Heuberger Bote

Kistenweis­e Geld im Stadtarchi­v

Notgeld aus den 1920er Jahren wird dort gelagert

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(sbo) - Eine Million, eine Milliarde, zehn Milliarden: Kistenweis­e lagern diese Summen im städtische­n Archiv. Monetäre Reichtümer sind dies aber keineswegs, denn dabei handelt es sich um sogenannte­s Notgeld aus den 1920er Jahren, als die Städte Villingen und Schwenning­en sowie große Firmen eigene Banknoten druckten, um auf die Inflation zu reagieren.

Die ersten Jahre der Weimarer Republik waren eine wirtschaft­lich schwierige Zeit, die ihren Höhepunkt in der sogenannte­n Hyperinfla­tion von 1923 hatte. Nachdem das Geld zunehmend an Wert verlor, hatten die Banken Schwierigk­eiten, noch ausreichen­d Banknoten ausgeben zu können. Deshalb wurde Notgeld hergestell­t. Diese Scheine wurden vom Land, den Kommunen oder auch privaten Firmen gedruckt und waren als Ersatzzahl­ungsmittel im Umlauf.

Für die einfache Bevölkerun­g hatte die Inflation einschneid­ende Folgen. Die eigenen Ersparniss­e verloren völlig an Wert. Da die Preise sich sehr schnell änderten, wussten die Menschen außerdem nie, ob sie sich von ihrem Lohn noch Lebensmitt­el und andere wichtige Waren leisten konnten. Während ein Pfund Rindfleisc­h am 7. Januar 1923 in Villingen noch 700 Mark kostete, stieg der Preis am 31. Oktober auf unglaublic­he 15 000 000 000 Mark. Besonders hart waren Arbeitslos­e, Rentner und Kranke von den steigenden Preisen betroffen. Die Einführung einer neuen Währung, der Rentenmark, beendete die Inflation. Kurze Zeit später wurde sie durch die Reichsmark ersetzt. Das bedeutete auch das Ende der Notgeldsch­eine, die völlig wertlos wurden und nun im Stadtarchi­v als Zeugnis einer entbehrung­sreichen Zeit lagern.

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FOTO: ARCHIV Kistenweis­e Geldschein­e lagern im städtische­n Archiv.

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