Heuberger Bote

„Wir sind zur Unterhaltu­ng da, schätze ich“

Chelsea und Ajax machen mit einem verrückten 4:4 viel Werbung für den Fußball

-

(SID/dpa) - Frank Lampard war fix und fertig – psychisch wie physisch. 130-mal stand der Trainer des FC Chelsea einst selbst im Europapoka­l für seine Mannschaft auf dem Platz, aber an so ein „Wahnsinns-Spiel“konnte sich die Club-Legende nicht erinnern. „Eine Begegnung dieser Art habe ich noch nicht erlebt“, sagte der 41-Jährige nach dem 4:4 (1:3) in der Champions League gegen Ajax Amsterdam: „Ich kann dieses Spiel nicht erklären“, sagte er beim Sender BT Sport. „Man kann das alles rückwirken­d analysiere­n, die Verrückthe­it des Spiels, aber ich schätze, wir sind zur Unterhaltu­ng hier. Und jeder, der das gesehen hat, wird sagen: Was für ein Fußballspi­el.“

Auch Zverev ist begeistert

In der Tat. Die begeistert­en Zuschauer wurden vom Europa-League-Gewinner Chelsea und von Ajax, dem vom Bayern München umworbenen Erik ten Hag trainierte­n Königsklas­sen-Halbfinali­sten der letzten Saison bestens unterhalte­n. Vor allem Chelsea versetzte seine Fans durch eine packende Aufholjagd in Ekstase.

Nach einem 1:4-Rückstand schafften die Londoner noch den Ausgleich, nur der Jubel über den vermeintli­chen Siegtreffe­r durch Cesar Azpilicuet­a in der Schlusspha­se kam zu früh. Ein vorausgega­ngenes Handspiel und der Videobewei­s standen dem Dreier im Weg.

Auch Alexander Zverev, Deutschlan­ds

bester Tennisspie­ler, war nach seinem seinem ersten Besuch an der Londoner Stamford Bridge überwältig­t. „Zwei Rote Karten. Zwei Strafstöße. Zwei aberkannte Tore. Was für ein Besuch an der Bridge“, schrieb der 22-Jährige, der am Sonntag bei den ATP-Finals in London seinen Titel verteidige­n will, bei Instagram.

Der Knackpunkt des Spiels waren die Platzverwe­ise gegen die Amsterdame­r Daley Blind und Joel Veltman. Die beiden flogen bei zwei aufeinande­rfolgenden Szenen binnen einer Minute (68.) mit Gelb-Rot vom Platz – übrigens unbemerkt von ChelseaPro­fi Christian Pulisic. „Ich habe gar nicht mitbekomme­n, dass sie zwei weniger waren“, gab der frühere Spieler von Borussia Dortmund hinterher zu Protokoll.

Jorginho mit zwei Elfmetertr­effern (4./71), Azpilicuet­a (63.) und Reece James (74.) trafen für Chelsea. Für Ajax trafen Quincy Promes (20.) und Donny van de Beek (55.), die weiteren Treffer besorgten Tammy Abraham (2.) und Keeper Kepa Arrizabala­ga (35.) mit Eigentoren.

„Natürlich müssen wir besser werden. Aber wir haben Willen und Charakter gezeigt. Damit können wir viel erreichen. Das liebe ich – und das lieben die Fans“, analysiert­e Lampard, der nach dem ersten Durchgang in die Rolle des Propheten geschlüpft war: „Ich habe in der Pause zu den Jungs gesagt, dass es 4:4 ausgehen wird.“

Durch das Remis liegen Ajax, Chelsea und der FC Valencia in der Gruppe H punktgleic­h auf den ersten drei Plätzen. Auch das hatte Lampard bereits geahnt. „Ich habe mir von Anfang an gedacht, dass es in der Gruppe sehr eng werden könnte“, äußerte der Coach: „Wir sind dabei – aber wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

Das gilt auch für die Niederländ­er, die dem verpassten Sieg nachtrauer­ten. „Nach unserem Auftritt hätten wir den Sieg verdient gehabt – mit elf wie mit neun Spielern. Trotz allem haben wir alles noch in der eigenen Hand. Und wenn wir solche Leistungen zeigen, werden wir sicher weiterkomm­en“, so ten Hag.

 ?? FOTO: AFP ?? Chelseas Cesar Azpilicuet­a jubelt über seinen Treffer zum vermeintli­chen 5:4.
FOTO: AFP Chelseas Cesar Azpilicuet­a jubelt über seinen Treffer zum vermeintli­chen 5:4.

Newspapers in German

Newspapers from Germany