Demokratie geht vor totaler Harmonie
Wieso Claus Vogt eine gemeinsame Kandidatur mit Christian Riethmüller ablehnt
- Claus Vogt und Christian Riethmüller, die zwei Präsidentschaftskandidaten des VfB Stuttgart, verstanden sich bei ihrer Vorstellung am Donnerstag gut. So gut, dass prompt über eine gemeinsame Bewerbung der beiden bei der Wahl am 15. Dezember spekuliert wurde. Doch dazu wird es nicht kommen.
Claus Vogt hat mit großer Verwunderung auf diese Spekulationen reagiert und diese zurückgewiesen. „Eine Doppelspitze lehne ich total ab“, sagte Vogt der „Schwäbischen Zeitung“auf Anfrage. „Der Vereinsbeirat stellt den Mitgliedern zum ersten Mal zwei Kandidaten zur Wahl des Präsidenten des VfB. Dieses Vorgehen begrüße ich sehr. Es wäre doch völlig kontraproduktiv, wenn wir den Mitgliedern nun die Möglichkeit nehmen würden, ein echtes demokratisches Votum zu fällen“, begründete der Böblinger Unternehmer und Fan-Aktivist.
Die „Stuttgarter Zeitung“hatte zuvor spekuliert, dass beide Kandidaten am Wochenende Gespräche über eine mögliche gemeinsame Kandidatur und „zugleich die satzungsgemäße Durchführbarkeit“klären wollten. Die Kandidaten hätten „viele Überschneidungen in ihren Bewerbungen erkannt“. Tatsächlich stehen die zwei Kandidaten für einen gänzlich anderen Kurs als ihre Vorgänger an der Spitze des Vereins. Aber in ihrem Anderssein von der Vergangenheit präsentierten Vogt und Riethmüller sich am Donnerstag dennoch gänzlich unterschiedlich. Wo Riethmüller immer wieder die Bedeutung der Werte hervorhob und den Bogen von Greta
Thunberg über den SC Freiburg und DFB-Präsident Fritz Keller zog, gab sich Vogt staatstragender und weniger idealistisch als der Tübinger Buchhändler.
Sportlich geht es für den VfB am Wochenende darum, den Aufwärtstrend der Vorwoche fortzuführen. Trainer Tim Walter bestätigte vor dem Spiel in Osnabrück am Samstag (13 Uhr/Sky), dass Holger Badstuber nach seiner Sperre wieder in die Innenverteidigung rückt, auch der zuletzt als Linksverteidiger überzeugende Gonzalo Castro ist gesetzt. Im Spiel nach vorne forderte Walter, dem bei der Pressekonferenz ein Ständchen zum 44. Geburtstag gesungen wurde, größere Effizienz vor dem Tor. „Wer die nackten Zahlen liest, dass wir wenige Tore geschossen haben aus den Chancen, die wir hatten: Da kann man ja nicht zufrieden sein, das liegt ja auf der Hand“, sagte er. Für ein Tor benötigt der VfB 10,6 Versuche – Tabellenführer Hamburger SV etwa braucht drei Schüsse weniger für ein Tor.