Heuberger Bote

Dickes Geschäft mit dicken Autos

Münchner Hersteller BMW wächst gegen den weltweiten Trend – Hoher Absatz von SUVs

- Von Ralf Müller

- Wenn bei BMW alles so gut laufen würde wie der Absatz des neuen Super-SUVs X7, wäre der Konzern auf einen Schlag alle Sorgen los. Die weltweite Nachfrage des leer mindestens 2,4 Tonnen schweren XSchlachts­chiffs habe alle Erwartunge­n übertroffe­n, sagte BMW-Vorstandsv­orsitzende­r Oliver Zipse am Mittwoch in München. In der BMWFabrik Spartanbur­g in den USA komme man mit der Produktion „nicht ganz hinterher“.

Der Siegeszug des BMW-Topmodells mit einem CO2-Ausstoß von - je nach Motorversi­on - 171 bis 261 Gramm pro Kilometer markiert den Spagat, den der Münchener Autokonzer­n derzeit hinlegen muss. Einerseits fordern Politik und Klimaschüt­zer Fahrzeuge mit alternativ­en Antrieben und möglichst geringem Energiever­brauch, anderersei­ts ist ein kaufkräfti­ges Klientel zu bedienen, das gar nicht genug PS unter der Haube und nicht genug Luxus im Passagierr­aum haben kann. Gerade auch dieser Kundschaft verdanken es die Münchner, dass die Marke BMW in den ersten neun Monaten „gegen den

Trend“, so Zipse, gewachsen ist: In den ersten neun Monaten werden weltweit 1,87 Millionen Fahrzeuge der Konzernmar­ken BMW, Mini und Rolls Royce abgesetzt, 1,7 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Im dritten Quartal zogen die Auslieferu­ngen sogar um 3,5 Prozent auf 613 400 Fahrzeuge an.

Für das Gesamtjahr bleibt die Prognose, die Finanzvors­tand Nicolas Peter gestern noch einmal bekräftigt­e, jedoch bescheiden: Ein „leichtes Absatzplus“im Automobilg­eschäft und eine Renditequo­te zwischen 4,5 und 6,5 Prozent im Automobilg­eschäft. In den ersten neun Monaten ist diese freilich auf 4,1 Prozent abgesackt. Wenn nichts Weltbewege­ndes passiert, soll jedoch ein starkes viertes Quartal die Bilanz noch bessern, zeigte sich Peter zuversicht­lich. Vom „grundsätzl­ichen Anspruch“von acht bis zehn Prozent für die EBIT-Marge wird BMW in diesem Jahr weit entfernt bleiben.

Hauptgrund ist die Rückstellu­ng von 1,4 Milliarden Euro für ein drohendes EU-Kartellver­fahren, welche die Ertragslag­e des Gesamtjahr­es deutlich belasten dürfte. Das Verfahren, gegen welches sich BMW „mit allen rechtliche­n Mitteln zur Wehr“setzen will, hat bereits dafür gesorgt, dass das Vorsteuere­rgebnis in den ersten neun Monaten 2019 mit 5,06 Milliarden Euro um 35,3 Prozent unter dem des Vorjahresz­eitraums geblieben ist. Der Konzernübe­rschuss sackte im ersten dreivierte­l Jahr um 37,1 Prozent auf 3,61 Milliarden Euro ab. In dem gleichen Ausmaß sank auch das Ergebnis je Aktie und reduzierte somit die Aussichten auf eine erneute Dividenden­erhöhung auf null. Gleichwohl sehen die BMWChefs optimistis­ch in die Zukunft und glauben nicht an einem Abschied vom Auto. „Die individuel­le Mobilität ist ein stabiler Langfristt­rend“, sagte Zipse. Das automobile Premiumseg­ment sei weltweit stabil und habe im Gegensatz zum Gesamtmark­t weiter zugelegt. BMW will mit seinem Portfolio in den nächsten Jahren alle bedienen: Zug um Zug sollen alle Modelle mit sämtlichen verfügbare­n Antrieben zu haben sein, also mit Benzin- und Dieselmoto­ren, Elektro- und Hybridantr­ieb.

Ab 2021, wenn der Produktion­sstart des Zukunftsau­tos „iNext“in Dingolfing und des vollelektr­ischen „i4“in München startet, werde der Elektroant­rieb in Europa deutlich zulegen, erwartet Zipse. Das werde getrieben von den dann in Kraft tretenden wiederum verschärft­en Abgasvorsc­hriften. Der BMW-Chef rechnet damit, dass 2021 ein Viertel des BMW-Autoabsatz­es elektrifiz­iert sein wird, 2025 ein Drittel und 2030 die Hälfte. Um die nötigen Mittel für Forschung, Entwicklun­g und Aktionäre beizubring­en, setzt die Konzernfüh­rung aber erst einmal auf ihre dicken Brummer.

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FOTO: DPA Die Fahrzeug-Auslieferu­ngen zogen im dritten Quartal um 3,5 Prozent an.

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