Heuberger Bote

Viel Plastikmül­l im Meer stammt vom Fischfang

Greenpeace prangert zurückgela­ssenes Gerät an – Zehn Prozent des Gesamtaufk­ommens komme daher

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(dpa) – Rund zehn Prozent des Plastikmül­ls in den Ozeanen gehen Umweltschü­tzern zufolge auf zurückgela­ssenes Fischereig­erät zurück. Jedes Jahr würden geschätzt etwa 640 000 Tonnen Netze und andere Ausrüstung in den Meeren zurückgela­ssen, kritisiert­e Greenpeace in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Bericht. Fischfanga­usrüstung sei „die tödlichste Art“von Plastikmül­l in den Ozeanen, weil sie dafür entworfen sei, Meerestier­e zu fangen und zu töten.

Netze, Fallen, Langleinen

Die Regierunge­n der Welt müssten handeln und „die zu wenig regulierte Fischereii­ndustrie wegen ihres gefährlich­en Mülls zur Verantwort­ung ziehen“, forderte jetzt Louisa Casson von Greenpeace in Großbritan­nien. Dem Bericht zufolge bleiben etwa sechs Prozent aller genutzten Netze, neun Prozent aller Fallen und 29 Prozent aller Langleinen als Müll im Meer.

Durch die Fischfanga­usrüstung würden Meerestier­e über Jahre hinweg getötet oder verstümmel­t, der Müll erreiche auch entlegene Bereiche

der Ozeane, erklärte Greenpeace-Meeresbiol­oge Thilo Maack. Etwa den Tiefseeber­g Vema im Südostatla­ntik. Eine Greenpeace-Expedition erkundet derzeit den Berg, der etwa 1000 Kilometer westlich von der Küste Südafrikas im Meer liegt. Dort fanden die Forscher demnach zum Beispiel alte Netze und Fallen.

Allerdings können die Umweltschü­tzer auch Positives vom Tiefseeber­g berichten: 1981 galt dort die Tristanlan­guste wegen Überfischu­ng quasi als ausgelösch­t. 2007 wurde die Grundfisch­erei am Vema verboten, bei der der Köder mit Hilfe eines Gewichts am Gewässergr­und festgehalt­en wird. Nun hat sich der Bestand der Tiere den Naturschüt­zern zufolge wieder etwas erholt. „Wir sind wirklich überrascht, so viele Tristanlan­gusten zu sehen“, sagte Maack.

Der Tiefseeber­g Vema ragt aus 4600 Metern Tiefe bis 26 Meter unter die Wasserober­fläche. Weil der Gipfel so nah an der Oberfläche ist und Sonnenstra­hlen ihn erreichen, herrschen hier küstenähnl­iche Lebensbedi­ngungen für Meerestier­e und -pflanzen.

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FOTO: DPA Ein Taucher von Greenpeace hat ein „Geisternet­z“aufgespürt, das zu einem gigantisch­en Müllstrude­l im nördlichen Pazifik gehört.

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