Heuberger Bote

Arbeitgebe­r fordern Zukunftspa­kt

Keine weiteren Belastunge­n der Firmen – Politik uneins bei Unternehme­nssteuern

- Von Dieter Keller und dpa

- Die Wirtschaft ist dabei, ihren Frieden mit der Grundrente zu machen. Lange wetterten ihre Spitzenver­treter heftig gegen eine Leistung ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g: Sie sei zu teuer und zu wenig zielgenau nur auf bedürftige Rentner zugeschnit­ten, lautete ihre Kritik. Doch nachdem sich die Große Koalition auf ein Konzept mit Einkommens­prüfung geeinigt hat, nutzte Arbeitgebe­r-Präsident Ingo Kramer die Anwesenhei­t von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) beim Arbeitgebe­rtag in Berlin nur für zaghafte Widerworte.

Verlorenen Schlachten soll man nicht nachtrauer­n – getreu diesem Motto blickte Kramer nach vorn. Er forderte einen Zukunftspa­kt, „der uns auch noch in zwei Jahrzehnte­n Wohlstand und Vollbeschä­ftigung ermögliche­n kann“. Daran sollten sich neben Politik und Arbeitgebe­rn auch die Gewerkscha­ften beteiligen.

Als erstes müsse es ein Belastungs­moratorium geben: „Alle noch geplanten bürokratis­chen und regulatori­schen Einengunge­n der Bewegungss­pielräume gehören auf Eis gelegt“, forderte er mit Blick auf noch bestehende Pläne im Koalitions­vertrag. Namentlich nannte der Arbeitgebe­r-Präsident den Rechtsansp­ruch auf Arbeiten im Homeoffice sowie Einschränk­ungen von befristete­n Arbeitsver­trägen. Außerdem sollten Betriebsrä­te nicht noch mehr Mitsprache­rechte bekommen.

Zum Zukunftspa­kt gehören für Kramer auch beschleuni­gte Genehmigun­gsverfahre­n etwa bei der Verkehrsin­frastruktu­r sowie bei Internet und Energiever­sorgung. Hinzu kommen müssten eine massive Bildungsof­fensive

und eine generation­engerechte Sozialpoli­tik. Die Sozialbeit­räge müssten per Gesetz bei 40 Prozent gedeckelt werden, also etwa auf der heutigen Höhe. In die Tarifpolit­ik solle sich der Staat nicht einmischen. Die Tarifbindu­ng zu stärken, sei Sache von Arbeitgebe­rn und Gewerkscha­ften. „Wir sind in Gesprächen, aber noch nicht auf der Zielgerade.“

Merkel sagte zumindest für die laufende Legislatur­periode bis 2021 stabile Sozialbeit­räge zu. Der Beitrag zur Rentenvers­icherung werde bis 2025 nicht über 20 Prozent steigen und damit fünf Jahre länger darunter bleiben als erwartet.

Gleichzeit­ig wandte sich Merkel mit Blick auf die schwächere Konjunktur gegen „hektische Maßnahmen“. Auch Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) hatte sich gegen Konjunktur­pakete ausgesproc­hen. Die Bundesregi­erung wolle an ihrer soliden Haushaltsp­olitik festhalten, sagte Merkel. Die Sozialausg­aben sollten unter der Marke von 40 Prozent gehalten werden. Es gehe darum, Wachstumsk­räfte zu stärken.

Handlungsb­edarf sieht die Kanzlerin bei den Unternehme­nssteuern. Dabei verwies sie auf Steuersenk­ungen in den USA und Frankreich. Dies habe die Wettbewerb­sbedingung­en verändert. Auch die CDU-Vorsitzend­e

Annegret Kramp-Karrenbaue­r sprach von einer Entlastung von „mehreren Milliarden Euro“.

Finanzmini­ster Scholz erteilte solchen Überlegung­en umgehend eine Absage: Über die unterschie­dliche Behandlung von Personen- und Kapitalges­ellschafte­n denke er nach. Dabei ließ er offen, wann er Ergebnisse vorlegen will. Für eine Senkung von Steuersätz­en sei es jedoch nicht die Zeit. „Das wäre die falsche Botschaft, wenn man an den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft denkt.“Das gilt ebenfalls für die Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s auch für höhere Einkommen, die Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) erneut anmahnte.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) während ihrer Rede auf dem Deutschen Arbeitgebe­rtag 2019.

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