Neue Leistungstests in Klasse 4 geplant
Prüfung in der 4. Klasse soll Grundschulempfehlung ergänzen – Mehr Austausch zwischen Schulen geplant
FELLBACH (kab) - Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung durch die grün-rote Vorgängerregierung sei „ein Fehler“gewesen. Das sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bei einer Veranstaltung am Montag in Fellbach bei Stuttgart. Eine Rückkehr wolle sie zwar nicht, sie plant aber, im Schuljahr 2020/2021 eine zusätzliche Prüfung in der 4. Klasse einzuführen. Die sogenannte Lernstandserhebung soll Eltern dabei helfen, anschließend die passende Schulwahl für ihr Kind zu treffen.
- Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will handeln: Zu viele Kinder besuchten zunächst die falsche weiterführende Schule, sagte sie bei einer Veranstaltung des Verbands Bildung und Erziehung am Montag in Fellbach. „Die Beschulung läuft offenbar nicht so, wie es für das Kind ideal wäre“, so Eisenmann. „Deshalb bin ich der Überzeugung, dass die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung ein Fehler war.“Hier will sie nun nachbessern.
Es war eine der ersten bildungspolitischen Reformen der grün-roten Landesregierung: Seit 2012 entscheiden nicht mehr die Grundschullehrer, auf welche Schulart ein Kind geht, sondern allein die Eltern. Darin sieht Eisenmann die Ursache dafür, dass viele Kinder in den ersten Jahren das Gymnasium oder die Realschule wieder verließen. Mit dieser Meinung steht sie nicht allein: Der Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, sowie der Realschullehrerverband fordern aus diesem Grund die Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung.
Der IQB-Bildungstrend, ein Leistungsvergleich unter den Bundesländern, hatte jüngst vor allem den Gymnasien in Baden-Württemberg schwächelnde Leistungen bescheinigt. Eisenmann erklärte das auch damit, dass Neuntklässler geprüft wurden, bei denen die Empfehlung nicht mehr verbindlich war. Seit der Änderung liege die Zahl der Schüler ohne entsprechende Empfehlung am Gymnasium bei mehr als zehn Prozent. Dennoch sagte Eisenmann: „Ich will nicht zurück zur alten Grundschulempfehlung.“Das wäre mit dem grünen Koalitionspartner wohl auch nicht zu machen.
Zunächst plant sie eine zusätzliche Prüfung in der vierten Klasse. Diese sogenannte Lernstandserhebung soll den Eltern zusätzliche Hinweise zur Grundschulempfehlung dazu geben, auf welcher Schulart ihr Kind am besten aufgehoben ist. Die
Eltern haben offenbar auch bei diesem Konzept weiter das letzte Wort. Ob sie wegen der Lernstandserhebung andere Entscheidungen treffen, scheint indes auch Eisenmann zu hinterfragen. „Es ist eine Grundhaltung von Eltern zu sagen: Mein Kind darf alles machen – aber Abitur“, sagte sie. Inzwischen müssen Eltern bei den weiterführenden Schulen die Grundschulempfehlung wieder vorlegen. Weicht die von der Schulart ab, werden sie von der Schulleitung zum Gespräch eingeladen. Aus den Realschulen habe sie häufig gehört, dass dies gute Gespräche seien, so Eisenmann. Dennoch meldeten die Eltern ihr Kind an der Schule an – und nähmen eine Überforderung in Kauf.
Bei den Gesprächen zum Übergang auf die weiterführende Schule sollen Eltern verstärkt auf das vielfältige Bildungsangebot im Land hingewiesen werden. „Transparenz und Durchlässigkeit ist das, was unser Schulsystem ausmacht“, betonte Eisenmann. Zudem will sie, dass die weiterführenden Schulen mehr über die Kinder, die sie aufnehmen, erfahren. Baden-Württemberg sei das einzige Bundesland, in dem sich Grundschule und weiterführende Schule nicht austauschen dürften. Nicht jeder halte sich daran, signalisierte Eisenmann augenzwinkernd den Vertretern aus den Schulen und der Schulverwaltung in Fellbach. „Ich weiß, Sie sind außerordentlich pragmatisch. Dafür bin ich dankbar.“