Der rasche Aufstieg des spanischen Rechtspopulisten
Er war der einzige spanische Parteiführer, der nach der spanischen Parlamentswahl am 10. November einen Grund zum Jubeln hatte. „Presidente, Presidente“, riefen ihm seine Anhänger vor dem Hauptquartier in Madrid zu. „Noch nicht“, brüllte Santiago Abascal, Chef der aufsteigenden rechtspopulistischen Partei Vox, ins Mikrofon. Um dann hinzuzufügen, dass sein Erfolg in dieser Wahl erst der Anfang gewesen sei. „Wir werden keinen Schritt zurückweichen.“
15 Prozent der Stimmen hatte Abascals Rechtsaußenpartei bekommen. Das sind 52 Sitze im künftigen spanischen Parlament. Damit wurde Vox zur drittstärksten Kraft hinter den Sozialisten und der konservativen Volkspartei. Der 43-jährige studierte Soziologe ist der eigentliche Sieger der spanischen Wahlwiederholung, in der die Sozialisten zwar vorne lagen, aber erneut eine klare Regierungsmehrheit verpassten.
Ideologisch liegt Abascals Bewegung, die 2015 als Abspaltung der Volkspartei entstand, auf einer Höhe mit Deutschlands AfD und Frankreichs Rassemblement National. Mit den üblichen Feindbildern: Einwanderer,
der Islam, Feministinnen und auch Homosexuelle. Im Falle Spaniens kommen als Zielscheibe die katalanischen Separatisten hinzu, deren Unabhängigkeitsaktivitäten Abascal am liebsten verbieten will.
In der Parlamentswahl im April 2019 zogen Abascals Rechtspopulisten erstmals ins spanische Abgeordnetenhaus ein. Damals holten sie aus dem Stand mit zehn Prozent der Stimmen 24 Sitze. Im Mai folgte der zweite Erfolg: Abascals europaskeptische Truppe eroberte mit 6,2 Prozent drei Mandate im EU-Parlament. Am vergangenen Sonntag dann der dritte und bisher stärkste Streich.
Für seine Wahlkampfauftritte wählte Abascal vorzugsweise Stierkampfarenen. Das passt zu seinen martialischen Reden, in denen er auch gegen die Europäische Union zu Felde zieht. Abascal: „Wir sehen die aktuelle EU, vor allem wegen ihres föderalistischen Triebs, als ein Feind Europas.“
Vieler seiner Sprüche erinnern an US-Präsident Donald Trump. Etwa wenn er kritische Medien als „Feinde des Volkes“bezeichnet. Oder wenn er gegen die irreguläre Einwanderung wettert. So fordert Abascal, die beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Nordafrika mit einer Mauer gegen Migranten abzuschotten. Es ist kein Zufall, dass Vox in Südspanien, wo viele Immigranten als Erntehelfer auf den Feldern arbeiten, besonders erfolgreich ist. In Spaniens Gemüsegarten, rund um die Städte El Ejido, Níjar und Almería, wurde Vox stärkste Partei.
Der Staatsfeind Nummer eins ist in Abascals Augen jedoch die katalanische Unabhängigkeitsbewegung, welche einen „Staatsstreich“gegen Spanien plane und die spanische Nation zerstören wolle. Deswegen brauche Spanien eine Partei wie Vox, sagt Abascal. „Wir sind eine patriotische Bewegung zur Rettung der nationalen Einheit.“