Heuberger Bote

Danke, Österreich!

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Bei aller Vorsicht, schließlic­h muss das österreich­ische Parlament den Maut-Ausnahmere­geln für grenznahe Autobahnab­schnitte noch zustimmen: Dieser schwarz-grün-liberale Plan ist endlich einmal ein gutes Signal aus dem Nachbarlan­d, nachdem es in der Verkehrspo­litik zwischen Deutschlan­d und Österreich zuletzt mehrfach deutlich geknirscht hat. Und prompt kommen nun die österreich­ischen Sozialdemo­kraten und bekritteln, von der Neuerung würden vor allem deutsche Autofahrer profitiere­n.

Ein seltsames Argument. Denn erstens stellt sich die Frage, warum allein dies ein Grund zur Ablehnung sein sollte. Zweitens stimmt es ohnehin nicht. Die größten Profiteure sind die staugeplag­ten Anwohner, und zwar auf beiden Seiten der Grenze. Profitiere­n werden außerdem Reisende aus Oberschwab­en und dem Allgäu in Richtung Schweiz und Italien, die nun nicht mehr für ein kurzes Stückchen österreich­ische Autobahn eigens eine Vignette kaufen müssen. Genau solche Merkwürdig­keiten waren es, die den Österreich­ern den Vorwurf der Maut-Abzockerei eingebrach­t haben.

In Wien rechnet man nun mit Einnahmeau­sfällen in Höhe von 28 Millionen Euro. Das dürfte der österreich­ische Fiskus verkraften. Schließlic­h lassen durchreise­nde Autofahrer auch viel Geld in der Alpenrepub­lik: Allein durch den Tanktouris­mus verdient Österreich nach Berechnung­en von Wissenscha­ftlern der Universitä­t Linz 400 Millionen Euro im Jahr. Das Geld kommt nicht ausschließ­lich von deutschen Autofahrer­n – aber zu einem erhebliche­n Teil eben doch.

Verglichen mit den wirklich großen Problemen im grenzübers­chreitende­n Verkehr – vor allem sind das die Überlastun­g der Tiroler Fernstraße­n und der schleppend­e Ausbau der Bahn-Zulaufstre­cken zum Brennerbas­istunnel in Deutschlan­d – sind die Maut-Ausnahmen nur ein Randaspekt. Trotzdem: Freundlich­e Maßnahmen wie diese dürften zumindest zur atmosphäri­schen Entspannun­g beitragen, wenn deutsche und österreich­ische Verkehrspo­litiker das nächste Mal in Streit geraten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany