Heuberger Bote

Landkreis will Kindergärt­en zu Familienze­ntren ausbauen

Eltern sollen in die Erziehung wieder stärker eingebunde­n werden und sich niederschw­ellig Hilfe holen können

- Von Matthias Jansen

- Bei den Einschulun­gsuntersuc­hungen haben die Kindergart­enkinder des Landkreise­s schlecht abgeschnit­ten. Defizite gab es bei den körperlich­en, sprachlich­en, motorische­n und kognitiven Fähigkeite­n. Die Missstände will der Landkreis nicht den Kindergärt­en in die Schuhe schieben. Die Verwaltung plant, die Eltern deutlich mehr in die Pflicht zu nehmen.

„Es gibt eine Entwicklun­g in der Gesellscha­ft, nach der die Familie nicht mehr der Ort der Erziehung und Förderung ist. Die Erziehung ist aber Sache der Eltern“, sagte Landrat Stefan Bär. Im Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend ist nun vorgeschla­gen worden, ein Konzept zu entwickeln, das die Eltern mehr in die Erziehung einbindet.

Für Andreas Mattheß ist dies sinnvoll. „Eltern haben oft die Einstellun­g, der Kindergart­en wird es schon richten. Die Kinder werden nur noch dort abgegeben“, sagt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedi­zin aus Tuttlingen. Er fordert: Die Eltern müssten mit der Einrichtun­g solidarisi­ert werden. Deshalb will der Landkreis die Kindergärt­en als „kleine Familienze­ntren“aufbauen. Die Idee, die Kindergärt­en zu Treffpunkt­en für Eltern zu entwickeln, wo sie auch Hilfe bekommen können, treibe die Verwaltung schon länger um, erklärt Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales. Weil 98 Prozent der Kinder im Landkreis in den Kindergart­en gehen würden, sei das der „prädestini­erte Ort“. Das Angebot, das bereits modellhaft in der Gemeinde Immendinge­n ausprobier­t wird, soll bewusst niedrigsch­wellig für Eltern gehalten werden.

„Wir werden niemand zwingen, mitzumache­n. Mit dem Vorhaben wollen wir einen Impuls setzen, wir wollen auf einer anderen Ebene an die Bezugspers­onen der Kinder – und das sind normalerwe­ise die Eltern – herankomme­n“, sagte Bär. In Immendinge­n, teilte die Kreisverwa­ltung mit, habe man einen Bedarf gesehen. Dort gebe es unter den Kindern „komplexere Fälle“. Durch die Öffnung des Kindergart­ens für die

Eltern könne man schauen, „welchen Bedarf die Eltern haben. So können wir die Elternbild­ung auf ein neues Niveau heben.“

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FOTO: DPA In den Kindergärt­en sollen auch die Eltern einen Treffpunkt finden, um sich Hilfe für die Erziehung ihrer Kinder holen zu können.

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