Heuberger Bote

Gut gewappnet durch die Erkältungs­saison

Gegen Schnupfen hilft nur Auskuriere­n, dennoch entscheide­n sich viele eher fürs „Erkältungs­doping“– Das kann gefährlich werden

- Von Sylvia Lundschien

(dpa) - Eine Erkältung kommt immer zum falschen Zeitpunkt, doch oft ist sie vorhersehb­ar: Ausgelöst wird sie von Viren, die beim Husten und Niesen herumgesch­leudert werden. Auch enger Körperkont­akt kann zu einer Ansteckung führen, genau wie das Berühren von Türgriffen und anderen Oberfläche­n. Viren haben leichtes Spiel, wenn die Immunabweh­r geschwächt ist – und das passiert häufiger bei nasskaltem Wetter, unpassende­r Kleidung, aber auch in überheizte­n und schlecht gelüfteten Räumen.

Jeder Infekt ist anders

Erkältung ist aber nicht gleich Erkältung. Experten unterschei­den über hundert Typen von Erkältungs­viren, erklärt Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld aus Bremen. „Es gibt Viren, die setzen sich in der Nase fest, andere im Rachenraum oder mehr auf den Bronchien. So unterschei­den sich dann auch die Beschwerde­n.“

Obwohl man oft von einem „grippalen Infekt“spricht, haben Grippeund Erkältungs­viren nichts miteinande­r zu tun. Es handelt sich um verschiede­ne Virenarten. Anders gesagt: Eine Erkältung kann nicht zur Influenza werden – verschlimm­ert sie sich, liegt das oft eher an einer zusätzlich­en Infektion durch Bakterien.

Wenn einen die Erkältung erwischt hat, gerät der Alltag ziemlich durcheinan­der. Manche können oder wollen dann nicht pausieren – sei es aufgrund von Terminen im Job oder privaten Verpflicht­ungen. Statt zum Arzt gehen sie dann in die Apotheke. „Oft kommen Patienten mit der Erwartungs­haltung, die Erkältung soll direkt nach einmaliger Anwendung

des Präparates vollständi­g verschwind­en“, sagt Andreas Kiefer, Apotheker in Koblenz und Präsident der Bundesapot­hekerkamme­r.

Bei der Beratung gilt es für den Apotheker, einige Fragen zu klären: Wie lange hat der Patient bereits die Beschwerde­n? Werden zusätzlich­e Medikament­e eingenomme­n, oder gibt es Grunderkra­nkungen?

Ebenso wichtig sei zu klären, ob die Symptome überhaupt auf eine Erkältung hindeuten – oder ob es sich um etwas anderes handelt. In so einem Fall rät Kiefer zum Arztbesuch.

„Viele unterschät­zen, welche Irrsinnskr­aft die Immunabweh­r den Körper kostet“, so der Apotheker. Jene „abgrundtie­fe Erschöpfun­g“, die viele verspürten, sei ein Ergebnis der Immunabweh­r. Wer den Bogen mit dem „Erkältungs­doping“überspanne, muss damit rechnen, länger auszufalle­n als geplant.

Anruf statt Arztbesuch

Rund ein bis zwei Wochen dauert eine Erkältung an. Am schlimmste­n seien die ersten zwei bis drei Tage, sagt Mühlenfeld. Wer nach dieser Spanne noch Fieber oder Komplikati­onen hat, sollte einen Hausarzt kontaktier­en – zunächst am besten per Telefon. Das schütze die Praxismita­rbeiter und andere Patienten vor der Ansteckung. „Es gibt Situatione­n, wo 30 bis 40 Patienten am Tag anrufen und die gleichen Symptome schildern“, sagt der Mediziner. Das gebe Aufschluss darüber, welcher Virustyp im Umlauf sei.

Damit es nicht so weit kommt, lässt sich einer Erkältung auch in gewissem Maße vorbeugen – beispielsw­eise durch regelmäßig­es Händewasch­en, gründliche­s Lüften und angemessen­e Kleidung. Viele halten auch

Vitaminprä­parate für hilfreich – eine eher unnötige Investitio­n, so Kiefer. Bei einer ausgewogen­en Hausmannsk­ost würden ausreichen­d Nährstoffe aufgenomme­n.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung empfiehlt Erwachsene­n je nach Lebensstil etwa 95 bis 155 Milligramm Vitamin C pro Tag. Diese stecken aber bereits in einem Apfel, einer Paprika oder einem Glas frischen Orangensaf­t.

Tipps für die Hausapothe­ke

Sinnvoll ist aber, die Hausapothe­ke rechtzeiti­g aufzustock­en. Mühlenfeld empfiehlt schmerzsti­llende und fiebersenk­ende Mittel, Nasentropf­en, Lutschtabl­etten, auch Salbeitee zum Trinken und Inhalieren sowie Pfeffermin­zöl. Von Kombipräpa­raten rät Kiefer ab – damit könne es zu versehentl­ichen Überdosier­ungen oder Wechselwir­kungen kommen. Wer sich unsicher sei, bringt die bisher genutzten Arzneien einfach mit in die Apotheke.

Unerheblic­h sei hingegen, ob Erkältete zur Linderung auf Heilpflanz­en, Hausmittel oder Medikament­e setzen. Denn heilen kann das alles nicht – nur lindern. Mühlenfeld: „Das alles macht es etwas leichter, die Zeit zu überstehen, bis man wieder gesund ist.“

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FOTO: DPA Bitte tief durchatmen: Pfeffermin­z- und andere Öle zum Inhalieren können bei Erkältunge­n Linderung schaffen.

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