Anspruchsvoll und zukunftssicher
Interview mit der Leiterin der Edith-SteinSchule zur Zukunft der Altenpflege.
- Die Spaichinger Edith-Stein-Schule – die Katholische Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe Spaichingen – feiert am Freitag, 8. November, im Edith-Stein-Haus ihr 30-jähriges Bestehen. Unser Redaktionsmitglied Frank Czilwa hat mit Cornelia Graf, der Leiterin der Edith-Stein-Schulen Rottweil und Spaichingen, über die wachsenden Anforderungen gesprochen in einem Beruf, der zugleich anspruchsvoll und zukunftssicher ist.
Frau Graf, angesichts des demographischen Wandels wird das Thema Altenpflege immer wichtiger. Insofern muss sich die Berufsfachschule wohl keine Sorgen um ihre Zukunft machen?
Ich denke auch, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Der Beruf der Altenpflegerin oder des Altenpflegers ist anspruchsvoll und zukunftssicher. Es ist aber so, dass es ein neues Pflegeberufegesetz gibt, das die Ausbildung von Pflegefachkräften ab 2020 neu organisiert und die Qualität der Pflege verbessern soll. Alle Auszubildenden der Kranken-, Kinderkrankenund Altenpflege erhalten zwei Jahre lang eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung, in der sie einen Vertiefungsbereich in der praktischen Ausbildung wählen. Im dritten Ausbildungsjahr kann man den Berufsabschluss Pflegefachfrau oder Pflegefachmann erwerben, oder einen gesonderten Abschluss in der Altenpflege, Gesundheits- oder Krankenpflege.
Kann die Spaichinger Altenpflegeschule dann auch diese generalistische Ausbildung anbieten?
Ziel ist, dass wir ab 2021 mit entsprechenden Kooperationspartnern die generalistische Ausbildung anbieten.
Was ist der eigentlich der Unterschied zwischen Altenpflege und Altenpflegehilfe?
Die Ausbildung zum Altenpfleger dauert derzeit drei Jahre und führt zu einer staatlichen Abschlussprüfung, die dann zu einer Tätigkeit in Altenpflegeoder -wohnheimen oder in geriatrischen Abteilungen qualifiziert. Die Altenpflegehilfe ist sozusagen eine Vorstufe. Die Ausbildung dauert in Vollzeit ein bis zwei Jahre. Altenpflegehelfer unterstützen die Altenpfleger bei allen Tätigkeiten.
Wie hat sich das Berufsbild des Altenpflegers in den letzten 30 Jahren gewandelt?
Es ist auf jeden Fall noch anspruchsvoller geworden. Das Altenpflegepersonal von heute muss in der Lage sein, medizinische, sozialpflegerische und psychiatrische Betreuung umzusetzen, und auch die administrativen Anforderungen werden immer umfangreicher. Ein anspruchsvoller Beruf, der hohe fachliche und soziale Kompetenzen voraussetzt.
Angesichts dieses sehr anspruchsvollen und teilweise auch belastenden Berufs: Gibt es genug Menschen, die sich für diesen Beruf ausbilden lassen wollen, oder nimmt die Bereitschaft ab?
Wir brauchen noch mehr Bereitschaft für soziale Berufe. Es sind besondere Menschen, die zu uns an die Schule kommen, mit besonderen Eigenschaften. Viele haben ein gutes Gespür für Probleme und Herausforderungen älterer Menschen. Aber angesichts des von Ihnen angesprochen demographischen Wandels herrscht ganz klar ein Fachkräftemangel.
Was kann die Politik tun, damit die Altenpflege entsprechend ihrer Bedeutung unterstützt wird?
Derzeit ist ja vor allem eine gute Bezahlung in aller Munde. Tariferhöhungen sind sicher wichtig, reichen aber noch nicht aus. Genauso wichtig wäre mehr gesellschaftliche Anerkennung für dieses Berufsbild. Man sollte Aufstiegschancen öffnen, Belastungen abbauen – man muss in eine gesellschaftliche Debatte darüber kommen, wie notwendig wir für unsere alten Menschen sorgen müssen.
Ihre Schule nennt sich ausdrücklich „Katholische Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe Spaichingen“. Worin liegt das spezifisch Katholische?
Katholisch heißt auf jeden Fall nicht, dass wir nur katholische Schüler ausbilden oder nur katholische Mitarbeiter hätten. Die Orientierung unserer Arbeit am christlichen Gebot der Nächstenliebe ist für uns Auftrag, offen zu sein für alle Menschen. Jeder einzelne Mensch wird akzeptiert und soll ganz individuell begleitet und gefördert werden. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen sollen in den Unterricht einbezogen werden. Es gibt religiöse Angebote an unserer Schule, wir feiern Gottesdienste und die Schulgemeinschaft spielt eine große Rolle. Marianne Metzger, die stellvertretende Schulleiterin, mit ihrem Team leisten hier großartige Arbeit.