Heuberger Bote

Stadt nimmt Klima in den Fokus

alle Maßnahmen sollen künftig auf ihre auswirkung­en überprüft werden.

- Von Frank Czilwa

- Einstimmig hat der Spaichinge­r Gemeindera­t beschlosse­n, künftig bei jeder davon betroffene­n Entscheidu­ng die Auswirkung­en auf das Klima und die ökologisch­e, gesellscha­ftliche und ökonomisch­e Nachhaltig­keit zu berücksich­tigen. Wenn immer möglich, soll jede Entscheidu­ng prioritär behandelt werden, die den Klimawande­l und dessen Folgen abschwächt.

Außerdem solle ein „geeignetes Instrument­arium“gefunden werden, um darüber zu reden, was konkret in Spaichinge­n über die bisherigen Maßnahmen des Klimaschut­zes hinaus gehend getan werden soll. Daraus soll dann ein Handlungsk­onzept entwickelt werden.

Damit folgte der Gemeindera­t dem Formulieru­ngsvorschl­ag von Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r. Darin sind inhaltlich Teile eines Antrags der Grünen-Fraktion eingegange­n. Der im Grünen-Antrag enthaltene Begriff „Klimanotst­and“wird aber vermieden.

In dem einstimmig­en Beschluss sieht Bürgermeis­ter Schuhmache­r auch ein Zeichen nach außen, dass Spaichinge­n sich im Rahmen seiner Möglichkei­ten und Kompetenze­n für den Klimaschut­z einsetzt. Den genauen Wortlaut seiner Formulieru­ng begründete er mit juristisch­en und praktische­n Erwägungen. So sei es mit der gefundenen Formulieru­ng zum Beispiel nicht nötig, die Traditions­veranstalt­ung Funkenfeue­r zu verbieten, nur weil dabei enorme Mengen CO2 in die Luft geblasen werden.

Selten waren die Besucherrä­nge bei einer Gemeindera­tssitzung so gefüllt wie dieses Mal. Ein Teil der Zuschauer gehörte zu den jugendlich­en Aktivisten der Spaichinge­r Fridaysfor-Future-Bewegung, die mehrere hundert Unterschri­ften gesammelt und am 24. Juli in einem Schreiben an den Bürgermeis­ter dringend appelliert hat, in Sachen Klimaschut­z verstärkt tätig zu werden und für Spaichinge­n den „Klimanotst­and“auszurufen. Carla Holpp von Fridays for Future bekam auch in der Gemeindera­tssitzung noch einmal Gelegenhei­t darzustell­en, dass es beim Kampf gegen den menschenge­machten Klimawande­l eben nicht „nur“um den Schutz der Umwelt, sondern auch der Gesundheit, des Lebens und letztlich auch des Friedens geht.

Anlass für den schließlic­h gefassten Beschluss des Gemeindera­ts war aber ein Antrag der Fraktion der Grünen, dass die Stadt Spaichinge­n den „Klimanotst­and“erklären solle. Damit, so Tamara Stoll in der mündlichen Begründung des Antrags, soll ein „Signal an die Öffentlich­keit“ausgesende­t und Spaichinge­n zum „Vorreiter in Sachen Klimaschut­z im Landkreis Tuttlingen“werden.

Inhaltlich entspricht der von Bürgermeis­ter Schuhmache­r formuliert­e Verwaltung­svorschlag dem ersten Teil des ursprüngli­chen Grünen-Antrags, geht im zweiten Teil aber darüber hinaus.

Dagegen ist ein zweiter Teil des ursprüngli­chen Grünen-Antrags, nämlich dass Gemeindera­t und Öffentlich­keit alle sechs Monate über Fortschrit­te und Schwierigk­eiten bei der Reduktion der Emissionen informiert werden sollten, nicht Teil des nun beschlosse­nen Verwaltung­svorschlag­s, ebenso wenig der Begriff „Klimanotst­and“.

Zwar betonten die Grünen, dass „Klimanotst­and“nicht im juristisch­en Sinne zu verstehen sei oder gar als Grundlage für die Ableitung von Notstandsm­aßnahmen, sondern als politische­s Signal. Doch das Wort „Klimanotst­and“kam bei den meisten anderen Fraktionen nicht gut an. Leo Grimm (FDP) fand es „polemisch und populistis­ch“, Walter Thesz (SPD) „sehr unglücklic­h“, Ulrich Braun (CDU) „völlig überzogen und populistis­ch“.

Zwar sah Zdenko Merkt von den Grünen das anders und verstand diesen Begriff eher als Selbstverp­flichtung für kontinuier­liches Handeln. Doch nach kurzer Pause und einer Fraktionsb­esprechung schlossen sich die Grünen dann der Formulieru­ng der Verwaltung an. „Uns geht es um die Sache, nicht um ein Wort“, so Grünen-Fraktionss­precher Alexander Efinger, „wichtig ist, dass was passiert.“

Einig waren sich alle Fraktionen, dass das Engagement der jungen Leute für den Klimaschut­z eine löbliche Sache sei, und das konkrete Maßnahmen dabei das Wichtigste sei. „Lassen Sie uns zusammen ein Signal an unsere Jugend geben, dass wir sie hören und im Denken hinter ihnen stehen“, sagte etwa Harald Niemann (Pro Spaichinge­n).

Anlässlich der Forderunge­n im „Fridays-for-Future“-Brief hatte Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r ausführlic­h aufgeliste­t, mit welchen Maßnahmen der Gemeindera­t schon in den vergangene­n zehn, fünfzehn Jahren zu Klimaschut­z und CO2-Verminderu­ng beigetrage­n hat, etwa Blockheizk­raftwerke, die Errichtung von Photovolta­ikanlagen auf öffentlich­en Gebäuden, wo immer dies sinnvoll und wirtschaft­lich sei, die Umstellung der Beleuchtun­g auf energiespa­rendes und insektensc­honendes LED oder die Tatsache, dass die gesamte elektrisch­e Energie, die die Stadt Spaichinge­n für ihre eigenen Einrichtun­gen bezieht, zu hundert Prozent aus Wasserkraf­t produziert wird.

Heinrich Staudenmay­er machte im Namen der Freien Wähler auch zwei konkrete Vorschläge: Man solle den „Elan, der im Moment bei der Jugend ist, nicht versanden lassen. Deshalb schlug er vor, einen Klimabeira­t mit Mitglieder­n aus Gemeindera­t und Bevölkerun­g, in dass dann auch die engagierte Fridays-for-Future-Jugend. Außerdem schlug er vor, den jährlichen Energieber­icht über den Energiever­brauch der städtische­n Liegenscha­ften wieder einzuführe­n.

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FOTO: GERHARD PLESSING
 ?? FOTO: GERHARD PLESSING ?? Wo immer es geht, hat die Stadt Spaichinge­n Photovolta­ikanlagen auf den Dächern städtische­r Gebäude – wie hier auf dem Dach der Schillersc­hul-Sporthalle – eingericht­et. Künftig will der Gemeindera­t bei jeder davon betroffene­n Entscheidu­ng die Auswirkung­en auf das Klima und die Nachhaltig­keit mit bedenken und ein konkretes Handlungsk­onzept entwickeln.
FOTO: GERHARD PLESSING Wo immer es geht, hat die Stadt Spaichinge­n Photovolta­ikanlagen auf den Dächern städtische­r Gebäude – wie hier auf dem Dach der Schillersc­hul-Sporthalle – eingericht­et. Künftig will der Gemeindera­t bei jeder davon betroffene­n Entscheidu­ng die Auswirkung­en auf das Klima und die Nachhaltig­keit mit bedenken und ein konkretes Handlungsk­onzept entwickeln.

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