Schritt nach vorne
Zum Artikel „Hitziger Streit trotz Bienen-Kompromiss“(17.10.): Ein Volksbegehren „Rettet die Bienen“zu unterschreiben oder auch nicht, erscheint mir zu einfach, weil von mir lediglich eine Unterschrift gefordert wird. Ich brauche nichts Weiteres dazu beitragen. Eine bequeme Sache! Das auf Pestizide eingeschränkte Volksbegehren kann ich nicht unterschreiben. Das Thema ist sehr komplex, und das Begehren berührt nur einen geringen Teil der Problematik in der Landwirtschaft. Bei dem Volksbegehren fehlt mir also eine gewisse Breite und Tiefe, die den gesamten Agrarbereich ansprechen könnte.
Ich persönlich fordere einen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Denn Höfesterben ist Artensterben. Gesunde Lebensmittel – ein edler Wunsch! Wie wäre es, wenn wir eine gesunde rentable bäuerliche und ökologische Landwirtschaft anstreben würden? Ohne dass die Bauern abhängig vom staatlichen Tropf (lobbygesteuerte Subventionen) schmachten müssten! Weniger Ertrag pro Fläche mit mehr Qualität wäre das Ziel! Auch kleinere Agrarflächen sollten meines Erachtens auch ohne staatliche Förderung noch gewinnbringend bearbeitet werden können. Anstelle der bisherigen Subventionspolitik könnte der Staat notfalls die Verbraucher stützen, falls sie für gesunde Lebensmittel aus der bäuerlichen Landwirtschaft sehr viel mehr Geld berappen müssten. Ein solches Projekt könnte den Namen tragen: „ Rettet die Landwirte“. Meine Unterschrift hierzu wäre garantiert.
Wir müssen uns entscheiden, was wir wollen. Wollen wir wirklich die schönsten Äpfel, Kühe ohne Hörner mit zwölf bis 17 Tausend Liter Milch pro Jahr (früher waren es 2000 Liter)? Wollen wir Billigstimporte von Lebensmitteln? Wollen wir Lebensmittel zur Energieerzeugung verschwenden? Viele warnen: „Wir können das Rad nicht zurückdrehen.“Doch ich frage mich: Ist es ein Zurück? Meines Erachtens wäre es ein Schritt nach vorne, wenn alle gemeinsam am Rad drehen würden – weg vom Gigantismus in der Landwirtschaft – und auch in anderen Bereichen, hin zum vernunftsvollen Umgang mit der Natur! Mit allen Konsequenzen! Begehren und wollen wir das? Ich wünsche mir, dass alle sagen könnten: „Ja, ich will.“
Gerhard Fießinger, Weingarten
Mahnmal für sterbende Flächen
Zur Diskussion um die grünen Kreuze und das Volksbegehren „Rettet die Bienen“: Für mich sind die grünen Kreuze ein Mahnmal für die sterbenden Flächen, die unsere konventionelle Landwirtschaft heute in unserer Region hinterläßt – für ein Profitdenken und einen Rationalisierungsdruck, die keinen Platz lassen für Insekten und Artenvielfalt. Aber ich sehe die Kreuze auch als Symbol der Hoffnung für eine neue biologische Land- und Viehwirtschaft, die weniger getrieben ist von Marktmechanismen. Faire Preise und ein schonender Umgang mit der Natur, das müssen sich Erzeuger und Verbraucher meines Erachtens auf die Fahnen schreiben. Und die Politik sollte den Weg dazu möglichst schnell ebnen.
Vera Nickel, Ravensburg
Alle könnten zufrieden sein
Zum selben Thema: Die Landesregierung (Grüne und CDU), die Initiatoren des Volksbegehrens „Pro Biene“und die Naturschutzverbände
Nabu und BUND haben sich auf Eckpunkte für ein Programm zum Artenschutz verständigt. Es enthält wesentlich die Forderungen der Initiatoren des Volksbegehrens (weniger Pestizide, mehr Ökolandbau) aber auch einige Änderungen, die den Forderungen der Bauern entsprechen (zum Beispiel Pestizideinsatz in Landschaftschutzgebieten, längere Übergangsfristen). Auch wenn einige ökologische Hardliner der Meinung sind, dass eine große Chance verpasst wurde und der angestrebte Kompromiss auch als ein taktisches Manöver (Wiederwahl Kretschmanns als Landesvater mit dem Nimbus des Bauernretters) gesehen werden kann, können doch beide Seiten eigentlich zufrieden sein. Nicht zuletzt waren es die Bauern/Innen selber, die sich als die wahren Naturschützer inszeniert haben. Nun folgt die Nagelprobe darauf. Das Argument, dass mehr Artenschutz die Betriebe gefährdet, ist eine Mär. Was da die letzten Wochen von den Bauern und Bäuerinnen zu hören war, ist wirklich Jammern auf hohem Niveau verglichen mit dem, was beispielsweise auf die Beschäftigten in der automotiven Industrie in den nächsten Jahren zukommt.
Gerhard Oschmann, Friedrichshafen
Zeitplan schlecht koordiniert
Zu „Bauarbeiten verlangen Bahnkunden 2020 Geduld ab“(21.10.): Bahnreisende aus Oberschwaben, die in die Rhein-Main- oder RheinRuhr-Region wollen, sitzen in den den nächsten Jahren total im Abseits. Nachdem die Südbahn-Elektrifizierung bis 2021 zu viel Schienenersatzverkehr und Zeitverlust von mindestens einer Stunde bis Stuttgart führt, soll nun 2020 von April bis Oktober die Schnellfahrstrecke Stuttgart-Mannheim erneuert werden. Also eine weitere Stunde Verzögerung und ausgedünnte Zugfolge. Gegen Wartungsarbeiten ist nichts einzuwenden. Aber kann man den Zeitplan nicht besser koordinieren?
Dr. Siegmar Mende, Ravensburg
Gefährliche Manipulation
Zu den „Fridays for Future“-Demonstrationen: Wenn Erwachsene für Klimaschutz demonstrieren, dann ist das ihr verfassungsmäßiges Recht als mündige Staatsbürger. Wenn jedoch unmündige Kinder und Jugendliche zu diesem Zweck „benutzt“werden, dann ist das höchst bedenklich. Wenn Neun- oder Zwölfjährige in den Medien interviewt werden, dann ist ihr Kommentar keine subjektive eigene Meinung, sondern sie wiederholen das, was ihnen von Erwachsenen und Umwelt-Aktivisten vorgesagt wurde – und das ist in meinen Augen Manipulation. Dieses Vorgehen ist gefährlich. Der heutige Gedankengang „Manipulation von rechts ist schlecht – Manipulation von links/ grün ist gut“, scheint mir ein fataler Fehler zu sein. Manipulation ist und bleibt Manipulation – egal aus welcher Richtung. Kinder können solche subtilen Zusammenhänge nicht erkennen (es fällt ja manchen Erwachsenen schon schwer).
Kurt Fischbach, Ebenweiler