Landkreis will Kindergärten zu Familienzentren ausbauen
Eltern sollen in die Erziehung wieder stärker eingebunden werden und sich niederschwellig Hilfe holen können
- Bei den Einschulungsuntersuchungen haben die Kindergartenkinder des Landkreises schlecht abgeschnitten. Defizite gab es bei den körperlichen, sprachlichen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Die Missstände will der Landkreis nicht den Kindergärten in die Schuhe schieben. Die Verwaltung plant, die Eltern deutlich mehr in die Pflicht zu nehmen.
„Es gibt eine Entwicklung in der Gesellschaft, nach der die Familie nicht mehr der Ort der Erziehung und Förderung ist. Die Erziehung ist aber Sache der Eltern“, sagte Landrat Stefan Bär. Im Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend ist nun vorgeschlagen worden, ein Konzept zu entwickeln, das die Eltern mehr in die Erziehung einbindet.
Für Andreas Mattheß ist dies sinnvoll. „Eltern haben oft die Einstellung, der Kindergarten wird es schon richten. Die Kinder werden nur noch dort abgegeben“, sagt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus Tuttlingen. Er fordert: Die Eltern müssten mit der Einrichtung solidarisiert werden. Deshalb will der Landkreis die Kindergärten als „kleine Familienzentren“aufbauen. Die Idee, die Kindergärten zu Treffpunkten für Eltern zu entwickeln, wo sie auch Hilfe bekommen können, treibe die Verwaltung schon länger um, erklärt Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales. Weil 98 Prozent der Kinder im Landkreis in den Kindergarten gehen würden, sei das der „prädestinierte Ort“. Das Angebot, das bereits modellhaft in der Gemeinde Immendingen ausprobiert wird, soll bewusst niedrigschwellig für Eltern gehalten werden.
„Wir werden niemand zwingen, mitzumachen. Mit dem Vorhaben wollen wir einen Impuls setzen, wir wollen auf einer anderen Ebene an die Bezugspersonen der Kinder – und das sind normalerweise die Eltern – herankommen“, sagte Bär. In Immendingen, teilte die Kreisverwaltung mit, habe man einen Bedarf gesehen. Dort gebe es unter den Kindern „komplexere Fälle“. Durch die Öffnung des Kindergartens für die
Eltern könne man schauen, „welchen Bedarf die Eltern haben. So können wir die Elternbildung auf ein neues Niveau heben.“