Trauma, Tod, Wohnungsnot
„Tatort: Das Leben nach dem Tod“(So., ARD, 20.15 Uhr) - Mit einem kleinen Memento Mori vor einem Berliner Plattenbau fängt es an: Fliegen summen auf ei- ner verschimmelten Brottüte. Weitere Fliegen, man ahnt es, werden eine Rolle spielen. Der alte Herr Böhnke wird von zwei Mädchen ausgetrickst und in seiner Wohnung brutal überfallen. Und – Schnitt – in der Nachbarschaft des Kommissars Karow ist ein Mord wochenlang unentdeckt geblieben. Jetzt entdeckt man die madenzerfressene Leiche. Der Hausmeister ist traumatisiert, Karow zutiefst verstört, und obgleich Bilder keinen Geruch haben, sollte sich der arglose Zuschauer lieber nicht mit seinem Sonntagabendbrot vor den Fernseher setzen. An diesem Tatort gibt es nichts zu lachen – und vieles zu bedenken. Wer döst, wird den Faden verlieren. Denn es geht nicht nur um skrupellose Praktiken von Mietskasernen-Vermietern und das allgemeine Elend. Wie sich herausstellt, sind die Opfer von Raub und Mord schicksalhaft miteinander verbunden. Der alte Herr (Otto Mellies) war einmal ein gnadenloser Richter in der DDR, der tote Nachbar ein verurteilter Mörder, der Hausmeister das Kind einer gemeuchelten Familie. Karow (Mark Waschke) diskutiert mit seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) über Einsamkeit, Reue und verirrte Seelen nach dem Tod. Nur hartgesottene KrimiMelancholiker werden den düsteren Film zu schätzen wissen.