Heuberger Bote

Fliegen für Anfänger

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Machen wir uns nichts vor: Zivilisati­on ist nichts als eine dünne Lackschich­t, die schnell abblättert, wenn es hart auf hart kommt. Wobei „hart“in diesem Fall nicht existenzie­ll bedeutet. Sondern eher so: Schnäppche­nschlacht im Discounter. Oder das Ein- und Aussteigen beim Fliegen.

Der Mensch hat die DNS entschlüss­elt, er ist in der Lage, Symphonien zu komponiere­n, Schwarze Löcher zu fotografie­ren und MarsRover fernzusteu­ern. Er hat den Mond betreten, Weltmeere überquert, Atome gespalten und den

Buchdruck erfunden. Aber er ist nicht in der Lage, geordnet in ein Flugzeug einzusteig­en und die Maschine auch wieder ohne größere Probleme zu verlassen.

Das will die Lufthansa jetzt ändern. Seit Neuestem gibt es ein Boarding-Verfahren. Dabei sollen die Passagiere künftig danach aufgeteilt werden, ob sie einen Platz am Fenster, in der Mitte der Sitzreihe oder am Gang gebucht haben. Macht „Wilma“– die Abkürzung für die englische Einteilung in „Window-MiddleAisl­e“– alles besser? Jetzt schon klar scheint, dass Menschen mit langen Beinen schlechte Karten haben. Denn wer seinen Platz am Gang gebucht hat, fällt in die Gruppe 5, die nun als Letztes einsteigen darf. Die „Overhead Compartmen­ts“dürften dann schon voll sein. Ade Beinfreihe­it, wenn das Handgepäck dann nur noch unterm Sitz des Vordermann­s verstaut werden kann.

Eine vorsichtig­e Prognose: Das neue Boarding-System könnte vor allem daran scheitern, dass man die Regeln überhaupt erst zur Kenntnis nehmen müsste.

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FOTO: DPA Das darf mit.

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