Der Sternenhimmel im November
Das seltene Himmelsschauspiel eines Merkurtransits ist zu sehen – Bei der Beobachtung ist Vorsicht geboten
Der Sternenhimmel im November, erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volkssternwarte Laupheim:
Die Sonne
Die Auf- und Untergangszeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuropäischer Zeit (MEZ): 1. November 7.09 Uhr, 16.58 Uhr; 10. November 7.24 Uhr, 16.43 Uhr; 20. November 7.40 Uhr, 16.30 Uhr; 30. November 7.55 Uhr, 16.22 Uhr.
Der Mond
Als zunehmende Sichel startet unser Erdbegleiter in den November. Sie nimmt am 4. November im Sternbild „Steinbock“die Gestalt des zunehmenden Halbmondes an (Phase des ersten Viertels). Dieser rundet sich zum 12. in den „Fischen“zum Vollmond. Danach verliert der Erdtrabant wieder an Leuchtkraft. Am 19. streift er als abnehmender Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Krebs“. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwindet schließlich in der Neumondnacht des 26. vom Firmament. Sie kehrt in den letzten Novembertagen an den westlichen Abendhimmel zurück.
Die Planeten
Der sonnennächste Planet Merkur ist dafür bekannt, dass er schwierig mit bloßem Auge aufzuspüren ist, da er sich meist im Glanz der Sonne versteckt. Im letzten Monatsdrittel dieses Novembers zeigt er sich jedoch früh am Morgen. Ab dem 20. taucht er gegen 6.05 Uhr über dem Horizont auf und verblasst später in der Morgendämmerung. Bis zum Monatsende erscheint er um etwa zehn Minuten früher. Am 11. November bietet sich im Teleskop das seltene Himmelsschauspiel eines Merkurtransits (Merkurdurchgang), bei dem Merkur als kleiner Punkt direkt vor der Sonne vorbeizieht. Eile ist bei der Beobachtung dieses Spektakels nicht geboten, es erstreckt sich über mehrere Stunden: Merkur wird gegen 13.35 Uhr am linken Sonnenrand (etwa auf Acht-UhrPosition, wenn man sich die Sonne als Zifferblatt einer Uhr vorstellt) seinen Durchgang beginnen, gegen 16.19 Uhr die Mitte seines Weges vor der Sonne erreicht haben und gegen 19.04 Uhr wieder am rechten Sonnenrand (etwa auf Zwei-Uhr-Position) herausgetreten sein. Da die Sonne um 16.42 Uhr untergeht, ist lediglich etwa der halbe Transit zu verfolgen. Der Merkurtransit ist mit bloßem Auge nicht sichtbar. Zur Beobachtung wird ein Teleskop oder ein Fernglas mit etwa 15-facher Vergrößerung oder höher benötigt.
Achtung: Vor einer unvorsichtigen Beobachtung eines Merkurtransits mit einem Teleskop oder Fernglas sei ausdrücklich gewarnt! Niemals dürfen diese Geräte ohne fachmännischen Sonnenfilter direkt in die Sonne gerichtet werden! Der sofortige Verlust des Augenlichts wäre die Folge. Der nächste von Deutschland aus zu sehende Merkurtransit findet übrigens am 13. November 2032 statt. Die Venus, unser Nachbarplanet im Sonnensystem innerhalb der Erdbahn, erscheint wieder am Abendhimmel als „Abendstern“. Sie wandert durch den „Skorpion“, wechselt am 8. November in den „Schlangenträger“und am 23. in den „Schützen“. Sie taucht am Monatsersten um 17.46 Uhr unter den Horizont, am Monatsletzten erst um 18 Uhr. Fleißige Sterngucker können die täglichen Etappen des Überholmanövers der Venus verfolgen, die am 24. südlich an Jupiter in knapp drei Vollmonddurchmessern Entfernung vorbeizieht. Ein besonders interessanter Anblick ergibt sich am Abend des 28. gegen 17.30 Uhr, wenn sich tief im Südwesten die dünne zunehmende Mondsichel zwischen Venus und Jupiter stellt. Der Mars, unser Nachbarplanet im
Sonnensystem außerhalb der Erdbahn, kehrt wieder an den Morgenhimmel zurück. Er streift durch die „Jungfrau“und steuert auf die „Waage“zu. Am 1. November erscheint er gegen 5.45 Uhr über den horizontnahen Dunstschichten, am 30. nur sieben Minuten früher. Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems mit elffachem Erddurchmesser,
steht zunächst im „Schlangenträger“und wechselt am 16. in den „Schützen“. Der riesige Gasplanet geht am Monatsersten um 19.11 Uhr am Südwesthorizont unter, am Monatsletzten bereits um 17.42 Uhr. In den folgenden Tagen bleibt er für unbewaffnete Augen unsichtbar.
Saturn, nach Jupiter der zweitgrößte Gasriese in unserem Sonnensystem und der am weitesten entfernte, mit bloßem Auge sichtbare Planet, zeigt sich am Abendhimmel im „Schützen“. Er steht nach Einbruch der Dunkelheit bereits tief im Südwesten. Dort geht er am 1. November um 20.51 Uhr unter, am 30. bereits um
19.09 Uhr.
Die Fixsterne
Fünf Hauptdarsteller eines antiken Familiendramas präsentiert der Novemberhimmel direkt im Zenit: „Kassiopeia“, die Gemahlin des äthiopischen Königs „Kepheus“, beging den Fehler und pries die Schönheit ihrer Tochter „Andromeda“über die der Meeresnymphen. Tief gekränkt schickte der Meeresgott Poseidon erbost ein Ungeheuer, den „Walfisch“, der die Küsten des Königreiches verwüstete. Nur die Opferung Andromedas an das Ungeheuer sollte Poseidons Zorn mildern können. Im letzten Moment jedoch traf Held „Perseus“ein, der das herannahende Untier mit einer geheimen Wunderwaffe tötete: dem abgeschlagenen Kopf der hässlichen Medusa, deren tödlicher Blick alles zu Stein werden lässt. Selbstverständlich führte der Held die aus brenzliger Lage gerettete Schöne heil zu König Kepheus und Mutter Kassiopeia zurück. Von den Sagengestalten aus dieser Legende fällt besonders das Himmels-W der „Kassiopeia“auf. Die
Verbindung vom dritten und vierten Stern, von Osten aus gezählt, weist zum Polarstern im „Kleinen Bären“, der die Nordrichtung angibt. Ebenso leicht zu entdecken ist ein ausgedehntes Sternenquadrat: Es wird Herbstviereck genannt und ist ein Teil des „Pegasus“, dem geflügelten Pferd der griechischen Mythen. Sternfreunde wissen es schon: Eine linsenförmige Markierung auf der Sternkarte zeigt beim Sternbild „Andromeda“die Lage eines gigantischen Milchstraßensystems, der Andromedagalaxie M31. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt und die einzige Galaxie, die in unseren Breiten bei guten Sichtbedingungen mit bloßem Auge – auf jeden Fall aber im Fernglas oder Fernrohr – als mattes Fleckchen gesehen werden kann. Auch „Perseus“hält im nördlichen Ast im Fernglas „Juwelen“bereit: zwei wunderschöne offene Sternhaufen, h und Chi Persei. Eine weitere Besonderheit in diesem Sternbild: Geduldige Beobachter erkennen, dass der letzte Stern im westlichen Arm des Sternbilds in dreitägigem Rhythmus blinkt. Dieser Stern ist unter dem Namen Algol oder Teufelsauge schon seit dem Altertum bekannt. Ob das Blinken das zwinkernde Auge der schaurigen Medusa ist? In Wirklichkeit wird es von einem Sternsystem hervorgerufen, das aus zwei verschieden hellen Sternen besteht. Sie umkreisen einander und verdecken sich dabei alle 2,9 Tage. Ein solches Sternsystem wird auch ein Bedeckungsveränderlicher genannt.
Der aktuelle Sternenhimmel und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlichen Vorführungen des Planetariums in Laupheim erläutert. Nähere Informationen unter der
Rufnummer 07392/ 91 059
und im Internet unter www.planetarium-laupheim.de