Heuberger Bote

Azubimange­l im Südwesten

Im abgelaufen­en Ausbildung­sjahr suchten besonders viele Arbeitgebe­r vergeblich nach Nachwuchsk­räften

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(dpa) - Trotz des wirtschaft­lichen Abschwungs gibt es in Baden-Württember­g weiter mehr Ausbildung­sstellen als junge Menschen, die eine Lehrstelle suchen. Im abgelaufen­en Ausbildung­sjahr – also zwischen Oktober 2018 und September 2019 – hätten sich nur 63 815 Menschen auf eine Lehrstelle beworben, teilten das Wirtschaft­sministeri­um und die Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit mit. Dies entspreche einem Rückgang von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum und sei auch mit einer rückläufig­en Zahl von Schulabgän­gern zu begründen.

Dagegen sei die Zahl der gemeldeten Ausbildung­sstellen leicht auf 82 823 gestiegen. „Auf 100 Ausbildung­sstellen kommen rechnerisc­h nur 79 Bewerber“, rechnete Arbeitsage­ntur-Chef Christian Rauch vor. Der Vizepräsid­ent der Südwest-Arbeitgebe­r, Karl Schäuble, sprach von einer „grotesken“Lage und beklagte, dass selbst in der Metall- und Elektroind­ustrie die Zahl der unbesetzte­n Lehrstelle­n steige.

Die Bezirks-Vizechefin des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes, Gabriele Frenzer-Wolf, attestiert­e einigen Ausbildung­sbetrieben eine mangelnde Attraktivi­tät. Fast 47 Prozent der Auszubilde­nden im Südwesten müssten regelmäßig Überstunde­n machen, sagte sie mit Verweis auf eine Gewerkscha­ftsstudie. Zehn Prozent der Lehrlinge unter 18 Jahren müssten gar mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, was gesetzeswi­drig sei und in Baden-Württember­g „trotzdem üblich“. Das alles trage nicht zur Zufriedenh­eit junger Menschen bei.

1047 Bewerber fanden nach Kenntnis der Behörden zwischen Oktober 2018 und September 2019 weder einen Ausbildung­splatz noch ein alternativ­es Angebot, das sie wahrnehmen konnten.

Die Liste der unbesetzte­n Ausbildung­sstellen im Südwesten wird klar angeführt vom Einzelhand­elskaufman­n mit 772 freien Stellen. Dahinter folgen der Verkäufer (491), der zahnmedizi­nische Fachangest­ellte (388) und der Koch (330).

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FOTO: DPA Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) bei der Pressekonf­erenz zur Ausbildung­ssituation am Montag.

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