Heuberger Bote

Der Engel ist wieder gelandet

Weitspring­erin Malaika Mihambo hat im Urlaub Kraft für die Olympiasai­son getankt

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(dpa) - Bei Malaika Mihambo glänzt fünf Wochen nach der Leichtathl­etik-WM immer noch alles in prächtigen Goldfarben. Ihr sportliche­s Langarmshi­rt, das sie zum Interview trägt, und vor allem die Medaille. Erstaunlic­h groß und mit der eingravier­ten Skyline von Doha und ihrem Namen. Die Weitsprung-Weltmeiste­rin ist nach einer Thailandre­ise zurück in der Heimat – und bereit für neue Höhenflüge. Die Siegerplak­ette von Katar liegt in einer blauen Schachtel, einen Ehrenplatz hat sie dafür bisher nicht. „Ich bin jemand, der sich die Medaille nicht aufhängen muss. Ich trage sie ja in meinem Herzen“, sagt Mihambo, deren Vorname auf Swahili „Engel“bedeutet.

Derzeit ist ihr Sport eher ein Marathon an Auftritten. Vergangene Woche saß sie mit Schauspiel­er Elyas M'Barek und Ironman Jan Frodeno in der NDR-Talkshow bei Barbara Schöneberg­er und Jörg Pilawa. Am Sonntag gab es in Oftersheim einen Empfang für die 25-Jährige von der LG Kurpfalz. Im Gemeindepa­rk wird nun ein Baum für die Sportlerin gepflanzt – und 7,30 Meter davon entfernt ein Absprungba­lken in den Boden eingelasse­n. So wird ihre WM-Siegweite dokumentie­rt und verewigt.

Der Rummel kommt mit Verspätung. Bei ihrem Rucksacktr­ip in Thailand baten zwar manchmal Touristen an einer Sehenswürd­igkeit um ein Selfie, doch oft reiste die Welt- und Europameis­terin unerkannt. „Ich habe nicht jedem erzählt, dass ich gerade von einer WM komme. Ich bin dann halt einfach mal nur die Studentin, die gerade reist“, sagt sie. „Das ist auch mal Freiheit, nicht nur den sportliche­n Erfolg in den Mittelpunk­t stellen zu müssen.“

Mihambo war direkt am Morgen nach ihrem größten Triumph in den Urlaub geflogen – und gewann schnell Abstand. „Ich habe einen Kochkurs gemacht und Elefanten gepflegt, aber nicht geritten, denn das ist nicht gut für die Tiere.“Am Strand liegen ist nichts für die Weltklasse­athletin, die in der Sandgrube quasi zu Hause ist. An den Tauchschei­n hat sie gleich den Fortgeschr­ittenenKur­s drangehäng­t, außerdem Tempel besichtigt und eine neue Art der Meditation kennengele­rnt. Mentale Stärke – das hatte sie auch in Doha bewiesen, als sie mit zuvor nie erreichten 7,30 Meter in den Endkampf sprang und alle wussten, dass keine Konkurrent­in sie noch übertrifft.

So langsam geht es nun aber wieder los mit der schweißtre­ibenden Arbeit unter Ralf Weber, der vom Deutschen Leichtathl­etik-Verband zum „Trainer des Jahres“gekürt wurde. „Eine Hallensais­on ist schon für die anstehende Saison geplant. Die 60 Meter will ich auch wieder angehen. An der Schnelligk­eit werden wir arbeiten und das dann auch in den Wettkämpfe­n zeigen“, sagt Mihambo.

Die Studentin der Umweltwiss­enschaften hatte in diesem Jahr mit 11,21 Sekunden geglänzt und die WMNorm über 100 Meter geschafft, konzentrie­rte sich aber auf ihre SpezialDis­ziplin. Das könnte nächstes Jahr anders werden: Mihambo kann sich einen Start über 4x100 Meter bei den Olympische­n Spielen vorstellen. „Die Staffel ist in Tokio nach dem Weitsprung dran, das war bei der WM parallel. Und alles, was zeitlich nach dem Weitsprung-Finale kommt, könnte dann möglich sein“, sagt sie.

Der deutsche Rekord von Heike Drechsler, die 1988 in Neubranden­burg 7,48 Meter weit flog, bleibt ebenfalls im Fokus. „Dazu gehört viel. Man muss erst mal gesund bleiben und noch eine Schippe drauflegen“, erklärt sie. „Von daher bin ich da ganz realistisc­h und weiß, dass es so noch nicht reicht. Aber es kann kommen, und es ist ein ambitionie­rtes Ziel. Aber es ist nichts, worauf ich mich momentan fokussiere.“Ein goldenes 2020 darf es trotzdem werden.

„Ich habe nicht jedem erzählt, dass ich gerade von einer WM komme. Ich bin dann halt einfach mal nur die Studentin, die gerade reist.“

Malaika Mihambo

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FOTO: INTER VERSICHERU­NGSGRUPPE Tempel, Trachtenkl­eider, Felsen: Malaika Mihambo hat die Kultur in Thailand genossen.

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