürzlich im „Welt“-Interview.
Der neue VfB-Chef und Nachfolger des im Juli zurückgetretenen Wolfgang Dietrich wird zwar erst am 15. Dezember von den Mitgliedern des Fußball-Zweitligisten gewählt, aber bereits am Donnerstag findet eine Vorausscheidung statt. Nach diversen mehr oder weniger freiwilligen Rückzügen – ursprünglich waren es zwölf Bewerber – bestimmte der Vereinsbeirat vier Kandidaten: Martin Bizer, Christian Riethmüller, Susanne Schosser und Claus Vogt. Das Quartett muss laut Satzung nun auf zwei Bewerber reduziert werden.
Özdemir hat einen klaren Favoriten – allerdings ist es auch der einzige, den er kennt: den Böblinger Unternehmer Claus Vogt nämlich. „Ich kann mir vorstellen, dass man einen wie ihn beim VfB gut gebrauchen kann. Er ist VfBler durch und durch, hat einen gesunden Wertekompass und führt ein erfolgreiches Unternehmen“, sagt Özdemir, der selbst nicht kandidierte. „Ich habe als Politiker einen Fulltime-Job und leide nicht an Langeweile. Generell stehe ich bereit, wann immer ich dem VfB in anderer Weise helfen kann“, sagte der 53-Jährige. Die vier Kandidaten im Steckbrief:
Claus Vogt:
Der Böblinger Claus Vogt ist glühender VfB-Fan – und als Gründer des „FC PlayFair!“Kritiker des Turbokapitalismus im Profifußball. Der 50-Jährige führt ein Unternehmen im Bereich Immobilienbewirtschaftung und war früher bei der Metro Group tätig. Vogt bekannte sich von Anfang an zur Kandidatur: „Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass der VfB die Menschen wieder zusammenbringt und die VfB-Werte wieder gelebt werden“, sagt er. „Ich glaube, mehr Fairness und Mitbestimmung kann dem Fußball nur guttun. Ich will Vertreter aller Mitglieder und Fans sein. Die Fußball-Fankultur in Deutschland ist ein schützenswertes Kulturgut.“
Christian Riethmüller:
Der 44-Jährige ist Geschäftsführer der Tübinger Buchhandlung Osiander und hatte sich anonym beworben. Welche Beziehungen er zum VfB hat – von einem Fan-Dasein abgesehen – ist unbekannt. Der Familienvater ist ein Nachkomme der Buchhandlungsdynastie Osiander, früher arbeitete er bei Aldi. Über die Gründe für seine Bewerbung und Pläne für das Amt will er Auskunft geben, falls er in den finalen Kandidatenkreis kommt.
Susanne Schosser:
Wird sie die erste Präsidentin beim VfB? Die 57-Jährige, eine selbständige Persönlichkeitsberaterin, ist die große Unbekannte. Einst war Schosser Programmdirektorin bei RTL, unter ihr wurde der Sender Anfang der 2000er-Jahre Marktführer in der Sparte Kinderfernsehen, danach wechselte sie zu EM.TV. Schosser sagt von sich, sie lasse sich durch „ein gutes Fußballspiel“inspirieren. Als VfB-Anhängerin dürfte sie in den letzten zehn Jahren somit nicht viel Inspiration bekommen haben.
Martin Bizer:
Der 65-jährige Korntaler ging Anfang 2019 als Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums, Elitegymnasium des Sports, in Ruhestand. Das besuchten einst auch einige VfBJunioren. Bizer fiel mit Selbstvertrauen und Visionen auf, er hatte auch eine rebellische Ader. Im Schwäbischen Turnerbund und Landessportverband war Bizer zuständig für Skifahrer und Volleyballer. Aktuell ist der ausgebildete Tennis- und Skilehrer Vorsitzender des TC Korb.