Heuberger Bote

Merkel und Pompeo einig

Kanzlerin und US-Außenminis­ter betonen Freundscha­ft

- Von Ellen Hasenkamp und Stefan Kegel

(AFP) - Harmonisch verlief der Besuch von US-Außenminis­ter Mike Pompeo am Freitag in Berlin. Angesichts der weltweiten Krisen beschworen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Pompeo die deutsch-amerikanis­che Zusammenar­beit. „Wir sind weiter Alliierte und Partner“, sagte Merkel und betonte, Deutschlan­d wolle eine „aktive Rolle spielen“, um Probleme in der Welt zu lösen. Der US-Außenminis­ter würdigte Merkel als „große Freundin der

USA“. Deutschlan­d sei ein „enorm wichtiger Partner“. Beide Länder stünden vor großen Herausford­erungen. Sie arbeiteten zusammen, um „nicht nur in autoritäre­n Regimen in Europa, sondern in der ganzen Welt“Millionen Menschen aus schwierige­n Situatione­n zu helfen.

Noch im Mai hatte Pompeo einen geplanten Berlin-Besuch kurzfristi­g abgesagt. Das Verhältnis von Merkel zu US-Präsident Donald Trump gilt als eher angespannt.

- Letztes Mal kam er gar nicht, diesmal kommt Mike Pompeo sogar zu früh. Eine Viertelstu­nde vor der Zeit, was nach den dicht getakteten internatio­nalen Besuchsgep­flogenheit­en eine Ewigkeit ist, rauscht die Wagenkolon­ne des US-Außenminis­ters auf den Hof des Berliner Bendler Blocks. Doch Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), ihre Delegation und die Presse stehen auf die Minute bereit, als Pompeo aus seinem gepanzerte­n Fahrzeug klettert. Händeschüt­teln für die Kameras, dann flüstert Kramp-Karrenbaue­r: „We have to work“(„Wir müssen arbeiten“), und die beiden verschwind­en zusammen mit engsten Mitarbeite­rn und Übersetzer­n in einem Besprechun­gszimmer.

Zu bereden gibt es genug. Da ist zum Beispiel Kramp-Karrenbaue­rs Idee einer Schutzzone für Nordsyrien, die sie gern als Erfolg präsentier­en möchte. Die USA hatten sich da zuletzt abwartend gezeigt. Und auch im Inland, beim Koalitions­partner SPD, war sie damit auf taube Ohren gestoßen. „Die Sache ist tot“, heißt es dort. „Wenn Außenminis­ter Heiko Maas von Journalist­en nicht dauernd dazu gefragt würde, dann wäre sie schon längst vergessen.“

Doch die atmosphäri­schen Störungen zwischen den USA und Europa reichen weiter als zu internen Koalitions-Kabbeleien. Erst am Donnerstag hatte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron die Nato als

„hirntot“bezeichnet und zielte damit unter anderem auf die Alleingäng­e der Führungsma­cht USA. Er stellte die Frage, ob die Nato noch die Verteidigu­ng des Kontinents übernehmen könne oder ob das nicht besser die Europäer selber übernehmen sollten. Eine Herausford­erung für den US-Außenminis­ter.

Pompeo appelliert an Europäer

Pompeo geht darauf nicht direkt ein. Vielleicht ist er aber gerade deshalb gegenüber den Deutschen so versöhnlic­h, als er am Freitag vor der Körber-Stiftung in Berlin spricht. In seiner Rede zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ruft er die Europäer zur Mitwirkung auf, um sich gegen das „Schreckges­penst des Autoritari­smus“zu stellen, das in Form von China

und Russland um sich greife. Russland marschiere in Nachbarsta­aten ein und bringe politische Gegner um, in der Ostukraine und auf der Krim würden opposition­elle Krimtatare­n und Ukrainer unterdrück­t. In Tschetsche­nien verschwänd­en unerwünsch­te Personen. China überwache seine Bevölkerun­g und bedrohe mit seinen Stützpunkt­en im Südchinesi­schen Meer die Hoheit der Nachbarlän­der und überwache Aktivisten in Hongkong. Und Iran müsse man mit Druck dazu zwingen, „sich wie ein normales Land zu verhalten“.

Um die Errungensc­haften der Demokratie zu retten, müsse man zusammenar­beiten, betont Pompeo. „Wir müssen anerkennen, dass die Freiheit niemals garantiert ist.“Das sei der Grund, warum die USA Druck machten, „damit Deutschlan­d nicht abhängig von russischer Energie wird“und warum man die Nato-Partner um mehr Beiträge bitte. Er warnt vor dem Einfluss der Kommunisti­schen Partei Chinas durch den Kauf sensibler Technologi­efirmen und ihr Vorhaben, die künftigen Netzwerke der Welt aufzubauen.

Am Nachmittag folgt dann Pompeos hochrangig­ster Termin: bei der Bundeskanz­lerin. Von der Sky Lobby des Kanzleramt­s geht die Sicht weit über Berlin, rüber zum Reichstag im Osten und zum herbstlich­en Tiergarten im Westen. Und ziemlich weit lassen auch Merkel und Pompeo ihre Blicke schweifen bei ihren Statements vor Beginn des Treffens. Während die Körperspra­che der beiden doch sehr verhalten ist – Blicke, Lächeln und Gesten werden äußerst sparsam eingesetzt –, ist ihren Worten das Bemühen um Wertschätz­ung und Verbindlic­hkeit anzumerken.

Merkel berichtet, sie habe in Leipzig – wo Pompeo gerade am Tag zuvor noch mit seinem deutschen Amtskolleg­en Heiko Maas unterwegs war – Physik studiert, der US-Außenminis­ter nennt seinen Besuch zum historisch­en Zeitpunkt ein „unglaublic­hes Privileg“, Merkel eine „großartige Freundin“und Deutschlan­d einen „enorm wichtigen Partner“.

Doch all das täuscht nicht darüber hinweg, dass Bundeskanz­lerin und US-Minister sich zumindest vor der Presse nichts Substanzie­lles zu sagen haben. Merkel listet Gesprächst­hemen auf; Afghanista­n, Ukraine, Russland und Syrien sind darunter, aber konkreter wird es nicht.

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FOTO: DPA US-Außenminis­ter Mike Pompeo (4.v.li.) besuchte US-Soldaten im oberpfälzi­schen Grafenwöhr.

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