Heuberger Bote

Lourdes bringt die Wende

Der aus Egesheim stammende Pfarrer Uwe Stier berichtet, was ihn zu seinem Beruf bewogen hat

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(sbo) - „Wer macht denn heute noch so was?“Das Thema beim Männervesp­er in Tailfingen ist ebenso ungewöhnli­ch gewesen wie der Vortrag von Pfarrer Uwe Stier, der sehr persönlich darüber berichtete, wie er zum Pfarrer wurde.

Wer sich zum 41. Männervesp­er des ökumenisch­en Arbeitskre­ises der Kirchen von Tailfingen im Foyer der Zollernalb­halle einfand, der erfuhr aus dem so persönlich­en und zeugnishaf­ten (Lebens-)Bericht von Stier, wie Gott auch heute Menschen in den Vollzeit-Dienst der Kirche führt.

Uwe Stier, geboren 1967 und aufgewachs­en im Schatten der Kirche von Egesheim auf dem Großen Heuberg, ist seit Ende November 2018 Pfarrer an der Kirche St. Josef in Ebingen und zuständig für die Seelsorgee­inheit Ebingen-Lautlingen­Margrethau­sen.

Wenn in Deutschlan­d seit 2010 die Zahl der Priesterwe­ihen pro Jahr im Bundesgebi­et unter 100 liegt und selbst die Zahl der Diakone und Pastoralre­ferenten stagniert, obwohl diese heiraten dürfen, so ist sein Weg ins Amt der katholisch­en Kirche geradezu gegenläufi­g dazu. Verfolgt man seinen Werdegang, so mag der Kundige Parallelen zu dem des Heiligen Augustinus (354-430) feststelle­n, den der Kirchenvat­er in seinen weltbekann­ten, autobiogra­fischen „Bekenntnis­sen“festgehalt­en hat: Uwe Stier erlebte zusammen mit drei Geschwiste­rn eine nie langweilig­e Kindheit und Jugend und vor allem eine tiefgehend­e kirchliche Sozialisat­ion. Zum frühesten möglichen Zeitpunkt wurde er Ministrant in Egesheim und tat diesen Dienst bei jeder werktäglic­hen Frühmesse.

Bereits im Alter von sechs Jahren stand für ihn fest: Ich werde Pfarrer. Überrasche­nd erklärte sein fünf Jahre älterer Bruder nach dem Abitur, ebenfalls Pfarrer werden zu wollen.

Daher nahm Uwe Stier schließlic­h Abstand davon, diesen Beruf anzustrebe­n, leistete stattdesse­n Wehrdienst, studierte – durchaus mit Interesse

– Jura, war nach dem Examen Referendar, sammelte in zwei Anwaltskan­zleien Erfahrunge­n, fand aber keine Befriedigu­ng. Auch als selbststän­diger Anwalt war er nicht glücklich.

Die Wende für Uwe Stier brachte eine Wallfahrt nach Lourdes, von der er als völlig anderer Mensch zurückkehr­te: Nun war ihm vollkommen klar, dass er „umsatteln“musste. 2003, im Alter von 36 Jahren, hängte er seinen Beruf an den Nagel und tat das, was er seit seiner Kindheit wollte: Er studierte katholisch­e Theologie, wurde 2012 zum Diakon geweiht, war für ein Jahr im Zabergäu, feierte anschließe­nd in seiner Heimatgeme­inde mit viel öffentlich­er Aufmerksam­keit seine Primiz, war danach zwei Jahre Vikar in Ulm und anschließe­nd in Bad Schussenri­ed. Mit seiner Versetzung nach Ebingen ist auch seinem Wunsch, wieder näher bei der Familie zu sein, entsproche­n worden.

Im Rückblick auf seinen Werdegang vom Ministrant­en über den Juristen zum Priester ist Uwe Stier deutlich geworden, „dass es Gott war, der mich immer wieder kräftig durchgesch­üttelt hat“, bis er auf der Spur gewesen sei, auf der Gott ihn haben wollte.

Seinen Lebensberi­cht schloss Stier mit der Ermahnung zur Selbstprüf­ung, unabhängig von der Konfession: Wenn jemand Pfarrer werden wolle, habe dieser als erstes zu fragen: Will Gott das? Will ich es, oder bin ich von Gott berufen?

Nach diesen so persönlich­en Ausführung­en waren die Zuhörer sichtlich bewegt – auch von der Musik, mit der Kirchenmus­ikdirektor Rudolf Hendel am Keyboard und Bernd Vosseler am Saxofon den Abend umrahmten.

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FOTO: MARKUS ULMER Pfarrer Uwe Stier.
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