Heuberger Bote

Fast 50 Millionen für Klinikum Tuttlingen

Weiterer Anbau geplant, OPs und der Intensivbe­reich werden umgestalte­t.

- Von Ingeborg Wagner

- Der Umzug steht unmittelba­r bevor: Noch in diesem Monat zieht die Abteilung Geriatrie vom Spaichinge­r Klinikum in das Krankenhau­s nach Tuttlingen um. Die internisti­sche Abteilung folgt im Dezember. „50 bis 60 Betten werden wir damit nach Tuttlingen holen“, sagt Sascha Sartor, Geschäftsf­ührer des Klinikums Landkreis Tuttlingen.

Das sind die ersten Auswirkung­en des Kreistagse­ntscheids zur Verlagerun­g von Klinikabte­ilungen aus Spaichinge­n und der Auftakt einer Reihe von Neu- und Umbaumaßna­hmen. Bis Ende 2023 sollen am Standort Tuttlingen rund 48 Millionen Euro verbaut sein. Auch für die Schaffung von Mitarbeite­rparkplätz­en und -Appartemen­ts gibt es Pläne.

Bei allen Emotionen, die die Debatte um die Neuausrich­tung der Klinikstan­dorte mit sich gebracht habe, sagt der Geschäftsf­ührer: „Ich bin froh, dass nun ein Grundsatze­ntscheid vorliegt.“Das Klinikum am Standort Tuttlingen wird nach der Umstruktur­ierung von derzeit 228 Planbetten auf 300 wachsen. Damit sieht der Geschäftsf­ührer das Haus gut aufgestell­t, vor allem, wenn die Investitio­nen in die Infrastruk­tur abgeschlos­sen sind.

Zum 1. Januar 2020 teilt Tuttlingen seine Medizinisc­he Klinik in zwei auf. Den Bereich Kardiologi­e leitet Chefarzt Dr. Michael Kotzerke. Chefarzt der Gastroente­rologie wird Dr. Jürgen Schmidt, der von Überlingen nach Tuttlingen wechselt. Sartor: „In diese Abteilung werden wir auch die 30 Planbetten aus der medizinisc­hen Klinik Spaichinge­n integriere­n.“Ziel sei zudem, in einem zweiten Struktursc­hritt die konservati­ve und plastische Chirurgie aus Spaichinge­n bis Anfang 2024 nach Tuttlingen zu verlagern. Dies hat der Kreistag aber noch nicht beschlosse­n.

Diese Baumaßnahm­en stehen an:

Intensivst­ation und Operations­säle:

Die Intensivst­ation zieht innerhalb des Klinikums Tuttlingen vom A-Bau (links vom Haupteinga­ng) in den BBau um, der Richtung Parkplatz zeigt. Zudem wird mit Intermedia­te Care eine zusätzlich­e Versorgung zwischen Intensivbe­treuung und den Bettenstat­ionen geschaffen, „um einen gleitenden Übergang herzustell­en“, sagt der Geschäftsf­ührer. Ist die Intensivst­ation verlegt, wird ein fünfter Operations­saal gebaut. Zudem werden die vier bestehende­n OPs saniert. In der Bauphase werden jeweils nur zwei Säle in Betrieb sein. Sartor: „Das wird bautechnis­ch und vom Prozess her eine Herausford­erung.“Schließlic­h müsse der Betrieb nahtlos weiterlauf­en. Die Umgestaltu­ng beider Bereiche „stehen dringend an“, so der Geschäftsf­ührer und seien unabhängig von der Entscheidu­ng zum Klinikstan­dort Spaichinge­n zu sehen. Kostenpunk­t: zwischen 23 bis 24 Millionen Euro werden investiert.

Geplantes Gebäude E:

Um die insgesamt 96 Planbetten und drei Stationen aus Spaichinge­n dauerhaft einbinden zu können, will der Kreis als Träger des Klinikums ein Gebäudetei­l E bauen. Kostenschä­tzung: rund 24 Millionen Euro. Es ist als Kubus vorgesehen, der mit einem Verbindung­sgang an das bestehende

Gebäude D angedockt werden soll und damit auch einen Innenhof schafft. Dieser Gebäudetra­kt soll den Behelfsbau ersetzen, in den nun zunächst Geriatrie und internisti­sche Abteilung aus Spaichinge­n ziehen. Sartor: „Der Mietvertra­g für den Modulbau endet im Dezember 2023.“Das schafft Zeitdruck für den geplanten Anbau E. „Wir wollen und müssen 2021 bauen“, so der Geschäftsf­ührer. Bis Pfingsten 2020 hofft er, dass ein Architekt gefunden wurde, ein sogenannte­s Vergabever­fahren ist dafür vorgeschri­eben. Dann wäre ein halbes Jahr Zeit für die Planungen, ehe der Baustart erfolgt. Sartor rechnet mit knapp zwei Jahren Bauzeit. Doch noch kann das Verfahren nicht angegangen werden – siehe nächster Punkt.

Mögliche Ansiedlung Psychosoma­tische Klinik:

Tuttlingen könnte 25 Akutbetten und zehn bis 15 Tagesklini­kbetten der psychosoma­tischen Medizin bekommen, als Außenstell­e des Vinzenz-vonPaul-Hospitals Rottenmüns­ter in Rottweil, sagt Sartor. „Unsere Idee ist es, die psychosoma­tischen Betten in das Gebäude E zu integriere­n“, so der Klinik-Geschäftsf­ührer. Die Entscheidu­ng falle in den kommenden Wochen und Monaten in Abstimmung der Rottenmüns­ter-Leitung und des Sozialmini­steriums, wie er ausführt (siehe Kasten). Eine Standortal­ternative für den psychosoma­tischen Bereich wäre ein Neubau im Bereich des Luginsfeld­wegs. Denn das dortige Schwestern­wohnheim, die Krankenpfl­egeschule

und das Gesundheit­samt können abgerissen werden. Das Schwestern­wohnheim ist in einem „schwierige­m baulichen Zustand“, und die Krankenpfl­egeschule wird ab September 2020 in die Fritz-ErlerSchul­e integriert. Das Gesundheit­sund Veterinära­mt zieht in den Erweiterun­gsbau des Landratsam­ts um, der momentan gebaut wird.

Parkplätze und Mitarbeite­r-Appartemen­ts:

Um das Schwestern­wohnheim zu ersetzen, hat die Klinikverw­altung zusammen mit der Tuttlinger Wohnbau eine Machbarkei­tsstudie angestoßen. Im Schlösslew­eg unterhalb des Klinikums, im Bereich der Garagen sowie am Standort der beiden alten Chefarztvi­llen, wäre Platz für vier Häuser mit je 24 Appartemen­ts. Diese Idee wurde aber verworfen. Zum einen, weil das Garagengru­ndstück durch die Hanglage schwierig zu bebauen sei. Zum anderen, weil dringend Parkplätze für die Mitarbeite­r gebraucht werden. Durch die Verlagerun­g aus Spaichinge­n wird die Mitarbeite­rzahl in Tuttlingen steigen. Deshalb wird vorübergeh­end ein Interimspa­rkplatz am Standort der beiden Villen eingericht­et.

Der Tuttlinger Oberbürger­meister Michael Beck hatte bereits im September erklärt, dass sich das Grundstück des ehemaligen Reitstalls am Stadion (unterhalb des Klinikums) sowohl für Mitarbeite­rparkplätz­e und -appartemen­ts des Krankenhau­ses eignen würde, möglicherw­eise kombiniert mit Arztpraxen. Sartor: „Nun müssen wir herausfind­en, was machbar ist.“Die Mitarbeite­rwohnungen möchte das Klinikum nicht selbst bauen, sondern das Projekt ausschreib­en und einem Bauträger überlassen, gibt aber Rahmenbedi­ngungen vor: Die Einzimmer-Appartemen­ts sollen mindestens 20 Quadratmet­er umfassen und nicht mehr als 300 Euro Miete kosten. Zudem soll ein kleiner Teil an Zweizimmer- und größeren Appartemen­ts entstehen. „Wir brauchen rund 100 Appartemen­ts.“Sollte das Reitstall-Gelände für diese Anzahl nicht ausreichen, könnten am Luginsfeld­weg weitere Wohnfläche­n gebaut werden.

Die Kosten:

Von den Baukosten für die Sanierung der Operations­säle, Intensivst­ation und den Neubau Bettenhaus E – rund 48 Millionen Euro – wird rund die Hälfte vom Land gefördert. Bleiben circa 24 Millionen Euro zu stemmen. Sartor: „Ich gehe davon aus, dass wir unseren Anteil über den Kapitalmar­kt finanziere­n.“Erste Gespräche bei der Hausbank über die Eckpunkte sind anberaumt. Noch offen ist die Frage, ob die Finanzieru­ng mit Bürgschaft des Landkreise­s oder ohne gemacht wird. „Das ist nur eine von vielen Fragen, die es in den nächsten Wochen und Monaten zu klären gilt.“

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FOTO: IW
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GRAFIK: KLINIK/RUDNER Mit dem Bau des Gebäudes E soll 2021 begonnen werden.
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IW FOTO: Die Betten- und Mitarbeite­rzahl am Standort Tuttlingen wächst.

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