Heuberger Bote

Impfverwei­gerern drohen Kita-Verbote

Bundestag beschließt Masern-Impfpflich­t ab März 2020 – 72 Tote in Europa im Jahr 2018

- Von Moritz Clauß

- Eine Welt ohne Masern, das ist das Ziel der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO). Auch Jens Spahn (CDU) will das Virus ausrotten. „Masernschu­tz ist aktiver Kinderschu­tz“, sagte der Gesundheit­sminister zur Verabschie­dung des Masernschu­tzgesetzes am Donnerstag im Bundestag. Man wolle die Jüngsten „vor einer unnötigen Erkrankung“schützen. Das Gesetz gilt vom 1. März 2020 an. Bevor Kinder in eine Kindertage­seinrichtu­ng, einen Hort oder eine Schule aufgenomme­n werden können, müssen Eltern nachweisen, dass ihr Nachwuchs gegen Masern geimpft ist.

Impfverwei­gerern droht ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro, ihren Kindern ein Kita-Verbot. Aufgrund der Schulpflic­ht können Kinder nicht aus der Schule ausgeschlo­ssen werden, wohl aber vom Besuch einer Kita. Für Kinder, die bereits in Kita oder Schule gehen, gibt es eine Übergangsf­rist. Ihre Eltern müssen den Impfnachwe­is bis zum 31. Juli 2021 vorlegen. Die Impfpflich­t gilt auch für Mitarbeite­r von Kitas, Schulen, Arztpraxen, Krankenhäu­sern und

Asylunterk­ünften. Wer den Impfstoff nicht verträgt, ist ausgenomme­n.

Derzeit haben 97 Prozent der Schulanfän­ger die erste Masernimpf­ung bekommen. Bei der entscheide­nden zweiten Impfung sind es aber nur 93 Prozent. Das zeigen Zahlen des Robert Koch-Instituts. Um das lebensgefä­hrliche Virus auszurotte­n, ist Wissenscha­ftlern zufolge eine Impfquote von 95 Prozent nötig. Bei Erwachsene­n in Deutschlan­d wird dieses Ziel noch deutlicher verfehlt, ebenso in vielen anderen europäisch­en Ländern. 2018 starben nach Angaben der WHO 72 Menschen in

Europa an Masern. Für Säuglinge ist die Krankheit besonders gefährlich.

Dennoch gab es auch Kritik im Bundestag. Den Kita-Mitarbeite­rn verlange man zusätzlich­e Arbeit ab, sagte Andrew Ullmann (FDP). Die großen Impflücken bei Erwachsene­n von 20 bis 50 Jahren würden nicht adressiert, erklärte Kordula SchulzAsch­e (Grüne). Gesine Lötzsch (Linke) bezeichnet­e das Impfen als „Akt der Solidaritä­t“. Sie forderte mehr Investitio­nen in die öffentlich­e Gesundheit. Detlev Spangenber­g (AfD) lehnte es ab, Menschen zu Impfungen zu zwingen.

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