„Der wird zu einem sehr guten Spieler“
Der Ex-Ravensburger Tim Brunnhuber steht im Eishockey-Nationalteam – mit 20
- Zwicken wird Tim Brunnhuber sich auch jetzt nicht, nach seinem dritten Länderspiel, nach diesem unverhofften 4:3 über Russland zum Deutschland-Cup-Auftakt 2019. 13:10 Minuten Eiszeit hatte der 20-jährige Mittelstürmer gegen das hoch begabte „Olympic Team“des Rekordweltmeisters, nun kam die Sprache auf seine vergangenen zwölf Eishockey-Monate: DEL2-Stammkraft bei den Ravensburg Towerstars, Aufstieg mit der deutschen U20 in die WM-Top-Division, Nationalmannschaftspremiere beim 4:2 des „Top Team Peking“gegen die Schweiz, Meistertitel mit den Towerstars, Wechsel in die DEL zu den Straubing Tigers, dort durch- und ausnahmslos eingesetzt (mit prima Kritiken). Und da braucht’s kein Zwicken? Tim Brunnhuber grinst, die Frage ist nicht neu. Grinsefrei dennoch seine Antwort: „Wenn ich da jetzt abheben würde, würd’ ich nicht mehr mein Eishockey spielen können. Und dann würd’s sehr schnell wieder bergab gehen. Deswegen werd’ ich einfach weiter so hart arbeiten wie die vergangenen Monate.“
Bescheiden trotz Traumtor
Der Niederbayer – auch der aus Eggenfelden, Kreis Rottal-Inn – verfügt über eine gesunde Bodenhaftung. Tim Brunnhuber sagt Sätze wie „Die älteren Jungs machen es mir leicht und helfen mir enorm weiter“, und sie klingen kein bisschen nach Floskel. Der gleiche Tim Brunnhuber nämlich hat bei seinem bislang wohl spektakulärsten Auftritt in der Deutschen Eishockey Liga, beim Straubinger 5:1 über Tabellenführer EHC Red Bull München, das vorentscheidende 2:0 erst erarbeitet (per Puckgewinn in der eigenen Zone), dann erspielt (per Doppelpass mit TJ Mulock), schließlich erzielt. Ein feines Tor, sagten alle. „Ein super Gefühl“, sagte Tim Brunnhuber, „aber einen Konter mit zwei Stürmern alleine gegen den Torhüter sollte man natürlich auch verwerten.“Bescheidenheit ...
... die in Straubing ankommt. Zweiter sind die Tigers im 14er-Feld der DEL. Geld haben andere mehr. Dafür, so erlebt es Tim Brunnhuber seit Sommer, „sind das hier alles super Charaktere in der Mannschaft, da versteht sich jeder mit jedem – das sieht man dann auch auf dem Eis“. Verletzungsbedingte Umstellungen lassen sich so leichter auffangen, „und wenn unsere Top-Reihe mal keine Tore macht, dann macht die halt die dritte oder vierte“. Das, konstant fortgesetzt, würde Möglichkeiten eröffnen. Doch so weit mögen sie in Straubing, mag
Tim Brunnhuber noch nicht denken: „Wir wollen einfach schauen, dass wir unseren Weg so weitergehen und unsere Spiele weiterhin so hart bestreiten. Was dann dabei rauskommt, wird sich zeigen.“
Für Tim Brunnhuber rausgekommen sind bisher drei DEL-Tore und vier Assists, sind je Spiel 12:12 Minuten auf dem Eis, ist eine wichtige Rolle in Unterzahl. Das Vertrauen von Tigers-Trainer Tom Pokel wuchs nach den ersten Testspiel-Eindrücken, es macht sich längst bezahlt: Nur die Nürnberg Ice Tigers vereiteln bei numerischer Unterlegenheit noch zuverlässiger Gegentreffer.
All das ist Bundestrainer Toni Söderholm
nicht entgangen, folglich der Ruf nach Krefeld. Zwischen seinem Clubkollegen Sven Ziegler und Maximillian Daubner aus München stand Tim Brunnhuber gegen Russland seinen Mann; nach anfänglichem Sortieren „haben wir uns recht schnell ans Tempo des Gegners gewöhnt, und ab dem zweiten Drittel war’s ein relativ offenes Spiel“. Eine treffende Analyse, die Tim Brunnhuber namens der Straubing-Fraktion noch um den Hinweis auf jenes Selbstbewusstsein ergänzt wissen wollte, das „so ein guter Lauf einem mitgibt. Das hilft einem dann auch hier – gegen so einen Gegner – weiter.“Und ist willkommene Qualität neben denjenigen, die Toni Söderholm am späten Donnerstag so skizzierte: „Der Tim macht gerade Riesenschritte in seiner Entwicklung. Ich habe ihn zum ersten Mal im August 2018 getroffen, er ist ein anderer Mensch seitdem. Er ist athletisch viel, viel besser geworden (bei jetzt 95 Kilogramm auf 1,82 Meter Größe; d. Red.). Er ist sehr, sehr clever, er kann das Spiel sehr gut lesen. Der wird zu einem sehr guten Eishockeyspieler, wenn er weiter so kämpft für seine Entwicklung.“
Straubing als Kraftort
In Lindau, Karrierestation 2017/18, und Ravensburg dürfte man genau hinschauen. Zu Towerstars-Verteidiger Thomas Supis und Islanders-Torhüter Michael Boehm hat Tim Brunnhuber „hin und wieder noch Kontakt“, die Video-Highlights der Ravensburger Partien lässt er sich ungern entgehen. Sein Wort zur Lage in Liga zwo kommt zögerlich, weil „von außen: Ich glaub’, das geht besser mit dem Kader, den die Towerstars haben. Aber das kriegen sie auch wieder hin.“
Tim Brunnhuber wird’s aus der Ferne verfolgen. Für ihn ist Straubing („Ich wüsst’ keinen Verein, wo’s mir zurzeit besser gefallen könnte“) Wohlfühl- und Kraftort. Und bis Sonntag auch Krefeld.