Über 600 Plätze in Frauenhäusern fehlen
Viele Schutzbedürftige werden abgewiesen – 12 125 Fälle von Gewalt durch Ex-Partner im Jahr 2018
(lsw) Schläge, Tritte, Ohrfeigen – im Südwesten werden immer mehr Fälle bekannt, in denen Frauen und Männer im Südwesten Opfer häuslicher Gewalt werden. Angesichts wachsender häuslicher Gewalt sind die Frauenund Kinderschutzhäuser im Südwesten aber voll ausgelastet. In 12 125 Fällen wurden laut der Polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2018 Männer und Frauen Opfer von Attacken von Partnern oder Ex-Partnern – darunter sind 2233 Fälle, in denen Männer die Opfer sind. Die Zahl der Fälle ist im fünften Jahr in Folge gewachsen – der generelle Zuwachs beträgt 9,5 Prozent. 27 Frauen und vier Männer wurden im vergangenen Jahr von Partnern oder Ex-Partnern getötet.
Das Sozialministerium beziffert die Zahl der fehlenden Plätze auf 633. Vorhanden sind demnach 341 Plätze für Frauen und 411 Plätze für Kinder in den 42 vom Land geförderten Frauenhäusern. Laut Andrea Bosch von der Koordinierungsstelle autonomer Frauenhäuser in Mannheim sind Absagen an der Tagesordnung. Manchmal sei wochenlang kein einziger freier Platz in ganz BadenWürttemberg gemeldet. Die wachsende Gewalt lässt sich insbesondere an einem Anstieg leichter Körperverletzungen – Taten, die keine stationäre Behandlung erfordern – feststellen. Deren Fallzahl ist von 7010 im Jahr 2014 auf 7824 im Jahr 2018 gestiegen – ein Plus von 11,6 Prozent.
Laut Innenministerium kann sich in diesen Werten auch ein dank Aufklärungsarbeit und Veranstaltungen wie dem landesweiten Tag des Opferschutzes verändertes Anzeigeverhalten niederschlagen. Auch Sozialpädagogin Bosch von der Koordinierungsstelle sagt: „Die Dunkelziffer ist noch sehr groß. Aber Beratungsstellen, Öffentlichkeitsarbeit und Prävention in Schulen haben das Thema aus der Tabuzone rausgeholt.“Die Gießener Kriminologin Britta Bannenberg sieht in den Zahlen dagegen nur die Spitze des Eisbergs: „Gewalt gegen Frauen ist ein sehr verbreitetes Phänomen, das selten angezeigt wird.“