Fliegen für Anfänger
Machen wir uns nichts vor: Zivilisation ist nichts als eine dünne Lackschicht, die schnell abblättert, wenn es hart auf hart kommt. Wobei „hart“in diesem Fall nicht existenziell bedeutet. Sondern eher so: Schnäppchenschlacht im Discounter. Oder das Ein- und Aussteigen beim Fliegen.
Der Mensch hat die DNS entschlüsselt, er ist in der Lage, Symphonien zu komponieren, Schwarze Löcher zu fotografieren und MarsRover fernzusteuern. Er hat den Mond betreten, Weltmeere überquert, Atome gespalten und den
Buchdruck erfunden. Aber er ist nicht in der Lage, geordnet in ein Flugzeug einzusteigen und die Maschine auch wieder ohne größere Probleme zu verlassen.
Das will die Lufthansa jetzt ändern. Seit Neuestem gibt es ein Boarding-Verfahren. Dabei sollen die Passagiere künftig danach aufgeteilt werden, ob sie einen Platz am Fenster, in der Mitte der Sitzreihe oder am Gang gebucht haben. Macht „Wilma“– die Abkürzung für die englische Einteilung in „Window-MiddleAisle“– alles besser? Jetzt schon klar scheint, dass Menschen mit langen Beinen schlechte Karten haben. Denn wer seinen Platz am Gang gebucht hat, fällt in die Gruppe 5, die nun als Letztes einsteigen darf. Die „Overhead Compartments“dürften dann schon voll sein. Ade Beinfreiheit, wenn das Handgepäck dann nur noch unterm Sitz des Vordermanns verstaut werden kann.
Eine vorsichtige Prognose: Das neue Boarding-System könnte vor allem daran scheitern, dass man die Regeln überhaupt erst zur Kenntnis nehmen müsste.