Münzschatz gibt weiter Rätsel auf
Sonderausstellung „Der Münzschatz von Ellwangen“eröffnet – Illegale Sondengänger sind ein Problem
(dpa) - Gut zwei Jahre nach seiner Entdeckung wird der Ellwanger Münzschatz von Samstag an in einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert – im Alamannenmuseum in Ellwangen. Danach verschwinden die wertvollen Silbermünzen für einige Zeit erneut im Fundus der Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege in Esslingen. Denn noch immer gibt es viele offene Fragen zum Schatz.
ELLWANGEN - Schimmernd liegt er da: Ein kleiner Berg an Silberlingen ist seit Freitag im Alamannenmuseum Ellwangen ausgestellt. War es geraubtes Geld? Waren es Einnahmen, die der Besitzer vergrub, als er in Gefahr geriet? Die Fragen nach seinem mittelalterlichen Ursprung faszinieren ebenso wie die moderne Geschichte der Entdeckung des „Münzschatzes von Ellwangen“: Illegale Sondengänger gruben ihn vor rund zwei Jahren aus, das mediale Interesse war bundesweit. Jetzt ist der spektakuläre Fund in einer Sonderausstellung erstmals öffentlich zu sehen.
„Es ist sicherlich der mit Abstand größte Münzschatzfund der Zeitepoche von 1260 bis 1330, der in den letzten 30 Jahren in Baden-Württemberg geborgen wurde“, sagte der Präsident des Landesdenkmalamtes, Claus Wolf, bei der Eröffnung. Er sei „ein wunderbares Zeugnis des Spätmittelalters“und ein archäologischer Fund von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung. Er sei froh, so Wolf, „dass die beiden Sammler den Reflex hatten zu uns zu kommen“.
Dabei wollte Jonathan Scheschkewitz, der Fachbereichsleiter für Mittelalterund Neuzeitarchäologie beim Landesdenkmalamt, erst gar nicht so recht an den Schatz glauben, als er im Januar 2018 erstmals davon hörte. Sein damaliger Volontär hatte das Gerücht von einem Kommilitonen und der von einem Freund – und Scheschkewitz sei doch für Raubgräber zuständig? „Das schien wie die Geschichte von der Spinne in der Yuccapalme“, erzählte Scheschkewitz bei der Eröffnung. Nur, dass sie stimmte. Als die Experten tags darauf zum Finder fuhren, zeigte der ihnen „das, was Sie heute in dieser Ausstellung sehen können, stilecht in echter Tupperware“.
Der reuige Sondengänger führte die Leute vom Landesdenkmalamt auch zum Fundort in einem Waldstück auf der Gemarkung von Ellwangen, wo eine Nachgrabung bewies, dass der Schatz tatsächlich dort vergraben war: „Es gab den Abdruck eines Gefäßes, und wir haben einige Scherben geborgen“, berichtete Scheschkewitz. Der Finder sei „sehr kooperativ gewesen“, hatte auch vom zweiten Sondengänger dessen Anteil zurückgefordert, um ihn an die Behörden übergeben zu können. Dennoch meldete das Denkmalamt den Fall dem Landeskriminalamt, das den zweiten Raubgräber ausfindig machte. Bei ihm befanden sich noch weitere 756 Münzen.
Nun umfasst der vollständige Schatz mehr als 9200 Prägungen. Der Großteil der Münzen ist eine ehemalige Pfennigeinheit, genannt Heller, und stammt aus Schwäbisch Hall. Einige wenige Münzen kommen außerdem aus Würzburg und Frankreich sowie aus den Bistümern Augsburg und Konstanz. Zudem wurden zwei Gefäße, feine Stoffreste und ein Ring mit einem Stein gefunden. „Man könnte es als ungerecht empfinden, dass die Finder trotz allem bestraft wurden“, merkte Scheschkewitz vor seinem Publikum im Alamannenmuseum an. Beide mussten Geldstrafen zahlen, der Ehrlichere eine kleinere. „Sie haben nun einmal Fehler gemacht und mussten dafür gerade stehen“, so der Fachbereichsleiter.
Das Landeskriminalamt habe an dem Fall exemplarisch gezeigt, dass illegales Suchen mit der Sonde kein Kavaliersdelikt sei, untermauerte Claus Wolf diese Worte. „Wer mit dem Spaten im Boden herumsticht, zerstört den Fundzusammenhang, viele Informationen gehen für die Archäologen so verloren“, so Wolf.
Auch im Fall des Ellwanger Münzschatzes seien aus diesem Grund mehr Fragen noch offen als nötig. Er sehe mit Wehmut, so Wolf, dass heute viele bedeutende Metallfunde von Sondengängern gemacht würden, weil sie dort graben, wo keine Bautätigkeit stattfinde. Und solange es Sonden für wenig Geld im Internet zu kaufen gebe, solange Väter meinten, ihren Kindern ein „harmloses Hobby“zu zeigen, werde sich das auch nicht ändern. Tatsächlich gebe es in Baden-Württemberg eine „große Szene, die illegal läuft und dem Boden das Metall entreißt“, berichtete auch Scheschkewitz.
Er nannte dabei auch die Militaria-Sammler, die vor allem nach Munition aus den Weltkriegen suchen. Außerdem gebe es eine Szene, die bewusst archäologische Stätten plündere, um die Beute zu verkaufen. „Dieser Markt boomt nicht nur im Mittleren Osten“, so Scheschkewitz.
Erlaubt ist das „Sondeln“nach historischen Hinterlassenschaften lediglich mit Genehmigung. Zufällige Funde müssen innerhalb von drei bis vier Tagen gemeldet werden, sie sind mit ihrer Entdeckung Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Die gezielte Suche ist nicht erlaubt.
Die Sonderausstellung „Der Münzschatz von Ellwangen“ist von Samstag, 9. November, bis zum Sonntag, 19. Januar, im Ellwanger Alamannenmuseum zu sehen. Geöffnet ist samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr, dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Am 24., 25. und 31. Dezember bleibt die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt kostet 3,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Auskünfte gibt es unter Telefon 07961 / 969747, E-Mail: alamannenmuseum@ellwangen.de und im Internet unter www.alamannenmuseum-ellwangen.de